ICT-Jahr 2016

Die Schweizer ICT-Branche stagniert

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Der Swico hat zu seiner alljährlichen Medienorientierung geladen. Themen waren: der Schweizer ICT-Markt, eine neue Publikation und die politische Agenda für 2017. Der Kampf gegen die Netzsperren geht weiter.

Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch (Quelle: Netzmedien)
Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch (Quelle: Netzmedien)

Das Schweizer ICT-Jahr 2016 hätte besser laufen können. Der hiesige Markt wuchs um 0,2 Prozent. Von 30,5 Milliarden Franken im Jahr 2015 auf 30,6 Milliarden Franken im Jahr 2016.

Die Zahlen stammen von IDC. Axel Pols, Präsident des European IT Observatory und Geschäftsführer von Bitkom Research, präsentierte sie an der Swico Medienorientierung im Café Metropol im Zürcher Kreis 1.

Axel Pols, Präsident des European IT Observatory. (Quelle: Netzmedien)

IT-Umsätze werden dieses Jahr voraussichtlich leicht steigen

In den Zahlen stecken die Umsätze aus dem Geschäft mit IT und Telekommunikation. Consumer Electronics sind nicht dabei. Die IT-Umsätze stiegen laut Pols von 18,3 auf 19 Milliarden Franken. 2017 sollen sie auf 19,4 Milliarden steigen.

In den IT-Umsätzen stecken 30,6 Prozent Carrier Services, 33,1 Prozent IT-Services und 19,3 Prozent Software. 9,4 Prozent kamen aus dem Hardwaregeschäft.

Die Schweiz ist ein Softwareland

Bei den Services bewegt sich die Schweiz in etwa auf dem Niveau der EU. Bei Software hat die Schweiz die Nase vorn. Software war in den Ländern der EU 2016 im Schnitt nur für 13,2 Prozent der IT-Umsätze verantwortlich.

Die Schweiz sei hier ein Vorreiter, da sehr viele Schweizer Unternehmen gezielt in die Digitalisierung investieren würden. Die Digitalisierung würde wiederum im wesentlichen durch Software vorangetrieben.

Gaming-Industrie verhalf zu höheren Umsätze im PC-Geschäft

Die Entwicklung des Hardwaregeschäfts sei volatil, sagte Pols. 2016 legte der Umsatz mit 2,6 Prozent zu. Im Jahr davor waren die Umsätze im Jahresvergleich aber um 3,7 Prozent zurückgegangen. Für 2017 rechnet Pols mit minus 4 Prozent.

Der Zuwachs im vergangenen Jahr sei auf die höheren Preise im PC-Markt zurückzuführen. Der Absatz von PCs inklusive Tablets ging zwar um 5 Prozent auf 2,1 Millionen Stück zurück, der Umsatz wuchs aber trotzdem.

Wichtigster Treiber waren laut Pols Games. Gaming-PCs seien tendenziell teurer und hätten so die Umsätze erhöht. Desktops machten allerdings nur 21,3 Prozent der PC-Absätze aus. 43,6 Prozent waren Notebooks und 35,1 Prozent Tablets.

Im Telekommarkt geht es abwärts

Der Telekommunikationsmarkt schrumpft indes. Die Umsätze beliefen sich insgesamt auf 11,7 Milliarden Franken. Minus 4,6 Prozent im Vergleich zu 2015. Für dieses Jahr rechnet Pols mit minus 1,2 Prozent oder 11,5 Milliarden Franken.

Nur bei den Datendiensten ging es aufwärts. Sprachdienste sowie Hardware verloren im vergangenen Jahr. Zur Hardware zählen in den IDC-Zahlen Mobiltelefone und die Infrastruktur der Telekomanbieter.

Telekominfrastruktur macht nur einen Bruchteil des Marktes aus

Der Verkauf von Smartphones war 2016 laut Pols für 75 Prozent der Telekomumsätze verantwortlich. Knapp 93 Prozent der in der Schweiz verkauften Mobiltelefone waren Smartphones. Der Absatz der Smartphones sank von 3,6 auf 3,3 Millionen Stück.

Die Umsätze mit Telekominfrastruktur beliefen sich auf etwa 104 Millionen Franken, wie Pols auf Nachfrage aus dem Plenum sagte.

Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz mit diesen Zahlen im Mittelfeld. Sowohl im IT-Markt als auch im Telekommunikationsmarkt. An der Spitze des europäischen IT-Markts stehen Länder wie Bulgarien und Serbien. Länder, die im Vergleich zu anderen europäischen Staaten noch sehr viel Nachholbedarf haben und deshalb stärker wachsen, wie Pols sagte.

ICT-Branche blickt optimistisch aufs erste Quartal

Ausser Pols, der ja nicht zum Swico gehört, sprachen auch Giancarlo Palmisani und Jean-Marc Hensch über das vergangene ICT-Jahr und wie es aus Sicht des Swico weiter gehen wird.

Palmisani, Leiter der Verbandsdienstleistungen und -marketing, referierte über den Swico-Index. Quasi als Gegenpol zu den IDC-Zahlen. Der Swico-ICT-Index spiegelt die Selbsteinschätzung der Branche wieder.

Giancarlo Palmisani, Leiter der Verbandsdienstleistungen und -Marketing. (Quelle: Netzmedien)

Demnach ist die Schweizer ICT-Branche zuversichtlich. In den letzten sieben Quartalen habe sich der Index stabil gehalten, sagte Palmisani. Die Branche habe sich vom Schock aus dem ersten Quartal 2015 erholt.

CE-Branche hat ein hartes Jahr vor sich

Das grösste Wachstum erwartet die Softwarebranche, gefolgt von IT-Technology. Die Vertreter letzter Kategorie rechnen allerdings mit einem höheren Margendruck im ersten Quartal, wie Palmisani sagte.

Die CE-Branche – im Index des Swico kommt sie im Gegensatz zu Axel Pols' Zahlen vor – sehe sich wieder vor einem harten Jahr. "Die Stimmung ist pessimistisch."

Die Leidensgenossen der CE-Branche, die Anbieter von Grossdruckern seien vorsichtig optimistisch. Das vergangene Jahr hätten sie schlechter eingeschätzt als es schlussendlich war. Die Branche gehe nun davon aus, dass sich der positive Trend zumindest im ersten Quartal fortsetze.

Beide, CE- und Grossdruckbranche liegen laut Palmisani trotzdem auf einem Fünfjahrestief im Index.

Swico publiziert jetzt einen "House View"

Der Swico selbst gibt seit diesem Jahr ebenfalls eine Einschätzung ab. Die Publikation heisst "Swico House View". Es sei eine neue Betrachtungsmethode.

Statt wie beim Swico-ICT-Index den Markt Bottom-up, also von unten nach oben, aus der Branche selbst zu betrachten, drehe der "Swico House View" den Spiess um. "Es geht uns darum, eine Definition zu finden für wichtige Entwicklungen, für wichtige Trends", sagte Palmisani.

Die zwölf Vorstandsmitglieder des Swico erarbeiten den "Swico House View" jeweils auf Basis verschiedener Trend-Publikationen. Von IDC, Gartner und Forrester über Publikationen von Finanzinstituten und internationalen Organisationen. Axel Pols und das Bitkom respektive das European IT Observatory unterstützen den Verband dabei.

Sechs Trends auf sechs Seiten

Das Ergebnis sind sechs Seiten mit sechs Entwicklungen und Trends. Jeder der Trends ist auf je einer Seite untergebracht. Dort finden sich eine Definition des Trends, das Innovationspotenzial für Anbieter und Anwender, gesellschaftliche Auswirkungen und ein kurzfristiger Ausblick sowie Empfehlung für ICT-Anbieter.

Die sechs Trends für 2016 sind: Big Data, Cloud Computing, Cognitive Computing, Blockchain, Internet of Things und Digitale Plattformen.

Die Westschweiz hat andere Bedürfnisse als die Deutschschweiz

Swico Geschäftsführer Jean-Marc Hensch sprach über die Expansion in die Westschweiz und den dortigen Vertreter des Verbandes, Jean-Jacques Suter. Der Swico will laut Hensch dieses Jahr 50 Mitglieder in der Westschweiz gewinnen. 25 seien bereits dabei.

Grund für die Vertretung in der Westschweiz seien die anderen Bedürfnisse der dortigen ICT-Anbieter. "Von den Themen und Problemen her ist es keine vollkommen andere Welt", sagte Hensch. "Aber die Schwerpunkte sind andere. Es ist eine andere Community."

Entscheid der Rechtskommission war ein Erfolg

Hensch drückte zudem seine Freude über den Entscheid der Rechtskommission des Nationalrats zu den Netzsperren aus. Der Kampf sei zwar noch nicht zu Ende, aber es sei ein wichtiger Erfolg.

Wie jedes Jahr gab Hensch einen Ausblick auf die politische Agenda des Verbandes. Der Swico werde mit "hoher Aktivität" die Themen Regulierungsdichte, ICT-Fachkräftemangel, das Datenschutzgesetz und natürlich die Netzsperren verfolgen.

Datenschutzgesetz? "Es geht uns nicht darum, einfach irgendwas abzulehnen", sagte Hensch. "Aber wir wollen nicht den EU-Datenschutzregeln unterstehen." Denn wer sich die Datenschutzbestimmungen der EU anschaue, der merke schnell, dass die Schweizer in Sachen Regulierung lediglich "Pipifax" betrieben, sagte Hensch.

Die Themen öffentliche Beschaffung, Massenüberwachung, Arbeitsgesetz und Lohnpolizei werde der Verband mit "mittlerer Aktivität" verfolgen. Für die Themen Lehrplan 21, "Grüne Wirtschaft", Energiestrategie 2050 und das Urheberrecht steht der Verband 2017 mit "tieferer Aktivität" ein.

Die drei Kategorien stünden nicht für eine Priorisierung, sagte Hensch. Sie würden nur aufzeigen, wo der Swico viel, etwas weniger und wenig machen werde. Aufgrund der Möglichkeiten, die sich böten.

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