Interview

"Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei"

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Franco König ist seit Juni neuer Verwaltungsratspräsident von Euronics Schweiz. Der Nachfolger von Beat Sidler ist ausserdem Geschäftsinhaber von Bolliger Hi-Fi TV Video in ­Zofingen. Im Interview erklärt König, wie er die zwei Rollen vereint.

Franco König, Geschäftsinhaber von Bolliger Hi-Fi TV Video in Zofingen
Franco König, Geschäftsinhaber von Bolliger Hi-Fi TV Video in Zofingen

Wie haben Sie die ersten 100 Tage als Euronics-Schweiz-VR-Präsident erlebt?

Franco König: Spannend und lehrreich. Ich höre gerne zu. Wünsche, Anliegen, Tipps und direkte Begegnungen inspirieren mich und treiben mich an. Alltägliche Begebenheiten, die manchen gar nicht auffallen, präge ich mir ein, damit ich das Umfeld und die wirklich wichtigen Dinge besser verstehen kann.

Was sagen Euronics-Fachhandelspartner zu Ihnen?

Neulich erzählte mir ein Händlerkollege mit Begeisterung von lösungsorientierten Projekten und den Kunden­erlebnissen. In seiner Stimme schwang Stolz mit. Berufsstolz und Begeisterung schätze ich sehr, wie auch die zahlreichen Briefe und E-Mails, die ich seit meiner Wahl erhalten habe. Ich war überrascht von der offensichtlich durchgängigen Bindung der Fachhändler/Besitzer und der Mitarbeiter an Euronics. Es sind die Menschen und die lokale schweizweite Präsenz, die Euronics Schweiz bereichern.

Wieso ist der zwischenmenschliche Kontakt so wichtig?

Weil einige glauben, dass der Mensch durch den gegenwärtigen Wandel in der Unterhaltungselektronikbranche letztlich durch Online-Einkaufsplattformen ersetzt wird. Aber die Technologie dient nicht dazu, die Menschen zu ersetzen – vielmehr soll sie ihnen das Leben erleichtern. Es liegt an uns, dass wir unsere Beratungskompetenz, unser Fachwissen und die lokale, gepflegte Nähe zum Kunden besser zur Geltung bringen und sichtbar machen. Der zwischenmenschliche Kontakt, Stolz und Begeisterung sind entscheidend – wenn man den Menschen vergisst, ist man zum Scheitern verurteilt!

Welche Strategie wollen Sie mit Euronics Schweiz ­verfolgen?

Dass die Zentrale weiterhin für alle Händler, ob gross oder klein, unabhängig und gleichermassen da ist. Euronics wird sich auch in Zukunft nicht kaufen oder von Händlern und Lieferanten erpressen lassen. Eine gute Kooperation erfordert motivierte Partner. Gerade unsere breite Präsenz in der ganzen deutschsprachigen Schweiz wird von vielen Kundinnen und Kunden täglich frequentiert und diese hoffentlich einladend gestalteten Standorte sind dafür die ideale Plattform.

Was können Euronics-Fachhändler von Ihnen erwarten?

Ich bin direkt und bringe es auf den Punkt. Wir müssen in der Euronics-Händlergemeinschaft auch schwierige Entscheidungen klar und korrekt kommunizieren. Bei einem neuen Geschäftsfeld, einer neuen Idee oder Umwandlung muss man die Direktbetroffenen in- und ausserhalb von Euronics Schweiz miteinbeziehen. Man muss ihnen von Anfang an die Vorteile unserer Ideen und Lösungen aufzeigen, damit sie später nicht unter den Folgen leiden. Vor allem müssen die Mitarbeiter und die Fachhändler verstehen, was wir machen. Wir müssen die Leute ernst nehmen, das ist unsere Pflicht. Sind Entscheidungen einmal gefällt, muss man auch die Verantwortung tragen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit?

Wir legen mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsführung die Strategie 2017 im Detail fest. Es wird laufend Veränderungen geben. Ich kenne den Leistungskatalog von Euronics Schweiz. Unglaublich, wie umfassend er ist und auch ich immer wieder auf Neues stosse! Aber ich bin überzeugt, dass unsere Mitglieder viele dieser Leistungen gar nicht kennen. Auch hier gibt es noch viel Arbeit, damit wir sichtbarer und transparenter werden.

Wie will Euronics Schweiz dem Rückgang im CE-Markt ­entgegenwirken?

Indem wir weiter motivieren und ermutigen, sich in neue Geschäftsfelder zu wagen, diese mit Kompetenz und Qualität besetzen und nicht müde werden, darauf hinzuweisen. Unsere Branche hat viel mehr zu bieten als nur Fernseher! Und den konsequenten Schritt weg vom Point of Sales (POS) hin zum Point of Emotion (POE)!

Wie vereinbaren Sie Ihre Rolle als VR-Präsident von Euronics Schweiz und Geschäftsinhaber bei Bolliger Hi-Fi TV Video?

Für jeden Verwaltungsrat, egal ob Präsident oder nicht, gilt nur eines: das Interesse der Gemeinschaft der Firma Euronics Schweiz. Die persönlichen und geschäftlichen Interessen als Inhaber eines eigenen Radio-TV-Geschäfts kommen immer erst an zweiter Stelle.

Welche Themen wollen Sie an der Euronics-Herbstversammlung ansprechen?

Es gibt keine Herbstversammlung mehr im bekannten Rahmen der letzten Jahre. Mit der «Trend-Tour» an der Auto Zürich Car Show 2016 schuf unser Geschäftsführer Norbert Lüthi eine schweizweit einmalige Händler-, Lieferanten-, und Konsumenten-Herbstplattform, die als öffent­liche Messe für jedermann offen ist. Erstmals seit vielen Jahren haben wir, respektive unsere Branche, die Chance, sich gemeinsam einem breiten Publikum im besten Licht zu präsentieren. Nicht der Preis wird im Vordergrund stehen, sondern die smarten Lösungen und Highlights der diversen Aussteller, verbunden mit den Dienstleistungen der Fachhändler. Zudem ist es ausser der Möglichkeit, sich einem technik- und designinteressierten Publikum unsere Branche zu präsentieren, der einzige CE-Herbsttreffpunkt für alle Händler und Lieferanten mit einem separaten Händler- und Einkäuferbereich.

Wieso entschied sich Euronics Schweiz für eine ­Automesse?

Bis vor wenigen Jahren hörte man mit dem Radio Radio. Schaute mit dem Fernseher fern. Und telefonierte mit dem Telefon. Heute ist das Smartphone Radio, Fernseher und Telefon in einem. Und noch viel mehr dazu. Zum Beispiel Navigationsgerät und Autoschlüssel. Der Markt für Heimelektronik wächst zusammen und erobert mit «Apple Car iPlay» und «Android Auto» auch die Automobilindustrie. Gleichzeitig eröffnet das Internet der Dinge völlig neue Möglichkeiten. Eine Trennung zwischen Consumer Electronics und Car Electronic ist nicht mehr möglich. Aus diesem Grund weitet die «Auto Zürich» die Ausstellungsfläche für Electronics aus und bietet den Besucherinnen und Besuchern mit der «Trend-Tour» ein interaktives Erlebnis. Und einen faszinierenden Mehrwert dazu.

Gibt es ausser der CE = E2 2017 weitere Kooperations­projekte mit Electronicpartner Schweiz?

Nein. Wir sind stolzer Partner von Euronics International. Wir Händler profitieren täglich von diesem Netzwerk, auch wenn wir es vordergründig nicht merken. Im Hintergrund wird sehr viel ohne grosses Tamtam dafür getan.   

Wie unterstützt Euronics Schweiz seine Fachhandels­partner?

Mit einem bunten Strauss an Dienstleistungen und Bonussystemen, die für jeden Händler gleich sind. Mit einer Zentrale, die sich 365 Tage im Jahr 24 Stunden am Tag Gedanken macht, wie und wo wir unsere Mitglieder noch besser unterstützen könnten, damit es den Fachhandel auch morgen noch gibt. Euronics nimmt ausschliesslich Fachhändler auf, die auf Kompetenz und Qualität setzen. Ab Frühling/Sommer 2017 werden wir ausserdem die neue Euronics-Cross-Channel-Homepage aufschalten, die für unsere Händler und Lieferanten viele neue Möglichkeiten im Bereich Information und Verkauf bieten wird.

Was raten Sie dem Fachhandel?

Entscheidend und der wichtigste Erfolgsfaktor für die He­rausforderung des Fachhandels ist eine positive Grundhaltung und Einstellung. Mit Begeisterung relativiert sich die Preisthematik. Die Mitarbeiter und deren Qualifikationen haben für ein Unternehmen den mit Abstand positivsten Einfluss auf Erfolg. Man muss sich für neue Geschäftsideen öffnen. Auch wenn es auf den ersten Blick schwierig, unrentabel und unmöglich ist und so gar nichts mit dem Röhrenfernseher zu tun hat. Zudem müssen wir die Gemeinschaft Euronics in der Schweiz stärken. Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei. Nur gemeinsam sind wir stark. Wir sind erst am Anfang der weltweiten CE-Globalisierung.

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