Recycling-Anlage von Thèvenaz-Leduc

Waadtländer Firma recycelt quecksilberhaltige Leuchtmittel und Flachbildschirme

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von Saray-Lien Keser und lha

Die Waadtländer Firma Thèvenaz-Leduc hat eine neuartige Recycling-Anlage in Betrieb genommen. Diese trennt 97,7 Prozent des Quecksilbers von alten Elektrogeräten ab und soll so Mitarbeitende vor den giftigen Quecksilberdämpfen schützen.

(Source: foudefoot60 / pixybay)
(Source: foudefoot60 / pixybay)
  1. Thèvenaz-Leduc, eine Tochterfirma der Barec-Gruppe will das Recycling von quecksilberhaltigem Elektroschrott innovieren. Mithilfe einer Recycling-Anlage im Kanton Waadt werden nun 97,7 Prozent des Quecksilbers in Leuchtmitteln und Flachbildschirmen abgetrennt und weiter recycelt, teilt der Wirtschaftsverband der Swico mit.

Beim Recycling von Quecksilberhaltigen Geräten ist Vorsicht geboten, denn das gesundheitsschädigende Material verdampft bereits bei Zimmertemperatur. Laut Swico sind 80 Prozent der Flachbildschirme, die aktuell entsorgt werden, zwischen acht und 16 Jahre alt. Damit enthielten sie eine unterschiedliche Anzahl dünner und bruchanfälliger, quecksilberhaltiger Leuchtstoffröhren. Selbst gut geschulten Mitarbeitenden könne es passieren, dass die Röhren bei der Zerlegung brechen. Ausserdem kämen die Röhren in 3 bis 15 Prozent der Fälle bereits beschädigt in den Recycling-Stellen an. Die neue Anlage soll beim Recycling-Prozess nun unter die Arme greifen.

Das Prinzip

"Grob vereinfacht besteht der erste Teil der Anlage aus einem Shredder in einer Unterdruckkammer. Das Material wird zerkleinert und gesiebt, danach die statische Ladung neutralisiert, so dass das Quecksilber abgesaugt und unter anderem durch einen Aktivkohlefilter und einen Hepafilter geführt und gesammelt werden kann", zitiert der Swico David Wampfler, E-Waste Manager bei Thévenaz-Leduc. Das Restprodukt könne dann gesammelt werden. Übrig bleiben: 37 Prozent Eisen-Fraktion und gemischte Kunststoff-/Metallfraktionen.

Mit dem Staub werden 97,7 Prozent des enthaltenen Quecksilbers abgetrennt, welches in Fässer abgefüllt und in unterirdische Lager gebracht wird. Zum Vergleich, die CENELEC-Norm fordert einen Prozentsatz von 85 Prozent Quecksilber.

Beim zweiten Schritt werden anschliessend Stör- und Wertstoffe aussortiert. Dies gelinge der Anlage in mehreren Durchgängen via Farberkennung, Nahinfrarot und Metalldetektoren (inklusive Klang-Identifikation). Die stoffliche Verwertungsquote erreicht dabei einen Wert von über 90 Prozent, darunter:

  • 25 Prozent gemischter Kunststoff

  • 11 Prozent PMMA (Plexiglas)

  • 5 Prozent Flüssigkristalle

  • 5 Prozent Leiterplatten/Kupfer

  • 8 Prozent Graumetalle (Aluminium/Zinkguss)

Die Anlage wurde des Weiteren von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) abgenommen und ISO-zertifiziert. Die Werte sorgen auch dort für eine positive Überraschung, heisst es weiter.

Vorteile

Für das Recycling von quecksilberhaltigen Flachbildschirmen und Leuchtmitteln bedeutet die neue Anlage einen innovativen Fortschritt für alle Beteiligten, wie der Verband mitteilt. Was Mitarbeitende bisher manuell und unter gesundheitsschädlichen Bedingungen schaffen mussten, könne nun maschinell erledigt werden.

"Manuell kann ein Mitarbeiter in einer Stunde circa 35 Kilo zerlegen, wobei er oder sie flüchtigem Quecksilber und Leuchtmittelstaub ausgesetzt ist. Maschinell können pro Stunde mit zwei Mitarbeitern 1000 Kilo bearbeitet werden. Bildschirmfüsse und Kabel werden zwar nach wie vor von Hand entfernt, dies kann aber effizient und ohne Gesundheitsgefährdung im ersten und zweiten Arbeitsmarkt erfolgen, wo zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Geräte und einzelnen Bestandteile müssen weniger transportiert werden, was kürzere Transportwege und entsprechend weniger CO2-Ausstoss bedeutet", erklärt Roger Blesi, Geschäftsführer von Thévenaz-Leduc.

Hintergrund

Bei der Suche nach einer Lösung für ein sichereres Recycling von Leuchtstoffröhren in Leuchtmitteln und Flachbildschirmen, stiess Blesi bereits 2019 auf die vielversprechende Maschine. Einsatz finde diese bereits in Australien und Kanada. Der Geschäftsführer bestellte die Maschine noch im selben Jahr. Er und seine Mitarbeitenden modifizierten die Anlage und entwickelten sie weiter, um den Schweizer Anforderungen zu entsprechen.

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