Wie Häuser smart werden

Was smarte Thermostate leisten

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von René Senn, Fachgruppe Intelligentes Wohnen der GNI

Das Verlangen nach mehr Komfort im eigenen Wohnumfeld ist markant gestiegen. Ein wichtiger Komfortfaktor ist die richtige Temperatur in jedem Raum. Aus diesem Grund drängen derzeit viele smarte Raumtemperatur-Regelsysteme auf den Markt.

Die jährliche Renovationsquote bei Eigentumswohnungen ist laut Bundesamt für Wohnungswesen mit 10 Prozent rund ein Fünftel höher als bei Mietwohnungen. Jeder zehnte Wohnungsbesitzer renoviert sein Heim. Die mit Abstand häufigsten Renovationsmassnahmen sind Malerarbeiten, die Erneuerung der Bodenbeläge und der Einbau neuer Fenster, gefolgt von der Erneuerung von Heizung, Küche und Bad. Vergleichsweise selten ist die Wärmedämmung der Fassade. Eine Nachrüstung der Technik, insbesondere mit intelligenten Steuerungen, kommt in dieser Statistik gar nicht vor. Solche Nachrüstungen dürften aktuell noch selten sein, ihre Zahl steigt aber aufgrund der zunehmenden Verbreitung smarter Geräte.

Bei Nicht-Minergie-Gebäuden, und das dürften die meisten Eigentumswohnungen sein, verbraucht die Wärme rund 73 Prozent der Energie. Auf dieses Segment zielen verschiedene Smarthome-Lösungen für Heizsysteme ab. Wir sollten aber nicht Dinge versprechen, die nicht möglich sind. So wird durch eine höhere Temperatureinstellung auf dem Thermostat der Raum zwar wärmer, aber dies nicht schneller. Wie schnell die gewünschte Temperatur erreicht wird, hängt ausschliesslich vom Heizsystem und von den Raumkonditionen ab. Ebenso wenig hat die Einstellung Einfluss darauf, wie schnell sich ein Raum abkühlt. Eine niedrigere Einstellung auf dem Thermostat führt jedoch zu einer niedrigeren Raumtemperatur und damit zu Energieeinsparungen. Man rechnet bekannterweise mit 6 Prozent Einsparungen pro 1° Celsius, das abgesenkt wird.

 

Der Markt der Nachrüstung wächst

Aktuellen Studien zufolge erreicht die Zuwachsrate bei den Smarthome-Systemen zweistellige Werte. Viele neue Produkte und Technologien bieten Lösungen, mit denen bestehende Wohnbauten sehr einfach nachgerüstet und smarter gemacht werden können. Emotionen und der Komfort stehen auf der Nachfrageseite an erster Stelle. Während das Licht in erster Linie für die Emotionen zuständig ist, sorgt die Raumtemperatur vor allem für Komfort und Energieeffizienz. Der Markt für Nachrüstungen wird auch deshalb immer interessanter, weil die zunehmende Digitalisierung sowie die Verbreitung von Smartphones und Tablets eine komplett neue Möglichkeit zur Steuerung der Haustechnik bieten. Diese neue Art der Bedienung verspricht auch eine optimale Kontrolle, schnelle und einfache Einstellmöglichkeiten sowie bei einigen Systemen einen Fernzugriff auf die Anlage. Da die Verdrahtung der Komponenten beim Nachrüsten kompliziert ist, basieren viele Systeme auf Funk.

Die neuen, programmierbaren, smarten Raumthermostate, die in der Regel auf Funk-Kommunikation basieren, lassen sich einfach bedienen. Den Nutzern stehen abhängig von der gewählten Lösung Komfort- oder Eco-Modus sowie ein Wochen-, Ferien- und Frostschutzprogramm zur Verfügung. Man gibt etwa ein, wie viele Tage man in den Ferien ist, und der intelligente Thermostat passt die Heizleistung präzise daran an. Wer seine Heizung lieber manuell regelt, kann dies bei einigen Produkten sehr einfach direkt am Gerät tun. Elektroinstallateure greifen auf den Profibereich der App zu, wo sie Sollwerte und Laufzeiten definieren können.

 

Schweizer Systeme sind verfügbar

Systeme, die für die Schweiz relevant sind, dürften Synco Living von Siemens oder der ebenfalls von Siemens stammende Smart Thermostat sein, der Ende letzten Jahres lanciert wurde. Aber auch Feller, Theben, Eaton und viele weitere bieten Lösungen, die vom Fachmann evaluiert und ausgewählt werden können oder sollten. Auch im Do-it-yourself-Bereich bewegt sich einiges. Systeme wie Tado eines Münchner Unternehmens, Devolo, Danfos Link, Bosch Smart Home und Digitalstrom bieten solche smarten Lösungen an, die sich bei den Funktionen, der Gestaltung und Usability der App unterscheiden.

Eigentlich sollte es auch aufgrund des immer strengeren Energiegesetzes verboten werden, Bi-Metall-Thermostate zu installieren. Sie bieten überhaupt keine Funktionalität und regeln so ungenau, dass von Energieeffizienz keine Rede sein kann. Erfreulich ist, dass sich viel tut im Smarthome-Markt und Energiesparen im Fokus steht. Davon kann die Branche nur profitieren.

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