Erhebung von Autoscout24

Zug hat die meisten, Uri die wenigsten Elektrofahrzeuge

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von Dejan Wäckerlin und msc

Autoscout24 zeigt, wie es um die Elektromobilität in der Schweiz steht. Insbesondere die wohlhabenderen und urbanen Kantone, allen voran der Kanton Zug, ziehen voraus und hängen ländliche Kantone wie Uri ab.

(Source: LeeRosario / pixabay.com)
(Source: LeeRosario / pixabay.com)

Die Zahl der Elektrofahrzeuge auf Schweizer Strassen nimmt zu. Ende September 2023 lag der kumulierte Anteil an neu zugelassenen batterieelektrischen E-Autos (BEV) bei 19,8 Prozent, wie Autoscout24 schreibt. Im Vergleich liege der Anteil an Benzinfahrzeugen bei 31,3 Prozent und von Dieselfahrzeugen bei 8,5 Prozent. Insgesamt seien nur 3,3 Prozent aller Personenwagen (PKW) rein batterieelektrisch. Benzinfahrzeuge würden 62 Prozent und Dieselfahrzeug 26,8 Prozent aller PKWs ausmachen.

"Dies verdeutlicht, dass trotz der guten Fortschritte der Übergang zur vollständigen Elektromobilität ein Marathonlauf ist und noch dauern wird", sagt Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei Autoscout24.

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Die Zahl der batteriebetriebenen Personenfahrzeuge relativ zur Zahl aller Personenfahrzeugen in den Kantonen. (Source: zVg)

Kanton Zug führt bei den Elektrofahrzeugen, Uri hinkt hinterher

Der Vergleich zwischen den Kantonen zeigt, dass der Wandel zur Elektromobilität sehr unterschiedlich voranschreitet, wie es ausserdem heisst. So weist der Kanton Zug mit 6,8 Prozent den höchsten Elektrofahrzeuganteil relativ zum PKW-Bestand auf und führt damit das Kantonsranking an, wie es heisst. Sanz de Lama fügt an: "Dies ist mitunter auf die hohe Kaufkraft und die gut ausgebaute öffentliche wie auch private Ladeinfrastruktur in dieser Region zurückzuführen." Der Kanton habe zudem 155 öffentliche Ladestationen auf 100 Quadratkilometer, womit er im Ranking ebenfalls sehr weit vorne liege.

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Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei Autoscout24. (Source: zVg)

Das Schlusslicht bildet Uri mit einem Elektrofahrzeuganteil von 2,2 Prozent, wie es weiter heisst. Auch bei den Ladestationen schneide der Kanton nicht besser ab. Auf 100 Quadratkilometer kämen gerade einmal 10 Ladestationen. Der Kanton sei dort auf dem drittletzten Platz im Ladenetz-Ranking.

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Wie viele Ladestationen kommen auf 100 Quadratkilometer, nach Kanton aufgeschlossen. (Source: zVg)

Stadt-Kantone brillieren mit hoher Ladestationsdichte

Was die Ladestationsdichte betrifft, führt gemäss dem Online-Marktplatz der Kanton Basel-Stadt die Liste an. Auf 100 Quadratkilometer kämen 600 öffentliche Ladestationen. Darauf folge der Kanton Genf mit einer Dichte von 233 öffentlichen Ladestationen. Die Kantone Bern, Zürich und Tessin würden hierbei aufholen, da sie die Errichtung von Ladestationen fördern, heisst es weiter.

E-Mobilitätsexperte Marco Piffaretti sagt, dass diese drei Kantone in Sachen Wallbox-Incentivierung gut unterwegs seien, da sie deren Errichtung fördern würden. Im Tessin gäbe es beispielsweise eine kantonale Förderung von 1200 Franken für intelligente Wallboxen, die über ein zentral gesteuertes Lastenmanagement verfügen. Das Schlusslicht des Ladenetz-Rankings bilde der Kanton Jura mit 8 Ladestationen pro 100 Quadratkilometer.

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Wie viele Elektrofahrzeuge sind im Zeitraum Januar bis September 2023 auf der Autoscout24-Plattform inseriert worden, nach Kanton aufgeschlossen. (Source: zVg)

Stadt und Land gehen bei E-Fahrzeugen unterschiedliche Wege

Dass die Stadt-Kantone im Vergleich vorne liegen und eher ländliche Kantone schlechter dastünden, erklärt sich Peter Grünenfelder, Präsident von Autoschweiz, folgendermassen: "Ländliche und per se finanziell weniger gut gestellte Kantone wie Uri und Jura haben es deutlich schwerer, auf eine gute Abdeckung zu kommen. Denn die Entwicklung verläuft parallel zur Marktentwicklung: Wo viele Elektroautos auf den Strassen sind, wird eher in öffentliche Ladeinfrastruktur investiert. Und deren Einrichtung ist in städtischen Gebieten einfacher, weil meist entsprechende Netzkapazitäten ohne grosse Ausbauten zur Verfügung stehen."

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Peter Grünenfelder, Präsident von Autoschweiz. (Source: zVg)

Gemäss Autoscout24 ist der Stadt-Land-Graben auch im Angebot erkennbar. Von Januar bis September 2023 wurden laut dem Online-Marktplatz in den Kantonen Uri, Nidwalden und Appenzell Ausserrhoden nur 112, 110 beziehungsweise 48 E-Fahrzeuge auf der Plattform inseriert. Im Kanton Zürich stünden im selben Zeitraum über 6700 Elektrofahrzeuge zur Verfügung. Derselbe Kanton generiere auch die meisten Suchanfragen nach Elektrofahrzeugen. Auch die Kantone St. Gallen und Aargau hätten mit 4300 beziehungsweise 3800 inserierten Elektrofahrzeugen ein grosses Angebot vorzuweisen.

Kantönligeist ist Schuld an den grossen Unterschieden

Der Grund für die grossen Unterschiede sei, dass jeder Kanton, sogar teils jene Gemeinde oder jede Stadt, den Kauf von E-Autos und den Ausbau der Ladeinfrastruktur mal mehr und mal weniger fördere. Peter Grünenfelder fügt an, dass viele Kantone sich hier nicht reinreden lassen wollen, was eine schweizweite Bewerbung mit möglichen Nachlässen für Elektroautos durch die Importeure quasi unmöglich mache. Auch für Alberto Sanz de Lama sei klar, dass nur mit einer überzeugenden, schweizweiten Strategie der Wandel hin zu einer vollständigen Elektromobilität realisierbar sei. Er sehe vorallem Potenzial bei der Förderung der Ladeinfrastruktur zu Hause, vor allem für Mieterinnen und Mieter.

Übrigens: Wer eine Ladestation für Elektroautos installiert, soll dafür Steuerabzüge geltend machen können. Das Parlament erteilt dem Bundesrat den Auftrag, entsprechende Verordnungsänderungen anzupacken. Mehr dazu finden Sie hier.

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