Neue Kunden und AR-Spiel

Dacadoo will den Schweizern Beine machen

Uhr

Dacadoo hat in Zürich neue Partnerschaften angekündigt und ein Produkt gezeigt. Dacadoo Go soll Nutzer spielerisch zur Bewegung animieren. Die Firma will damit die Prävention im Gesundheitswesen stärken.

Dacadoo-CEO Peter Ohnemus zeigt Dacadoo Go. (Quelle: Netzmedien)
Dacadoo-CEO Peter Ohnemus zeigt Dacadoo Go. (Quelle: Netzmedien)

Das System sei krank, sagt Peter Ohnemus schon kurz nach Beginn seiner Präsentation. Der CEO und Gründer des Zürcher Softwareherstellers Dacadoo hat eine klare Meinung zum Zustand des Schweizer Gesundheitswesens; sowohl was die Gesundheit der Menschen als auch die Lage der Krankenkassen betrifft.

Die Menschen würden sich zu wenig bewegen, ernährten sich falsch und würden trotzdem immer älter. Die Folgen seien wachsende Kosten, die das traditionelle Finanzierungsmodell der Krankenkassen an seine Grenzen brächten. Abhilfe schaffen laut Ohnemus vor allem zwei Dinge: Prävention und Digitalisierung.

Krankenkassen und Medizin müssten ein neues Geschäftsmodell finden und alle Prozesse von der Prävention bis zur Therapie digitalisieren und individualisieren. Auch die Menschen selbst müssten ihren Lebensstil ändern und mehr Eigenverantwortung übernehmen.

Neue Kunden aus den USA und den Niederlanden

Dacadoo hat den Medien am Sitz in Zürich seine Strategie für die digitale Gesundheit gezeigt. Zur Strategie zählen Partner und Kunden, wie etwa mit dem neuen Partner United Health Group. Diese sei eine der weltweit grössten Krankenversicherer mit fast 200 Milliarden US-Dollar Umsatz und Niederlassungen in zahlreichen Ländern. Dacadoo werde künftig mit Optum, der IT-Sparte von United Health, eine digitale Lifestyle-Plattform aufbauen.

Ohnemus kündigte auch eine Partnerschaft mit der niederländischen Versicherung Menzis an. Menzis setze auf die Health-Score-App von Dacadoo. Kern der App ist ein Gesundheitsindex, der auf Basis von statistischen Patientendaten die Gesundheit des Nutzers zwischen 1 (klinisch tot) und 1000 (übermenschlich) errechnet.

Die App dokumentiere ausserdem verschiedene Gesundheitsdaten (Aktivität, Schlafqualität oder Ernährung) und biete besondere Challenges, mit denen sich die Gesundheit spielerisch verbessern lassen soll. Menzis gibt Kunden einen Prämien-Rabatt, wenn sie die App nutzen, wie Ohnemus ausführte.

Auch ausserhalb des Versicherungsbereichs besteht grosses Potential für die Produkte von Dacadoo, wie Ohnemus weiter sagte. Betriebliche Programme zur Beratung und Unterstützung von Angestellten in Gesundheitsfragen, sogenannte Employee Assistance Programs, seien das zweite Feld, auf dem Dacadoo sich momentan positioniere.

Mit der Entwicklung Schritt halten

Anschliessend stellten Ohnemus und Dacadoo-CTO André Naef das neueste Produkt der Firma vor. Dacadoo Go soll, inspiriert vom Augmented Reality (AR) -Spiel Pokémon Go, die Nutzer spielerisch zum Gehen anregen. So liessen sich Krankheiten vorbeugen und die Lebensqualität verbessern. Die App ist ab sofort kostenlos für iOS und Android verfügbar. Sie richtet sich an eine Zielgruppe zwischen 25 und 45 Jahren.

Grundsätzlich besteht Dacadoo Go aus einer virtuellen Karte der aktuellen Umgebung, auf der verschiedene Aufgaben und Sehenswürdigkeiten eingezeichnet sind. Indem er zu den betreffenden Punkten geht kann der Spieler Erfahrungspunkte sammeln, Schätze finden und Teamkämpfe austragen. Schrittmesser und GPS-Sensoren des Handys liefern die nötigen Daten.

Neben einer Statistik der gelaufenen Strecke können verschiedene kurz- und langfristige Ziele erreicht werden. Auch Dacadoo Go berechnet einen Index, den Walk Score. Er soll dem Spieler einen Eindruck von seinem aktuellen Gesundheitszustand vermitteln.

Die Funktionen der App sollen noch ausgebaut werden. Kommerzielle Anwendungen sind denkbar, wie Ohnemus sagte. So könnten etwa Krankenkassen, Hotels oder Restaurants von Dacadoo Go profitieren. Wenn ein Restaurantbetreiber Kunden zum Besuch seines Lokals animieren wolle, könne er in der App besondere Belohnungen buchen. Besucher könnten umgekehrt Rabatte erhalten, wenn sie die App nutzen. So soll Bewegung mit geschäftlichen Anwendungen verbunden werden.

Bedenken um den Datenschutz und die Freiheit des Einzelnen seien dabei unbegründet. Die Apps von Dacadoo seien freiwillig und würden Daten nur anonymisiert übertragen. Dacadoo verschlüssele zudem die Daten der Nutzer und verkaufe sie nicht an Dritte weiter.

CTO André Naef führt die Funktionen der neuen App vor. (Quelle: Netzmedien)

Neue Zielgruppen erwarten Digitalisierung und tiefere Kosten

Das Schweizer Gesundheitswesen stehe vor einer finanziellen Sackgasse. Über kurz oder lang könnten sich die Kunden die steigenden Prämien nicht mehr leisten. Zudem sei eine neue Generation herangewachsen, die sich mit klassischen Versicherungsformen nicht anfreunden wolle. "Dacadoo stellt eine Lösungen für eine Branche bereit, die sich im Umbruch befindet", sagte Ohnemus abschliessend. Apps wie Dacadoo Go könnten hierbei mithelfen, meinten die Entwickler.

Webcode
DPF8_50176