Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Wearables? Führt Melectronics sicher nicht"

Uhr | Aktualisiert

Wearables sind ein Mega-Trend. Doch sind sie schon im Handel angekommen? Und wie fällt die Beratung dazu aus? Die professionelle Mystery-Shopperin Astrid T. machte den Test.

Der Sommer naht, Zeit für etwas Bewegung. Das hat sich zumindest Astrid T. fest vorgenommen und sich auf die Suche nach einem Activity Tracker gemacht. Die sind derzeit in aller Munde oder besser gesagt an allen Körpern. Schon zwei ihrer Arbeitskolleginnen tragen eines dieser sogenannten Wearables am Arm. Über eine App verfolgen sie ihre täglichen Leistungen. So können sie beispielsweise nachprüfen, wie aktiv sie den Tag verbracht oder wie tief sie in der vergangenen Nacht geschlafen haben. Astrid musste unbedingt auch einen solchen Digital-Fitnessberater haben und ging deshalb auf Mystery-Shopping-Tour, die sie in ein Geschäft für Smartphone-Zubehör, zu Interdiscount, in ein Sportartikel-Fachgeschäft, zu Letec, Manor, Sportxx und Melectronics führte.

Smartphone-Zubehör-Shop

Als Erstes versuchte Astrid ihr Glück in einem Geschäft für Smartphone-Zubehör. Schliesslich funktionieren die elektronischen Fitness­bänder auch in Kombination mit Smartphones. Dort gab es aber keine Wearables, stattdessen verwies die Verkäuferin sie an die gegenüber­liegende Interdiscount-Filiale.

Interdiscount

Ein paar Schritte weiter, im Interdiscount, entdeckte Astrid hinter einer Vitrine mehrere Pulsuhren. Während sie die Nase an die Glasscheibe drückte, um die Fitnessuhren zu begutachten, näherte sich eine junge Verkäuferin und fragte, ob sie helfen könne. Astrid trug ihr Anliegen vor, worauf die Verkäuferin meinte, dass sie seit zwei Wochen auch Fitnessarmbänder von Jawbone und Fitbit im Sortiment hätten. Genau so etwas suchte Astrid. Noch überzeugter war sie, als ihr die Verkäuferin versicherte: "Die sind viel besser als die Pulsuhren, weil sie damit neben Schritten beispielsweise auch den Schlaf überwachen können." Auf die Frage, welches Gerät denn das Beste sei, konnte sie aber keine Antwort geben. Das Modell Fitbit Flex verkaufe sich wahnsinnig gut, dafür sei das leicht teurere Armband Jawbone Up zum Aktionspreis erhältlich. "Welches Modell besser ist, weiss ich wirklich nicht, weil wir die Produkte erst seit kurzem führen", entschuldigte sich die Verkäuferin und verabschiedete sich, weil weitere Kunden auf Bedienung warteten.

Sportartikel-Fachgeschäft

Astrid war auf den Geschmack gekommen.  Da ihr die Interdiscount-Verkäuferin nur wenig Auskunft geben konnte, versuchte sie es als Nächstes im Sportartikel-Fachgeschäft. Dort fand sie auf den ersten Blick, was sie suchte: Das Modell Polar Loop war an der Kasse ausgestellt. Ein Verkäufer hinter dem Kassentresen erklärte ihr dessen Funktionen wie etwa  den Schritt- oder Kalorienzähler. In Kombination mit einem Brustgurt könne die Trägerin auch ihren Puls messen und via Bluetooth am Smartphone auswerten. Der Verkäufer erwähnte die einfache Bedienung, pries das Design und sagte zum Schluss: "Die Activity Tracker sind tolle Motivationshilfen. Viele Kunden sagten mir, sie seien mehr in Bewegung, seit der Activity Tracker ihnen aufzeigt, wie viele Schritte sie für ihr Tagessaldo noch gehen müssen." Astrid bedankte sich für die enthusiastische Beratung, der versierte Verkäufer konnte ihr einen Überblick über die Funktionen des ­Polar-Modells bieten. Jetzt wollte sie aber wissen, was es sonst noch so in Sachen Wearables gibt.

Letec

Weiterhelfen konnte Letec, wo sie ein tieferes Sortiment vorfand. Sogleich als Astrid den Letec-­Shop betreten hatte, versicherte ihr ein Verkäufer im Vorbeigehen, dass er sie sofort bedienen werde. Während der Wartezeit machte sich Astrid mit dem Letec-Sortiment vertraut. Auch hier waren wie bei Interdiscount die zwei Modelle Jawbone Up und Fitbit Flex ausgestellt. Ebenso war das Armband Polar Loop erhältlich, das ihr der Verkäufer im Sport-Fachgeschäft anpries. Als der Letec-­Verkäufer jedoch über die Wearables sprach, blieb das Polar-Modell gänzlich unerwähnt. Stattdessen erklärte er, wie die beiden anderen Modelle funktionieren und ging im Detail auf die Weckfunktion ein. Beide Modelle von Jawbone und Fitbit würden die Schlafphasen ihrer Träger an ihren Bewegungen registrieren und weckten diese in Leichtschlafphasen auf. Doch Vorsicht, warnte er, sollte Astrid mit ihrem Partner im Bett liegen und dieser sich während des Schlafs bewegen, würde das Armband dies als Astrids Bewegung missverstehen. "Sie sollten damit also allein im Bett liegen", bemerkte der Verkäufer. Er sprach offenbar aus eigener Erfahrung: Auf das Jawbone-Modell habe Letec einen Mitarbeiterrabatt gewährt, weshalb er sich selbst eines zulegte. Damit sei er vollkommen zufrieden. Das Fitbit-Modell kenne er zwar weniger, Jawbone und Fitbit seien aber vergleichbar, versicherte er. Beide seien Motivationshilfen, denn die gesammelten Daten könnten Nutzer auf einer Plattform eintragen und ihren Freunden mitteilen. Studien hätten ergeben, dass dies ein besonderer Ansporn für sportliche Leistungen sei, sagte er und versuchte mit diesem Argument, As­trid zum Kauf zu überreden.

Manor

Astrid war happy. Sie erfuhr Produktdetails aus erster Hand und wusste nun schon einiges über Wearables. Die Mystery-Shopping-­Tour war damit aber noch nicht vorbei. Sie versuchte es weiter im Manor-Warenhaus. In der gut besuchten Elektronikabteilung wartete Astrid einige Zeit auf Bedienung. Nach zehn langen Minuten fand sie schliesslich eine Verkäuferin, die sie auf ihre Suche nach Wearables ansprach. An der Kasse waren zwar die bereits bekannten Armbänder von Jawbone und Fitbit ausgestellt. Die Verkäuferin führte Astrid aber weiter zum Modell ­Gear Fit von Samsung, das neben Samsung-Smartphones hinter einer Vitrine versteckt war. "Damit kann der Träger die Herzfrequenz messen oder die Schritte zählen", erklärte die Verkäuferin und sagte aus tiefer Überzeugung: "Die anderen Modelle sind zwar auch nicht schlecht, aber Samsung ­hatte eine coole Idee: Wenn man ein Samsung-Smartphone hat, lassen sich die Geräte miteinander synchronisieren." Die Verkäuferin schien das Modell schon selbst ausprobiert zu haben. Denn sie schwärmte von der Möglichkeit der Videotelefonie dank integrierter Kamera, was ausgezeichnet funktioniere. Zudem könne das Armband SMS und Uhrzeit anzeigen, biete Zugang zu Apps und verfüge über einen integrierten Speicher. Bevor das Gespräch beendet war, warnte die Verkäuferin  davor, ein Gear Fit zu kaufen ohne bereits ein Samsung Galaxy Note 3, ­Galaxy S4 oder S5 zu besitzen, denn das Armband sei zurzeit nur mit diesen Modellen kompatibel.

Sportxx

Astrid bedankte sich für die ausführliche Beratung und zog weiter zu Sportxx. Dort wurde sie von einem Verkäufer hinter dem Kassentresen begrüsst, der ihr auf ihre Anfrage einen Prospekt zu Polar-Pulsuhren zeigte.  Die meisten davon funktionieren in Kombination mit einem Brustgurt. Der Verkäufer bemerkte jedoch, dass diese für Sport konzipiert seien. Für den täglichen Gebrauch eigne sich das Modell Loop von Polar, das der Verkäufer im Sportartikel-Fachgeschäft As­trid bereits vorgestellt hatte. Dieses biete viel mehr Funktionen als eine Pulsuhr und sei wesentlich günstiger.

Astrid wollte sich aber auch über weitere Modelle informieren und erkundigte sich, ob eventuell Melectronics gleich gegenüber mehr Auswahl biete. Der Verkäufer wollte dies nicht glauben, "Mit 99-prozentiger Sicherheit führen die so was nicht", meinte er.

Melectronics

Falsch gemeint. Seit kurzem führt auch  Melectronics Activity Tracker, wie ein Verkäufer erklärte. Auch hier war wiederum das Modell Up von Jawbone ausgestellt, zudem führte Melectronics auch das Fitness-Armband Vivofit von Garmin. Als Astrid den Verkäufer nach den Unterschieden fragte, holte dieser Unterstützung bei einer Kollegin, die kenne sich besser aus, bemerkte er entschuldigend mit dem Hinweis, dass sich die Produkte erst seit kurzem im Sortiment befänden. Seine Kollegin kannte die Unterschiede der beiden Modelle ebenfalls nicht. Dafür konnte sie Astrids Frage zum Unterschied zwischen Pulsuhren und Wearables beantworten: "Pulsuhren sind mehr für Sport ausgelegt, während sich die Armbänder für den täglichen Gebrauch eignen." Dasselbe hatte sie bereits bei Sportxx gehört. Dort solle sie auch hingehen, falls sie eine vertiefte Beratung wünsche.

Fazit

Zu Sportxx ging Astrid aber nicht nochmals. Stattdessen beendete sie ihre Mystery-Shopping-Tour und zog ein durchaus positives Fazit. Begeisterte Verkäufer schwärmten von den Möglichkeiten der Activity Tracker. ­Wearables sind derzeit voll im Trend. Das haben auch die Sportartikel-Fachgeschäfte frühzeitig erkannt, wie sich während der Tour gezeigt hat.

Aber auch der CE-Handel kommt auf den Geschmack. Interdiscount und Melectronics rüsten auf und führen die Armbänder seit neuestem ebenfalls in ihrem Sortiment. Dementsprechend können sie noch wenig Auskunft bieten, die Begeisterung fehlt natürlich ganz, die Beratung fiel unbefriedigend aus. Ganz anders bei Letec, Manor oder im Sportgeschäft, wo sich die Verkäufer offenbar mit dem neuen Trend auseinandergesetzt und selbst Hand an die Armbänder gelegt haben. Astrid drückt aber für den CE-Handel ein Auge zu und vertraut darauf, dass dieser bald auch kompetent Auskunft zum Thema geben kann.

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