Online-Offensive

Interdiscount und Microspot rüsten auf im Logistik-Wettkampf

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von Coen Kaat

Interdiscount und Microspot haben ein vollautomatisiertes Logistikzentrum in Jegenstorf eröffnet. Es soll Angelpunkt einer neuen Online-Offensive werden, die Microspot zur zentralen Non-Food-Plattform der Coop-Gruppe macht.

Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit haben Interdiscount und Microspot ihr neues Logistikzentrum "Orbit" in Jegenstorf, Bern, eröffnet. "Ein historischer Tag in der Firmengeschichte", sagte Pierre Wenger an der Eröffnungsfeier. Wenger ist Leiter von Interdiscount und Microspot – beide Teil der Coop-Gruppe.

Interdiscount ist seit 48 Jahren in Jegenstorf ansässig. Das alte Logistikzentrum hat nun aber einen modernen Neubau an seiner Seite mit einer Fläche von rund 22'000 Quadratmetern erhalten. Rund 3,2 Kilometer Fördertechnik führen Palette und Pakete diverser Grössen durch die Hallen.

Pierre Wenger, Leiter von Interdiscount und Microspot. (Source: Netzmedien)

Im Rahmen der Feierlichkeiten führten die Veranstalter durch das neue Logistikzentrum – im laufenden Betrieb. Das Unternehmen legte bei der Neugestaltung der bestehenden und beim Bau der neuen Nutzflächen grossen Wert auf die Automatisierung - wie bereits Alltron und Digitec Galaxus zuvor.

Einmal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze

"Wir verstehen uns zunehmend als Technologiefirma", sagte Wenger sichtlich stolz. Prominent platzierten die Veranstalter auch die Preise, die sie erhalten haben, direkt neben das Rednerpult, um diesen Punkt zu unterstreichen: Gold bei Best of Swiss Web in der Kategorie "Data & Technology Driven Campaigns", Silber in Kategorie "Mobile" und Bronze in den Kategorien "Technology" und "Usability".

Microspot erhielt 2018 die Gold-Boje in der Kategorie "Data & Technology Driven Campaigns". (Source: Netzmedien)

Das alte Gebäude dient als Wareneingang. 32 Mitarbeiter nehmen behälterfähige Waren in Empfang und packen sie um beziehungsweise ab. Eine Passerelle verbindet die beiden Gebäude "wie eine Nabelschnur", erklärte Wenger während des Rundgangs. Über vollautomatisierte Förderbänder werden die Pakete und Palette in das Shuttle-Lager im Neubau weitergeleitet.

Das Shuttle-Lager fasst 65'700 Behälter. Rote Stingray-Shuttles fahren in den Gassen hin und her sowie rauf und runter, um die Behälter ein- und auszulagern. Pro Stunde können sie bis zu 4200 Behälterbewegungen durchführen.

Feuer statt Gas

Die einzelnen Behälter sind so konzipiert, dass Wasser ablaufen könnte, falls es eindringt. Denn das Lager ist ausser mit Rauchmeldern auch mit Sprinklern ausgerüstet. Im Falle eines Feuers wird mit Wasser gelöscht, wie Georges Notz, Leiter der Logistikabteilung bei Interdiscount, erklärte. Eine Gaslösung, wie man sie von Rechenzentren kennt, wurde zwar diskutiert, aber nicht implementiert.

Georges Notz, Leiter der Logistikabteilung bei Interdiscount. (Source: Netzmedien)

Ein Grund dafür könnte sein, dass es sich bei dem Neubau um ein Minergie-Gebäude handelt. Das automatisierte Kleinteillager mit den Shuttles ist nicht klimatisiert. Stattdessen setzt es auf Querlüftung und Passivheizung.

Vom Logistikzentrum in Jegenstorf aus beliefert das Unternehmen über 180 Interdiscount-Filialen sowie die Pick-up-Stationen von Microspot. Der Kunde profitiere so von einer besseren Warenverfügbarkeit. Das Pick-up-Netzwerk soll nun in dasjenige von Coop integriert werden, sagte Wenger. So könnten Kunden ihre Heimelektronik- und ihre Lebensmitteleinkäufe kombinieren und zusammen abholen.

Eine hohe Leistung

Der Neubau beinhaltet auch eine Post/Versand-Abteilung. Hier arbeiten 18 Mitarbeiter, die rund 45 Pakete pro Stunde pro Mitarbeiter verarbeiten. "Eine hohe Leistung", sagte Wenger. Denn nur 40 Prozent der Onlinebestellungen würden im Laden abgeholt.

Ein Leitstand mit total 11 Informatikern und Mechanikern halten ein wachsames Auge auf den Betrieb, damit alles im grünen Bereich bleibt. Denn: "Wenn die Maschinen nicht laufen, läuft nichts mehr", sagte Notz.

Microspot wird zur zentralen Non-Food-Plattform

"Die stationäre und die Online-Logistik laufen hier über dieselbe Automatisierung – in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit", sagte Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Coop. Das Logistikzentrum in Jegenstorf soll Angelpunkt einer neuen Online-Offensive von Interdiscount und Microspot werden.

Im Rahmen dieser Offensive soll Microspot zur zentralen Non-Food-Plattform ausgebaut werden. Aktuell umfasst das Angebot 60'000 Artikel. Bis 2019 soll die Plattform aber mit Produkten aus den Bereichen Büromaterial, Licht, Spielwaren, Garten & Do-it, Beauty, Uhren und Schmuck auf 260'000 Artikel angereichert werden.

Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Coop. (Source: Netzmedien)

Das Heimelektronik-Segment soll dabei aber nicht vergessen gehen. Schliesslich setze die Coop-Gruppe 1 Milliarde Franken in dem Bereich um. Wie Wenger an der Zeremonie verkündete, soll das Heimelektronik-Angebot auf 100'000 Produkte anwachsen. Die Coop-Gruppe wolle auch mit Partnern zusammenarbeiten, um das ganze Sortiment abzudecken.

Die neue Non-Food-Plattform soll von den Erfahrungen profitieren, die Microspot mit Siroop gesammelt hat. Ende 2018 wird Coop die Online-Plattform Siroop zu Grabe tragen, wie die Redaktion berichtete. "Auf eine Marke zu setzen, bringt massiv mehr", sagte Sutter an der Eröffnungsfeier. "Deshalb fahren wir unser ganzes Non-Food-Portfolio nun über Microspot." Coop profitiert aber wohl auch von den rund 100'000 Kunden, die Siroop aktuell hat.

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