Nachgefragt: Siroop-CTO Isabel Steiner

"Ich sehe Siroop als eine Art Standortförderung für die Schweiz"

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Seit knapp einem Jahr versucht Siroop, den Schweizer E-Commerce aufzumischen. Das Tochterunternehmen von Swisscom und Coop ist vor allem durch seine Werbeaktionen bekannt geworden. Chief Technology Officer Isabel Steiner erzählt, welche Hürden sie bisher überwinden musste und wie die Zukunft aussehen könnte.

Isabel Steiner, Chief Technology Officer bei Siroop
Isabel Steiner, Chief Technology Officer bei Siroop

Vor etwa zwei Jahren ist aus dem "Project Thor" von Swiss­com und Coop der Online-Marktplatz Siroop entstanden. Die Onlineplattform wurde von den beiden Unternehmen vor etwa einem Jahr offiziell lanciert.

Siroop startete mit rund 50 Händlern, inzwischen sind fast 350 Händler auf der Website verzeichnet. Siroops Idee ist es, einen offenen Marktplatz für Schweizer Händler jeglicher Grösse und technischer Kompetenz zu sein, wie Chief Technology Officer (CTO) Isabel Steiner sagt. Daher finden sich ausser Branchengrös­sen wie Brack.ch vor allem viele mittelgrosse sowie kleine und spezialisierte Schweizer Firmen unter den Partnern.

Anbindung ist das grösste Problem

All diese Firmen auf die Siroop-Plattform zu bringen, war und ist für Steiner die grösste Herausforderung, wie sie sagt. Brack.ch etwa habe gleich eine Schnittstelle (API) gewollt, um die eigene Produktpalette automatisch einzuspielen. Viele andere Händler hätten aber nicht einmal eine eigene Website. Von Excel-Tabellen über alle möglichen Standards und Dateiformate habe Steiner daher schon alles gesehen.

Viele Lösungen der Händler seien zudem proprietär. Alle mit Siroop kompatibel zu machen, sei eine grosse Herausforderung, sagt Steiner. "Inzwischen kann uns niemand mehr schrecken", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Siroop will den Händlern den Einstieg so einfach wie möglich machen, was im Umkehrschluss für das Team von Steiner viel Arbeit bedeutet. Bisher habe das Team aber für alle Fälle eine Lösung finden können, sagt Steiner.

Standortförderung für die Schweiz

Siroop habe in dem einen Jahr seines Bestehens ein sehr breites Portfolio an Händlern aufgebaut. Brack.ch stehe als Schwergewicht im Zentrum, und das Coop-Sortiment sei auch "low hanging fruits" gewesen, sagt Steiner. Was Siroop aber ausmache, seien die kleinen Nischenprodukte. Als Beispiel nannte Steiner die Johanneli-Fi Weinkellerei, mit dem nach eigenen Angaben höchsten Weinberg Europas, oder den Trockenfleisch-Spezialitäten Alpen-Hirt aus dem tiefsten Graubünden. Siroop will laut Steiner "das Besondere, das man sonst nicht online findet", anbieten. Zudem seien es Produkte, welche "die Schweiz ausmachen". Si­roop soll daher ein Marktplatz für Gross und Klein sein, betont sie.

Gleichzeitig verstehe sie Siroop als eine Art Standortförderung für die Schweiz, sagt Steiner. Händler, die sich sonst keinen grossen Onlineauftritt inklusive E-Commerce und Werbung leisten könnten, hätten mit Siroop einen Partner bei der Hand, betont sie.

Siroop wurde auch geschaffen, um ein Schweizer Gegengewicht zu den grossen US-Plattformen zu schaffen. Als ein rein Schweizer Anbieter hat sich Siroop die Förderung des Wirtschaftsstandorts auf die Fahnen geschrieben. "Wir wollen all diejenigen Unternehmen, die den Sprung in die digitale Welt noch nicht geschafft haben."

Nutzerbasis langsam aufbauen

Siroop spricht gemäss Steiner vor allem ein junges Publikum an. Unter dem Motto "happy shopping" sollen die Kunden leicht und einfach bei Siroop etwas ordern können. Ausser für Personen, die besondere Produkte suchen, sei Siroop aber auch eine Plattform für Schnäppchenjäger, die nur das günstigste iPhone suchten.

Bei der Marktbekanntheit liege Siroop schon unter den Top fünf, betont Steiner. In der kurzen Zeit des Bestehens sei das ein grosser Erfolg. Aktuell kämen die meisten Kunden nicht direkt über die Startseite von Siroop auf die Plattform, sondern durch eine Suche auf Google oder auf Preisvergleichsplattformen, sagt Steiner weiter.

Seit der Lancierung vor einem Jahr habe sich noch keine "treue Nutzerbasis" herausgebildet, was laut Steiner auch nicht verwunderlich ist. Es brauche noch mehr Zeit, bis sich ein solcher Trend einstelle. Steiner zeigt sich jedoch optimistisch, dass sich Siroop langfristig als Player am Markt etablieren werde. Im Jahr 2016 verbuchte Siroop 12 Millionen Visits, was gemäss Steiner im Rahmen der Erwartungen lag.

Amazon als grosses Vorbild

Als grosses Vorbild im Bereich E-Commerce für Siroop bezeichnet Steiner Amazon. Angefangen von Konzepten wie der Lieferung am gleichen Tag, dem 3-D-Druck oder auch Drohnen sei Amazon visionär.

Siroop könne sich jedoch nicht mit dem Tempo von Amazon messen, schränkt sie ein. Vielmehr will sie Siroop "stetig in kleinen Schritten weiterentwickeln". Dabei sei eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden wichtig, um an deren Bedürfnissen ausgerichtet die Plattform voranzubringen. Gleichzeitig glaubt Steiner auch an das Experimentieren und Testen von neuen Ideen. Dadurch, dass Siroop einzig auf den Schweizer Markt konzentriert sei, könne sich die Plattform besser als etwa Amazon auf die spezifischen Bedürfnissen der Kunden konzentrieren.

Siroop werde vermutlich in drei bis vier Jahren nicht mehr als Website wie heute existieren, skizziert Steiner ihre Vision. Siroop könnte sich zu einer Plattform wandeln. Der Traffic werde dann von den grossen Aggregatoren, wie etwa Google, kommen. Dabei brauche es vor allem gute Schnittstellen (APIs), betont Steiner. Durch diese müssen sich Siroop so positionieren, dass der Online-Marktplatz unter den ersten Treffern auf den grossen Plattformen landet. "Wer den Kunden am besten kennt, wird das Rennen machen", führte sie weiter an. Daher müsse das ganze Ökosystem stimmen.

Entwicklung zunehmend in der Schweiz

Obwohl Siroop ein Joint-Venture von Swisscom und Coop ist, übernehmen die beiden Firmen nicht die Technologieleitung. Als wichtigste Entwicklungspartner nennt Steiner Liip für das CMS und Ginetta für das Frontend. Die heutige Shop-Software kommt vom Berliner Anbieter Spryker.

In Zukunft will Siroop komplett auf Schweizer Anbieter setzen. Die Kommunikation sei leichter und diese verstünden auch die Bedürfnisse des Schweizer Marktes besser, sagt Steiner. Siroop werde damit noch stärker eine Plattform aus der Schweiz, für die Schweiz.

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