Smarthomenews

Kann mir das jemand erklären?

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Wie ein Smarthome funktioniert, ist klar und einfach. Mich interessiert vielmehr, warum um Himmels Willen in der Presse immer wieder vom Haus der Zukunft geschrieben und dann über verfügbare Technologien berichtet wird.

(Source: DrAfter123 / iStock.com)
(Source: DrAfter123 / iStock.com)

Wer kennt sie nicht, die Szene aus "Mon Oncle" von Jacques Tati aus dem Jahr 1958: Der bieder gekleidete Monsieur Hulot betritt das Grundstück eines modernen Hauses, die Türe öffnet sich automatisch mit einem Quietschen. In der Küche spannende Technik, alles futuristisch, modern, zum Teil automatisch, sehr reduziert und anders. Ausser das Wasserglas, das scheint normal. Schon damals geisterte offenbar eine Vision vom intelligenten Haus durch die Köpfe der Menschen, das uns gewisse Arbeiten abnehmen und somit grossen Nutzen bieten könnte.

Nach Jacques Tati blieb es in der Schweiz im Bereich des intelligenten Wohnens lange ruhig. Als aber die Beis­heim Stiftung im Jahr 2000 das Future Life in Hünenberg realisierte, ging eine grosse Welle des Interesses am Smarthome durch ganz Europa. Der Kühlschrank, mit dem Nachschub sehr einfach bestellt werden konnte, oder die Sprachsteuerung faszinierten genauso wie der Beamer, der aus der Decke kam, und das Licht, das über einen kleinen PC gesteuert wurde. Das Future Life ist noch immer mit derselben KNX-Technologie ausgerüstet wie damals. Steiners, die es bewohnen, profitieren seit seinem Bau von den Annehmlichkeiten, die ihnen ihr Haus mit seiner vernetzten Technik bietet. Und damit sind wir wieder beim Nutzen eines Smarthomes: Er ist heute real und realisierbar.

 

Keine Zukunftsmusik mehr

In "Mon Oncle" hat es Monsieur Hulot mit seinem Scheitern an der modernen Technik und den Tücken des Objekts zu tun. Auch das gibt es heute noch. Viele haben Respekt vor der modernen Technik, der Überwachung und Abhängigkeit. Skeptiker wird es immer geben, und deshalb ist es wichtig, dass die Branche den Fokus auf die realisierten Projekte richtet und nicht auf die Skeptiker. Wir müssen uns der Personen annehmen, die Smarthomes wollen und ihren grossen Vorteil erkennen, auch wenn sie dafür gewisse Nachteile in Kauf nehmen müssen, zum Beispiel höhere Kosten beim Bau eines Hauses. Nachteile sind jedoch individuell zu betrachten und werden je nach Person und Interesse anders wahrgenommen und interpretiert. Die höheren Kosten sind für den einen ein Killerargument, für den anderen vernachlässigbar, weil ihm der Nutzen wichtiger ist. Deshalb sollte die Branche diese Argumente nicht pauschalisieren. Die realisierten Projekte, und davon gibt es tausende, sind der Beweis, dass Smarthomes Realität und längst keine Häuser der Zukunft mehr sind.

Natürlich gibt es immer noch Zukunftsvisionen für Smarthomes. Diese dürften aber eher mit Robotern zu tun haben als mit pragmatisch vernetzter Smarthome-Technologie. Diese ist mittlerweile als Plug-and-Play-System online bestellbar, im Baumarkt erhältlich oder wird als professionelles System vom Integrator installiert. Dabei gilt es anzumerken, dass oft von fehlenden Standards gesprochen wird, weshalb nichts wirklich miteinander vernetzt funktioniere oder zu kompliziert sei. Auch hier darf man nicht pauschalisieren. KNX als weltweiter Standard etwa existiert seit über 26 Jahren und verbindet Produkte von weltweit über 430 Firmen über ein einheitliches Protokoll, das sowohl über Funk, Kabel als auch IP läuft.

Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass eine Vielzahl weiterer Systeme das Leben komfortabler machen. Dazu gehören unter anderem Philips Hue und Digitalstrom. Alle diese Anbieter verdienen Geld mit ihren Produkten und ja, sie forschen an der Zukunft, an neuen, einfacheren und noch intelligenteren Produkten. Trotzdem kann sich jede und jeder in der Schweiz bereits heute eine intelligente Wohnung oder ein smartes Haus bauen lassen, es gibt passende Lösungen für jedes Budget. So viel also zum Thema "Haus der Zukunft", liebe Presse!

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