Bosch Connected World

Bosch und Daimler lassen Autos selbstständig parkieren

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Am ersten Tag von Boschs IoT-Konferenz "Connected World" drehte sich alles um selbstfahrende Autos. Bosch und Daimler zeigten selbstparkierende Autos. Mit der Hilfe von Software will Bosch immer mehr zum Anbieter von Dienstleistungen werden.

Volkmar Denner, CEO von Bosch (Source: Bosch)
Volkmar Denner, CEO von Bosch (Source: Bosch)

Bosch hat zu seiner grossen IoT-Messe namens "Connected World" nach Berlin geladen. 4000 Gäste, wie auch 140 Journalisten aus der ganzen Welt folgen dem Ruf des Unternehmens. Der Andrang war so gross, dass die Besucher vor der Eröffnung lange anstanden, um überhaupt in die Veranstaltungshalle "Station-Berlin" zu gelangen. Der Raum für die Keynote war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Es ist bereits die 5. Auflage der Messe. Sie ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Bei der ersten Veranstaltung kamen noch 400 Gäste zum Event und in den Jahren danach verdoppelte sich die Besucherzahl fast in jedem Jahr.

Der Saal war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. (Source: Netzmedien)

Dieter Zetsche lässt einparkieren

Die Bedeutung des Events wurde auch durch die Keynote-Speaker deutlich. Neben dem Bosch-CEO Volkmar Denner, kamen auch der Chef der Deutschen Post, Frank Appel, und vom Autobauer Daimler, Dieter Zetsche, zum Event. Drei grosse Namen in der deutschen Wirtschaftsszene. Den Reigen der Keynotes eröffnete der Bosch-CEO höchstpersönlich. Er wurde vom Daimler-Chef Dieter Zetsche zum Event chauffiert. Zetsche parkierte den Mercedes in einem speziell vorbereiteten Parkplatz, der sogenannten Drop-off Zone.

Dieter Zetsche fährt Volkmar Denner zum Event. Links zu sehen die Drop-off-Zone. (Source: Netzmedien)

Während sich Zetsche und Denner auf den Weg zur Bühne machten, fuhr das Auto selbstständig zu einem Parkplatz auf dem Gelände. Auf dem Weg reagierte das Auto auf plötzlich auftauchende Hindernisse und vermied Kollisionen. Mit der Demo lösten die Ingenieure von Bosch einen Wunsch des CEOs aus dem Vorjahr ein. Dieser wünschte sich 2017 einen vollautomatisierten Parkdienst. Bosch und Daimler machten dies möglich.

Zunächst soll diese Technologie im Parkhaus des Daimler-Museums in Stuttgart erprobt werden. Aktuell gibt es noch keine Autos, die die Technologie unterstützen. Bosch und Daimler seien aber in Gesprächen mit Herstellern, dass Autos der nächsten Generation die Technologie unterstützen, wie Bosch auf Anfrage sagte. Eigene Sensoren braucht die Technologie nicht, nur eine Verbindung mit dem Internet ist zwingend notwendig.

Ein lästiges Anliegen werde damit beseitig, sagte Denner, denn wer parkiere schon gerne ein Auto. Zudem könnte mit der Technologie die Auslastung des Parkhauses erhöht werden, da die Fahrzeuge näher beieinander stehen können. Bosch und Daimler wollen das Parkhaus für das automatische Parken bereit zu machen. Mit Sensoren und speziellen Markierungen wird dies möglich, versprechen die Hersteller. Auf diesem Wege könnten die Parkhäuser nachgerüstet werden, um den neuen Dienst anzubieten. Die Autos nachzurüsten wäre deutlich aufwändiger und verschlinge mehr Zeit.

Neue Geschäftseinheit für die Mobilität der Zukunft

Der Bosch-Chef kündigte am Event die Gründung der achten Geschäftseinheit der Firma an. Sie trägt den Namen "Connected Mobility Solutions". Die Einheit entstand aus dem grössten Bereich von Bosch, der Automobilsparte. Connected Mobility Solutions soll sich um die zukunftsweisenden Technologien im Bereich der Mobilität kümmern, wie Denner sagte. Aktuell sind rund 600 Personen in der Einheit tätig. Damit ist sie klein, im Vergleich zu den rund 400'000 Mitarbeitern des Unternehmens. Für Denner ist es aber ein Wachstumsbereich, er strebt ein deutlich zweistelliges Wachstum an.

Aktuell arbeiten die Ingenieure an Software und neuen Lösungen rund um das Thema Mobilität. Die zu Beginn präsentierten selbstparkierenden Autos gehören dazu. Das automatisierte Fahren ist das ganz grosse Thema. In der Pipeline ist etwa der "Highway Pilot", der automatisch die Kontrolle übernimmt, wenn ein Auto auf die Autobahn fährt. Viel komplexer ist hingegen das automatische Fahren in der Stadt, was die Geschäftseinheit auch adressiert. Denner kündigte an, dass dies im nächsten Jahrzehnt Realität werden könnte.

Bei der Entwicklung der Lösungen setzt Bosch auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Autobauer Daimler. Im Anschluss kam der CEO des Autobauers auf die Bühne. Denner kündigte ihn als den "coolest looking CEO", eine Anspielung auf seinen imposanten Schnauzer.

Automatisiertes Fahren braucht starke Partnerschaften

Zetsche bedankte sich bei Denner für die Einführung und ergänzte, dass er gar nicht wusste, dass er bei einem Beauty-Event sei, was beim Publikum gut ankam. Im Anschluss wurde er ernst und sprach über die Strategie des Unternehmens in Bezug auf selbstfahrende Autos. Für Zetsche steht die Automobilbranche aktuell vor den grössten Veränderungen in der Geschichte. Mit der CASE-Strategie, was für Connected, Autonomous, Shared and Services und Electric steht, will Daimler darauf reagieren.

"Die Transformation ist so kompliziert, dass keine Firma es alleine machen kann", sagte Zetsche. Daher setze Daimler schon lange auf eine enge Zusammenarbeit mit Bosch. Ein weiteres Beispiel ist das Joint-Venture Here, im Bereich Kartendienste, das Daimler mit allen grossen deutschen Autobauern schloss.

Im Anschluss präsentierte Zetsche die Bemühungen des Unternehmens bei selbstfahrenden Autos. Im Rahmen des Projekts "Intelligent World Drive" fuhr Daimler mit einem selbstfahrenden Auto durch alle fünf Kontinente. Ein Chauffeur sass zur Absicherung noch am Steuer. Neben Deutschland, China, Australien und den USA fuhr Daimler auch durch Teile Südafrikas. Alles mit dem Ziel, möglichst viele Daten zu sammeln. Dabei sollten nicht möglichst viele Kilometer gefahren werden, sondern die richtigen Kilometer, sagte Zetsche. Anhand von möglichst vielen unterschiedlichen Verkehrssituationen, Fahrverhalten und klimatischen Gegebenheiten sollte das System lernen.

Zetsche zeigte sich überzeugt, dass ein vernetztes und teilweise selbstfahrendes Auto in zehn Jahren ein integraler Bestandteil der Palette von Daimler sein werde. Zum Abschluss betonte er, dass ein neues Zeitalter der Mobilität bevorstehe. Mit den Worten "Zusammen bringen wir die digitale Revolution voran", schloss er seinen Vortrag.

Auf Services und Partnerschaften kommt es an

Zwei grosse Themen zogen sich durch den ersten Tag der Veranstaltung. Das erste waren Services und das andere Partnerschaften. Schon im Eröffnungsvideo betonte Bosch, dass die Firma zu einem Anbieter von Dienstleistungen werde wolle, um das Leben der Menschen zu verbessern.

Vernetzung bringe nur dann einen Mehrwert, wenn weitere Dienste auf den Produkten aufbauen. Etwa wenn das Entertainment-System im neuen Mercedes, mit dem smarten Assistenten "Mykie" von Bosch kommunizieren könne, um zu prüfen, ob noch Milch im Kühlschrank ist, brachte Daimler-Chef Zetsche als Beispiel an.

Ein weiteres Beispiel ist die Parkplatzsuche. Bosch will Autos in Sensoren verwandeln. Etwa wenn ein Auto an einem leeren Parkplatz vorbeifährt, könnten diese Information anderen Verkehrsteilnehmern über die Cloud mitgeteilt werden. Bosch entwickelt den Dienst unter dem Namen "Community-based Parking". Der Dienst soll noch in diesem Jahr in 20 Städten in den USA und Europa ausgerollt werden. Dazu arbeitet Bosch eng mit verschiedenen Autoherstellern zusammen. Auch die Schweiz ist schon auf der Agenda für den Dienst, sagte ein Bosch-Mitarbeiter am Informationsstand. Als erste Städte sollen Zürich und Bern den Dienst bekommen, dies sei nicht mehr so weit in der Zukunft.

Ganz von der Hardware wolle sich Bosch aber nicht verabschieden, betonte Denner. Bosch wolle weiterhin Produkte produzieren. Diese sollen jedoch mit digitalen Diensten mehr Nutzen für die Anwender bringen können.

An diesem Punkt kommen auch Partnerschaften und Zusammenarbeit ins Spiel. Die Vernetzung, gerade bei selbstfahrenden Autos, sei so komplex, dass keine Firma es alleine machen kann. Dies betonte auch Jumana Al Sibai, Executive VP bei Bosch, in ihrem Vortrag auf dem Panel zu selbstfahrenden Autos. Die Kosten für die Entwicklung selbstfahrender Autos sind für eine einzelne Firma nicht zu stemmen. Ganz zu schweigen davon, dass es Expertise in völlig unterschiedlichen Bereichen brauche. Das Know-how etwa bei Sensorik, Steuerung, Software oder auch der Bilderkennung könne eine Firma nicht alleine erwerben. Al Sibai verglich die Anforderungen mit einem Zehnkämpfer, der in jeder Disziplin der Beste der Welt sein müsse. Diese Herausforderung stelle sich den Herstellern von selbstfahrenden Fahrzeugen.

Jumana Al Sibai, Executive VP bei Bosch (Source: Netzmedien)

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