Marktübersicht

Grösser, besser und mit Netflix: So sieht der Markt für Hotel-TVs aus

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Gute TVs zuhause erhöhen die Ansprüche der Gäste an die Fernseher im Hotel. Aber auch die Hoteliers erwarten einiges mehr als eine hohe Bildauflösung. TV-Hersteller und andere Branchenvertreter geben Einblick, wie der Markt für Hotel-TVs im Moment aussieht.

(Source: Customdesigner / iStock.com)
(Source: Customdesigner / iStock.com)

Fernseher haben sich in den letzten Jahren schnell weiterentwickelt, und die Ansprüche der Konsumenten sind mitgezogen. Bildschirmgrösse, hohe Auflösung, gute Farben und Ton sowie smarte Funktionen – diese Eigenschaften interessieren die Menschen nicht mehr nur zuhause.

"Die Erwartungen der Gäste werden von zuhause mit in das Hotel genommen", sagt Daniel Beerli, Leiter Klassifikation & Normen bei Hotelleriesuisse. "Sperrige Geräte mit schlechter Bildauflösung werden auch in den tiefen Hotelkategorien von den Gästen nicht mehr akzeptiert." Doch neben Hardware, Bildauflösung und Ton müssen Hotel-TVs laut Beerli auch Anforderungen erfüllen, die im Privatgebrauch auf den ersten Blick nicht so wichtig erscheinen. Das bestätigt die Umfrage bei TV-Herstellern.

Daniel Beerli, Leiter Klassifikation & Normen bei Hotelleriesuisse. (Source: zVg)

Philips vernetzt

Gäste haben heute insbesondere den Wunsch nach Vernetzung und der Möglichkeit, auf eigene und externe Inhalte zugreifen zu können, wie Rainer Bloch, Business Director DACH von Philips Professional Display Solutions, sagt. Diese Bedürfnisse erfülle Philips mit seiner "MediaSuite"-TV-Serie, in der die Chromecast-Technologie integriert sei. Ausserdem biete sie einfachen Zugriff auf den Google Play Store. Die "MediaSuite"-TVs sollen Hotels unter anderem erlauben, eigene Nachrichten zu erstellen und eine individuelle Benutzeroberfläche zu gestalten. Gäste hätten die Möglichkeit, über die "MediaSuite" auf verschiedene Mediatheken zuzugreifen, darunter ARD, Amazon Prime und Netflix. Die Geräte seien mit der aktuellen Version von Android, "Android P", ausgestattet. Damit böten sie verschiedene zusätzliche Funktionen. "Hierzu zählen die Sprachsteuerungsfunktion von Google Assistant, verbesserte Sicherheitsstandards und die Garantie einer verlängerten Lebensdauer durch Upgrade-Möglichkeiten", wie Bloch sagt.

Rainer Bloch, Business Director DACH von Philips Professional Display Solutions. (Source: zVg)

Samsung verwaltet zentral

Samsung Schweiz biete nebst kleineren 24- und 32-Zoll-Geräten eine Palette an UHD-Hotel-TVs in den Grössen 43 bis 75 Zoll Bildschirmdiagonale an. Das Angebot deckt sich mit der Beobachtung des Unternehmens, dass Gäste sich bei TV-Geräten eine höhere Auflösung, Smart-Apps und Netzwerkfähigkeit wünschen. "Ebenfalls stellen wir einen Trend zu immer grösseren Bildschirmdiagonalen fest", wie Daniel Périsset, Head of CE IT bei Samsung Schweiz, sagt. Weiter werde dieses Jahr auch Samsungs Fernseher "The Frame" als Hotel-TV-Variante lanciert, das wie ein Bild an der Wand aussehe, wenn es nicht benutzt werde.

Für die Hotels selbst seien eine einfache Installation der Geräte sowie Individualisierungen der Menüs und des Contents entscheidend. Ab dem zweiten Halbjahr 2020 können Samsung-Kunden solche Anpassungen zentral über die "Lynk Cloud" vornehmen. Mit dieser Lösung würden zudem Bedürfnisse wie Netflix und zentrales Content- und Gerätemanagement abgedeckt.

Für Hotels stehen ausserdem lokale Spezialisten von Samsung Schweiz zur Verfügung, welche die Kunden bei Projektumsetzungen unterstützen, wie Périsset sagt.

Daniel Périsset, Head of CE IT bei Samsung Schweiz. (Source: zVg)

LG schützt Daten

"Fernseher im Hotelzimmer sollten sich in die Gestaltung und Architektur der Räume einfügen – mit klaren Linien, schmalen Rändern und verdeckten Anschlüssen", sagt Giovanni Anello, Sales Manager Switzerland von LG Electronics. Die Technik solle vom Gast als "integriertes Designelement" wahrgenommen werden und nicht als Fremdkörper. Dafür sorge etwa LGs Gallery-Modus ihrer OLED-Geräte, mit dem die TVs kaum von einem Bild an der Wand zu unterscheiden seien.

Auch fänden Gäste im Hotelzimmer idealerweise wieder, was sie bereits von zuhause kennen würden, seien das Smart Apps, Streaming-Plattformen oder die Möglichkeit, die eigenen Geräte mit dem Fernseher zu verbinden. Auf diese Weise würden die TVs von LG den Gästen auch erlauben, Inhalte von Apps per Wlan auf die Geräte zu "casten". Ausserdem seien einige der Geräte per Sprachbefehl steuerbar.

Auch wenn die Gäste gerne auffänden, was sie bereits von zuhause kennen, könne es problematisch sein, in Hotels TV-Geräte einzusetzen, die für Verbraucher entwickelt wurden. "Die sind meist etwas günstiger, bieten aber bei weitem nicht die Funktionen von dezidierten Hotel-Geräten – und sind datenschutzrechtlich oft problematisch, etwa wenn Gäste ihre Zugangsdaten für Youtube oder Netflix eingeben", sagt Anello. Deshalb würden etwa bei den Hotel-Geräten von LG die Daten automatisch gelöscht, sobald der TV heruntergefahren werde.

Für Hotels seien die TVs ein wichtiges Kommunikationsmittel. Mit der richtigen Hard- und Software könnten sie die Gäste über die Geräte ein zweites Mal begrüssen und Dienstleistungen anbieten, wie etwa einen Weckservice, Wettervorhersagen oder persönliche Nachrichten. All das sollte idealerweise in der Sprache des Gastes und im Branding des Hotels erscheinen. Anello ergänzt ausserdem: "Hotelbetreiber erwarten eine einfache Anpassung der Inhalte und eine möglichst simple Informationsverteilung über Funk (RF) oder das Internet Protocol (IP) auch ohne eigenen Server." Deshalb sei die Software der Geräte ebenso wichtig wie die Hardware.

Neben OLED-TVs bis zu 65 Zoll und UHD-IPS-Fernsehern enthalte LGs Hotel-TV-Portfolio auch rollbare OLED-Displays. Nach der Nutzung sollen diese im Standfuss verschwinden können.

Zukünftig werde im Hotel-TV-Markt neben Individualisierung und steigender Nachfrage nach Streamingdiensten auch das Thema "as a service" eine wichtige Rolle spielen. Anstatt dass Hotels Fernseher teuer einkaufen und über mehrere Jahre abschreiben, könnten sie diese dann leasen. "Dadurch können Kosten besser auf das Zimmer heruntergebrochen und Austauschzyklen verkürzt werden", sagt Anello. Momentan arbeite LG mit Partnern an einem solchen Modell.

Giovanni Anello, Sales Manager Switzerland von LG Electronics. (Source: zVg)

Technisat personalisiert

Aufgrund der gestiegenen Standards, welche die Gäste von einem Fernseher erwarten, muss "ein TV-Gerät mindestens Full-HD und 32 Zoll gross sein", sagt Tim Skoko, Projektvertrieb bei Technisat Digital. Ausserdem müsse das Gerät mehr als nur reines TV-Programm anbieten können. Für das Hotel müsse ein derartiger TV auch als Informationsquelle für den Gast auf seinem Zimmer dienen und passende Angebote oder zusätzliche Dienstleistungen des Hotels anzeigen können.

Die Full-HD- und UHD-Geräte der Marke Technisat könnten alle im Hotelbereich personalisiert werden. Dank eines "Hotelmodes" könnten die TVs ausserdem auf die jeweilige Einrichtung abgestimmt werden. Sie seien besonders für Hotels mit grösserer Gästezimmerordnung interessant, da die Geräte über eine "Cloning-Funktion" per USB synchronisiert werden könnten. Auch die TVs der Marke Nordmende verfügten über einen eigenen "Hotelmode". Technisat biete ausserdem Empfangstechnik sowie Empfangsgeräte. "Und nicht an letzter Stelle bieten wir als deutscher Hersteller in Zusammenarbeit mit dem Fachhandel direkten Service vor Ort", ergänzt Skoko.

Da Hotel-TVs den Trends im Markt folgen müssten, könne es kostspielig sein, die Geräte alle Jahre auszutauschen. Deshalb biete Technisat auch ein Leasing-Modell von TV-Geräten für Hoteliers an. "So bleibt die Technik auf dem neuesten Stand und die Kosten im überschaubaren Rahmen", sagt Skoko.

Tim Skoko, Projektvertrieb bei Technisat Digital. (Source: zVg)

Swisscom bietet "Managed Service"

TV-Lösungen müssen gerade für kleine und mittelgrosse Hotels einfach und bezahlbar sein, wie Markus Wittig, Produktmanager von Swisscom TV Host, sagt. Auch sollen sie keinen zusätzlichen Aufwand für die Hotelmitarbeitenden verursachen. Aufgrund dieser Faktoren würden "Managed Service"-Lösungen zunehmend beliebter. Dabei übernehme ein Anbieter wie Swisscom zusammen mit einem Partner die Installation und auch den Betrieb der TV-Lösung. So blieben den Hoteliers die Initialinvestitionen erspart, da sie die notwendige Hardware über das Mietmodell beziehen. Steige eines der Geräte aus, kümmere sich der Anbieter um den Austausch.

Weiter sollen die TV-Lösungen für Hotels individualisierbar sein, sei es durch einen personalisierbaren "Welcome-Screen" oder vorprogrammierte Senderlisten für Schweizer oder internationale Gäste.

Gäste unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters bringen auch unterschiedliche Ansprüche mit sich. "Mit Netflix und Co. verzichten vor allem die jüngeren Generationen bereits heute vermehrt auf den traditionellen TV, nicht aber auf das W-Lan", wie Wittig sagt. Für sie sei schnelles Internet zentraler als der TV. Deshalb seien auch Gesamtlösungen gefragt, die TV und Wi-Fi kombinieren.

Swisscom habe dementsprechend zwei Angebote für das Hotelzimmer. Mit "Swisscom TV Host" erhielten Kunden den TV-Service, mit "Swisscom TV Host Managed" den TV-Service und Gäste-Wi-Fi zusammen, beide zu einem Festpreis pro Zimmer.

Markus Wittig, Produktmanager von Swisscom TV Host. (Source: zVg)

Was Panasonic im Bereich Hotel-TV zu bieten hat, können Sie hier der letztjährigen Marktübersicht entnehmen.

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