Im Gespräch mit Lukas Jufer, Nikon

"Die Schweiz ist ein Foto-Land"

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Lukas Jufer ist seit zwei Jahren General Manager bei Nikon Schweiz. Er blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2012/2013 zurück, das Ende März endete. Das japanische Traditionsunternehmen ist Marktführer im Schweizer Kameramarkt und schaffte mit der Nikon 1 nach eigenen Angaben auf Anhieb den Sprung an die Spitze im Systemkamerabereich. Welche Herausforderungen es dennoch zu meistern gibt, erklärt Jufer im Gespräch.

Lukas Jufer, General Manager Nikon Schweiz. (Quelle: Nikon)
Lukas Jufer, General Manager Nikon Schweiz. (Quelle: Nikon)

Herr Jufer, wie sind Sie mit dem Geschäftsgang von Nikon in der Schweiz zufrieden?

Lukas Jufer: Nikon war gemäss GfK in den letzten zwölf Monaten Marktführerin im Schweizer Kameramarkt, und das Geschäftsjahr, das wir im März abgeschlossen haben, war ein Rekordjahr. Insofern können wir zufrieden sein. Wir müssen aber gleichzeitig alles daran setzen, dass wir unseren Kunden zusammen mit unseren Handelspartnern auch in Zukunft ein erstklassiges Markenerlebnis bieten können. Eine Verschnaufpause können wir uns also nicht leisten.

Was bereitet Ihnen Sorgen?

Sorgen ist ein starkes Wort und suggeriert auch eine gewisse Ratlosigkeit. Genau das wollen wir bei Nikon tunlichst vermeiden und uns stattdessen proaktiv den Herausforderungen von morgen stellen.

Was für Herausforderungen sind das?

Eine ist sicher, dass wir unsere starke Marktposition in der Schweiz weiter festigen wollen. Wenn man ganz vorne ist, wird man von allen anderen gejagt.

Das stimmt natürlich. Die Standardantwort, die ich normalerweise auf diese Frage höre, lautet: Preiszerfall. Haben Sie damit keine Probleme?

Der Handel ist bei der Festlegung der Verkaufspreise vollkommen frei. In diesen Wettbewerb mischen wir uns nicht ein.

Spüren Sie keinen Druck vom Handel die Einkaufspreise zu senken, wenn im Markt draussen der Preiskampf tobt?

Doch, natürlich. Ich glaube aber nicht, dass wir gut beraten wären, diesem nachzugeben. Nikon hat sich zum Ziel gesetzt, hochwertige und innovative Produkte zu entwickeln. Und damit verbunden sind zwangsläufig immense Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, die gedeckt werden wollen.

Welche Trends sehen Sie im Foto-Geschäft?

Bei den Kompaktkameras geht der Trend zu klar positionierten Modellen, wie zum Beispiel der Coolpix S9500 oder der P520, die sich über ihre Zoom-and-share-Funktionalität aus der Vielzahl der Kompaktkameras hervorheben. Weitere Beispiele sind die einfach zu bedienende Family-Cam Coolpix S31, die All-Weather-Kamera AW110 sowie unser neues Flaggschiff mit DX-Sensor, die Coolpix A. Im Spiegelreflexbereich sind derzeit Vollformatkameras wie die D600 und die D800 im Trend. Der grosse Erfolg der kürzlich lancierten D7100 zeigt uns aber auch, dass sich Modelle mit DX-Sensor nach wie vor grosser Beliebtheit erfreuen. Ins Segment der spiegellosen Systemkameras haben mit der Nikon 1 neue Funktionen wie "Bewegter Schnappschuss" und "Best Moment Capture" Einzug gehalten. In diesem Bereich, der nach wie vor wächst, werden wir sicher auch in Zukunft viele Innovationen sehen.

Das Geschäft mit Kompaktkameras ist durch die Smartphone-Fotografie unter Druck. Olympus hat bereits seinen Abschied aus diesem Geschäft angekündigt. Wie begegnet Nikon diesem Markttrend?

Bei Nikon haben wir uns schon sehr früh da­rauf eingestellt, unseren Kundinnen und Kunden fotografische Möglichkeiten anzubieten, die weit über die Möglichkeiten eines Smartphones hinausgehen, zum Beispiel in Form eines grossen Zoombereichs sowie einer überragenden Bildqualität auch bei schwierigen Lichtverhältnissen und sich schnell bewegenden Motiven. Der stetige Ausbau unserer Marktposition im Kompaktkamerabereich bestätigt uns darin, den eingeschlagenen Weg fortzuführen.

Welche neuen Produkte sind in der Pipeline?

Wer Nikon kennt, weiss, dass wir mit Innovationen nicht geizen, sehr wohl aber mit Informationen im Vorfeld dazu. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass wir auch für die Zukunft noch so einiges in petto haben.

Wie sieht es mit Nikons Engagement bei den spiegellosen Kameras aus? Irgendwie scheinen in diesem Geschäft andere Fotoanbieter die Nase vorn zu haben …

Das sehen wir bei Nikon naturgemäss etwas anders. Wir sind zwar etwas später als andere in diesen Markt eingestiegen, doch seit ihrer Lancierung ist die Nikon 1 die bestverkaufte spiegellose Systemkamera im Schweizer Markt. Die breite Akzeptanz der Produktlinie führe ich darauf zurück, dass wir mit der Nikon 1 ein wirklich grundlegend neues Konzept präsentiert haben und nicht der Versuchung einer blossen Miniaturisierung von Spiegelreflexkameras erlegen sind.

Wie setzt Nikon den Connectivity-Trend (Wi-Fi, Social Media, 3G/LTE) in seinen Produkten um?

Connectivity wird bei Nikon gross geschrieben, genau aus dem Grund weil es sich um ein offensichtliches Kundenbedürfnis handelt. So war Nikon der erste Hersteller, der mit der Coolpix S800c eine Kompaktkamera mit Android-Betriebssystem auf den Markt gebracht hat. Zudem sind viele unserer Kompaktkameras mit Wi-Fi ausgestattet und unsere Spiegelreflex- und Systemkameras können bei Bedarf mit GPS- und Wi-Fi-Funktionen erweitert werden.

Über welche Handelskanäle vertreibt Nikon seine Produkte in der Schweiz? Wie ist die Gewichtung der einzelnen Kanäle?

Nikon vertreibt seine Imaging Produkte in der Schweiz im Rahmen eines selektiven Vertriebssystems nur über autorisierte Nikon-Handelspartner. Um den Kunden die Orientierung zu erleichtern und sicher zu stellen, dass Beratung und Betreuung vor und nach dem Kauf eines Nikon Imaging-Produkts höchsten Qualitätsansprüchen genügen, unterscheiden wir vier Typen autorisierter Nikon-Handelspartner. Diese sind: Autorisierter Nikon Händler, Autorisierter Nikon System Partner, Autorisierter Nikon Pro Solution Partner, Autorisierter Nikon Online Händler. Durch diese Unterteilung ist für den Kunden ersichtlich, bei welchem autorisierten Nikon-Handelspartner welche Angebote und Dienstleistungen erwartet werden dürfen. Dadurch, dass sich das Nikon-Vertriebssystem stark am angebotenen Leistungsspektrum am POS orientiert, tritt die klassische Kanalsicht in den Hintergrund.

Stehen Veränderungen im Channel an? Wenn ja, welche?

Der Retail befindet sich schon seit geraumer Zeit im Umbruch und unsere Branche bildet hier mit Sicherheit keine Ausnahme. Je nach Situation bevorzugt ein und derselbe Kunde unterschiedliche Wege, wie er sich über ein Produkt informiert, wo er es kauft und wie er vor- und nachgelagerte Dienstleistungen in Anspruch nimmt. Ich denke, dies ist derzeit eine der grössten Herausforderungen in unserer Branche.

Welche Bedeutung hat der klassische Fotofachhandel noch für Nikon?

Im Rahmen des Selektivvertriebs von Nikon spielt die Beratungskompetenz unserer Handelspartner eine zentrale Rolle. Beste Voraussetzungen also für unsere Fachhandelspartner, sich hier klar zu profilieren.

Zu welchen Strategien raten Sie dem Fotofachhandel?

Ich denke nicht, dass wir als Hersteller uns anmassen sollten, dem Handel Strategieratschläge zu erteilen. Ich staune aber immer wieder über die Innovationskraft unserer Handelspartner im Fotofachhandel und stelle fest, dass viele von ihnen ein ganz eigenes Erfolgsrezept gefunden haben. Davor habe ich allergrössten Respekt.

Warum sollte der Handel mit Nikon zusammenarbeiten?

Wir bei Nikon sehen unsere Kernaufgabe darin, Kundenbedürfnisse nicht nur zu erfüllen, sondern die an uns gestellten Erwartungen zu übertreffen. Auch wenn uns dies natürlich nicht jeden Tag gelingt, so sind diese Grundsätze doch unabdingbar, um Fotografiebegeisterten in Zusammenarbeit mit unseren Handelspartnern Produkte und Dienstleistungen mit einem klaren Mehrwert anbieten zu können. Zudem investieren wir viel Zeit und Ressourcen in die Kommunikation sowie die Weiterentwicklung und Mitgestaltung der Fotografie als solche, mit dem Ziel, die Faszination des Bildes für noch mehr Leute zugänglich zu machen.

Was waren die Highlights der letzten 12 Monate von Nikon?

Da kommen mir spontan die äusserst erfreulich verlaufenen Produktlancierungen im Vollformatbereich in den Sinn sowie die erfolgreiche Etablierung der Nikon 1. Und auch auf den Nikon Day im Oktober mit über 1500 Besuchern in der Maag Event Hall in Zürich blicken wir immer wieder gerne zurück.

Welche Prognosen geben Sie für das Foto-Jahr 2013 ab? Trends, Chancen, Gefahren, Konjunktur?

Wir sehen derzeit keine dunkeln Wolken am Konjunkturhimmel. Für das Foto-Jahr 2013 bin ich zuversichtlich, nicht zuletzt wegen des  hohen Stellenwerts, den die Fotografie in der Schweiz geniesst. Dies bringt mit sich, dass die Leute hierzulande einen hohen Qualitätsanspruch an Kameras und Beratung haben. Gleichzeitig stellen wir fest, dass neue innovative Produkte, wie zum Beispiel die Nikon 1, sehr schnell Zuspruch durch ein breites Publikum finden. All dies sind Chancen, die es für uns und unsere Handelspartner zu nutzen gilt. Die Schweiz ist ein Foto-Land.

Zum Schluss noch drei persönliche Fragen: Womit fotografieren Sie heute?

Ich fotografiere persönlich mit der D7100, verspüre aber einen starken Kaufimpuls, wenn ich eine unserer Vollformatkameras in der Hand halte.

Was war Ihre erste Kamera?

Meine erste Kamera war eine Nikon F-301.

Was begeistert Sie an der Fotografie?

Die Emotionen und Informationsdichte, die ein gutes Bild in einem Sekundenbruchteil vermitteln kann, und die Leute, die diese Kunst jeden Tag aufs Neue perfektionieren.

Persönlich

Lukas Jufer ist seit zwei Jahren General Manager von Nikon Schweiz. Wie Nikon mitteilt, ist er verheiratet und Vater zweier Kinder. Der begeisterte Triathlet stiess vor sieben Jahren als Leiter der Mikroskopiesparte zu Nikon. Jufer studierte Natur- und Wirtschaftswissenschaften und begann seine berufliche Laufbahn in der Life-Science-Industrie.

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