Interview mit Light + Byte-CEO Martin Leuzinger

"Wir setzen einen Stimulus für die Lust am Bild"

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Light + Byte hat einen neuen Besitzer. Unternehmensgründer Paul Merki verkaufte den ­Fotodistributor und -händler nach 25 Jahren an den Unternehmer Andreas Eichenberger. CEO Martin Leuzinger berichtet im Interview, welche Folgen das für Light + Byte hat.

Martin Leuzinger, CEO von Light + Byte. (Quelle: Netzmedien)
Martin Leuzinger, CEO von Light + Byte. (Quelle: Netzmedien)

Paul Merki hat sein Unternehmen Light + Byte nach 25 Jahren verkauft. Wieso gerade jetzt?

Martin Leuzinger: Für ihn war der Zeitpunkt gekommen, er wollte noch mal etwas Neues aufbauen. Paul Merki ist ein sehr umtriebiger Mensch, immer voller Ideen. Er will Dinge aufbauen. Als ich vor zwei Jahren ein Start-up in Berlin mit ihm besuchte, funkelten seine Augen. Da wusste ich, er will wieder auf der grünen Wiese anfangen. Mit seiner neuen, eigenen Firma kann er sich neuen Projekten widmen. Er hat den richtigen Moment gefunden, um sein Lebenswerk weitergeben zu können.

Was ändert sich durch den Weggang von Unternehmens­gründer Paul Merki bei Light + Byte?

Die eigentliche Veränderung initiierte Paul Merki schon vor drei Jahren, als er und der Verwaltungsrat entschieden, einen externen CEO einzustellen. Mit dieser Entscheidung zog sich Merki aus dem operativen Geschäft zurück und fokussierte sich auf wenige Aufgaben. Er arbeitete in den letzten drei Jahren in einem externen Büro. In dieser Zeit habe ich die Firma neu aufgestellt. Somit bedeutete der Verkauf der Firma keinen grossen Wechsel für die Belegschaft. Paul Merki werden wir weiterhin verbunden ­bleiben.

Weshalb übernahm der Unternehmer Andreas Eichenberger Light + Byte?

Andreas Eichenberger war bereits vier Jahre im Verwaltungsrat von Light + Byte und hat in dieser Zeit das Unternehmen sehr gut kennengelernt. Er war auch bei meiner Einstellung involviert. Er hat eine Affinität zur Branche, denn sein Vater besass in den 70er-Jahren ein Fotogeschäft in Riehen. Als Unternehmer und Mitglied des Verwaltungsrats erlebte Eichenberger, dass Light + Byte selbst in einem äusserst schwierigen Umfeld immer auf Wachstumskurs war. Er ist überzeugt, dass auch weiterhin solides Wachstum möglich ist.

Wieso glaubt ein Unternehmer an den doch schrumpfenden ­Fotomarkt?

Der Markt schrumpft seit 2010. Im vergangenen Jahr sprachen wir von zirka 13 Prozent, dieses Jahr liegen die Prognosen bei rund 9 Prozent Umsatzrückgang. Das besagt aber nicht zwingend, dass alle Marktteilnehmer schrumpfen. Light + Byte ist sehr gut aufgestellt und ist auf einem klaren, soliden Wachstumskurs. Alle unsere Standbeine entwickeln sich positiv.

Inwiefern wächst Light + Byte?

Die Anzahl Mitarbeiter blieb in den vergangenen Jahren konstant. Wir sind sehr erfolgreich unterwegs. Sie können sich vorstellen, dass einem im Fotomarkt niemand etwas schenkt. Wir müssen um jeden einzelnen Kunden kämpfen und unseren Job gut machen, müssen tagtäglich dranbleiben. Deshalb haben wir uns in den letzten Jahren mit den besten Leuten, die wir haben können, neu aufgestellt. Sie setzen sich für die Firma ein, das ist heute matchentscheidend.

Wie ist dieses Wachstum möglich?

Wir arbeiten weiter an der Strategie der letzten Jahre, darin sieht auch Andreas Eichenberger weiterhin Potenzial.

Wie sieht diese Strategie aus?

Wir setzen weiterhin auf qualitatives Wachstum. Wir sind ein Vollanbieter und bieten Distribution, einen Showroom, der mit 450 Quadratmetern der grösste in der Schweiz ist, einen Onlinestore, LB Rent mit eigenem Mietstudio, LB Academy und das Lösungsgeschäft LB Solutions. Damit sind wir breit abgestützt und erfolgreich.

Was haben Sie verändert?

Gewisse Dinge, die wir vorher irgendwie mitgemacht haben, machen wir jetzt richtig oder lassen wir bewusst weg. Wir sind nun fokussierter.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wir waren schon immer stark im Lösungsgeschäft, vor allem im Unternehmensbereich. Das haben wir aber nie bewusst zu unserem Credo gemacht. Deshalb bauten wir das konsequent aus. Wenn eine Firma ein Bedürfnis im Bereich Imaging/Foto/Video hat, irgendeine Lösung in Form eines Videostudios, eines Fotostudios oder einer Fotoapplikation für einen Webshop sucht, dann sind wir da. Das geht weit über den reinen Hardwareverkauf hinaus, wir bieten Projektlösungen aus einer Hand.

Will Andreas Eichenberger nichts an dieser Strategie ­ändern?

Nein, er war ja in der strategischen Diskussion mit dabei. Die Strategie bleibt die gleiche. Unsere Vision ist es, mit einem umfassenden Sortiment, coolen Tools und Know-how Antworten auf jede Frage und Lösungen für jedes Problem im Kosmos des Imaging zu bieten. Unsere Mitarbeiter sind Bildverrückte, und es ist unsere Passion, unsere Kunden im Beruf und Hobby zu unterstützen. Mit unserer Mission wollen wir noch präsenter werden. Da sind morgen vielleicht neue Felder denkbar, aber heute sind wir gut aufgestellt. Wir haben Ideen für die Zukunft, aber dazu kann ich noch nichts verraten.

Wo versprechen Sie sich Wachstumsfelder im Schweizer ­Fotomarkt?

Im Moment gibt es meines Erachtens keine klassischen Wachstumsfelder. Jeder Marktteilnehmer muss seine Nischen finden. Wir haben starke Brands wie Manfrotto, Broncolor, Hasselblad, Zeiss, Westcott, Formatt Hitech. Zudem setzen wir sehr stark auf Scouting von neuen, coolen Tools. Wir prüfen wöchentlich rund zehn neue Produkte. Davon nehmen wir vielleicht zwei im Monat ins Sortiment auf. Im Weiteren bin ich überzeugt, dass Wachstum immer nur dann gelingt, wenn ich etwas konsequent und richtig betreibe.

Welche Marken hätten Sie noch gerne im Sortiment?

Es gibt immer Marken, mit denen man liebäugelt. Aber die grossen Marken sind verteilt. Wir sind stark im Scouting neuer Produkte und Marken. Wir nehmen aber nur Produkte auf, hinter denen wir stehen können. Unser Anspruch ist es, dass wir der führende Anbieter bei neuen Produkten sind.

Was ist mit dem Thema Drohnen?

Wir haben vor rund zwei Jahren entschieden, dass wir das Thema Drohnen sein lassen. Als Händler und Distributor muss man sich fokussieren. Wir wollten es nicht ohne Fokus angehen, weil es ein aufwendiges Ersatzteilgeschäft nach sich zieht. Entweder bieten Sie den Support und Service dazu oder lassen es sein. Zumal der Markt sehr klar auf eine Marke abzielt. Aber wer weiss, was in zwei Jahren ist.

Wie sehen Sie den Schweizer Fotomarkt?

Wir haben mit dem Onlinegeschäft, das immer wichtiger wird, eine Polarisierung im Markt. Speziell in der Schweiz teilen sich im Onlinehandel die Plattformen von Migros und Coop den Markt. Daneben gibt es eine lange Liste von weiteren Plattformen. Somit gibt es eine sehr grosse Vielfalt an Onlineplattformen und dann noch den klassischen Handel, der seine Rolle noch suchen muss in Zeiten der Konsolidierung.

Welche Auswirkungen hat der Rückgang im Fotomarkt?

Es findet zurzeit eine Marktbereinigung statt. Der klassische Fotofachhandel hat ein Nachfolgeproblem, das nicht überall klar geregelt ist. Der schrumpfende Markt wird zu weniger Marktteilnehmern führen. Und bei den verbleibenden Marktteilnehmern polarisiert sich der Markt zwischen Onlineanbietern, die primär auf Preisführerschaft setzen, und stationären Anbietern, bei denen Beratung und Service an erster Stelle steht. Diese müssen ihre Rolle neu definieren.

Inwiefern setzt Light + Byte aufs Onlinegeschäft?

Wir haben einen sehr grossen Onlineshop, er ist aber nur eine Ergänzung für uns. Ohne online geht heute nichts mehr, aber online und stationär spielen bei uns zusammen. Das Onlinegeschäft wächst kontinuierlich und unterstützt unser Geschäft überall dort, wo keine Beratung erforderlich oder gewünscht ist. Unser grosses Plus ist der 450 Quadratmeter grosse Showroom, wo Beratung im Vordergrund steht und Produkte angeschaut und getestet werden können. Damit differenzieren wir uns vom klassischen Onlinehandel.

Braucht auch der Foto-Fachhändler einen Onlineshop?

Das ist eine schwierige Frage für einen kleinen, lokalen Händler. Hat er die finanziellen und personellen Ressourcen für einen guten Onlineshop? Eine Chance wäre es allemal, denn er könnte damit tote Zeiten im Geschäft überbrücken, aber das muss jeder für sich entscheiden.

Welche Bedeutung hat das Distributionsgeschäft für Light + Byte?

Die Distribution ist uns sehr wichtig. Wir sind seit 25 Jahren als einer der grossen Distributoren in der Schweiz bekannt. Mit führenden Marken sind wir ein wichtiger Partner für den Schweizer Handel mit partnerschaftlichem Verhältnis. Dafür haben wir mehrere Aussendienstmitarbeiter, die den Handel besuchen.

Wie unterstützt Light + Byte den Fotofachhandel?

Distribution ist für uns mehr als reiner Handel. Wir pflegen enge Partnerschaften mit unserem Handel und beraten unsere Partner. Wenn wir sehen, dass sich etwas bei der Warenpräsentation, beim Produktmix oder Ähnlichem verbessern lässt, dann sprechen wir das an. Wir bieten als Distributor die ganze Bandbreite an Dienstleistungen und Lösungen, wir unterstützen den Handel bei lokalen Messen oder bei Werbeaktivitäten. Am Ende des Tages können wir nur erfolgreich sein, wenn auch unser Partner die Produkte verkauft. Deshalb setzen wir auch bei der Distribution auf Qualität und Nachhaltigkeit.

Wie soll der Fotofachhandel seine Rolle definieren?

Faktoren wie der Internethandel und die Preissituation lassen sich nicht verändern. Jeder sollte sich auf die Themen fokussieren, die er auch beeinflussen kann. Gerade der Fachhandel kann nicht über den Preis mithalten, sondern sollte seine Stärken ausspielen. Wer heute in dem polarisierenden Markt bestehen will, muss umso mehr ein klares Profil zeigen. Wer seine Nische findet und konsequent da­ran arbeitet, kann auch heute Erfolg haben.

Soll sich der Fotofachhandel von Kompaktkameras trennen?

Kompaktkameras standen zu keiner Zeit im Fokus bei Light + Byte. Es ist heute der schwierigste Markt im Fotobereich, weil er von den Smartphones weitgehend substituiert wurde. Da hilft kein Jammern, das werden wir nicht ändern können. Man muss dafür die Chancen sehen, die sich ergeben. Es wurden noch nie so viele Bilder wie heute geschossen. Die Faszination am Bild ist eindeutig vorhanden.

Aber wie verdient der Handel dadurch?

Etwa mit Services für das Smartphone. Oder indem man Lust weckt auf bessere Fotografie. Viele bekannte Blogger fotografieren mit dem Smartphone, aber wenn sie die Qualität erhöhen wollen, steigen sie auf die Systemkamera um. Diese Leute muss man finden. Das ist unsere Aufgabe an Events und Messen, an denen wir einen Stimulus für die Lust am Bild setzen.

Wie kommt das Kursangebot von Light + Byte an?

Bei LB Academy haben wir das Kursangebot 2016 im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 20 Prozent auf knapp 100 Kurse angebaut. Wir bieten Kurse „from capture to print“ an.

Was sind das für Kursteilnehmer?

Das sind zum Grossteil ambitionierte Amateure und Profis, die sich intensiv mit der Fotografie beschäftigen. Die Masterclass-Kurse werden von internationale Grössen geleitet, da bilden sich auch Profifotografen regelmässig weiter. Wir haben aber auch Kurse für Einsteiger. Unsere Kunden schätzen die Professionalität unserer Kursleiter sehr.

Welche Bedeutung hat das Verleihgeschäft für Light + Byte?

LB Rent ist einer der grössten Vermietservices im Grossraum Zürich. Wir bieten das neueste Equipment, ein sehr grosses Fotostudio mit Hohlkehle, Scan-Arbeitsplätzen und einem Schulungsraum zur Vermietung an. Unsere Kunden schätzen die hohe Verfügbarkeit und die Zuverlässigkeit wie auch die Betreuung durch unser Rent Team. Es gibt immer mehr Fotografen, die je nach Bedarf etwas modular zusammenstellen wollen. LB Rent ist aber auch für Nichtprofis interessant, weil sie so etwas ausprobieren können, das sie sich sonst nicht leisten würden, wie etwa eine grosse Brennweite.

Was ist zum 25-Jahr-Jubiläum von Light + Byte geplant?

Wir sind in der letzten Phase der Vorbereitung von drei Abendevents mit Vorträgen von renommierten Fotografen. In der zweiten Jahreshälfte planen wir zudem einen Event im Showroom in Zürich.

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