Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Dann haben Sie den Schlamassel!"

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Mystery-Shopperin Astrid T. hat sich auf die Suche nach einem Überwachungssystem gemacht. Wie hat sich die Beratung verändert im Vergleich zum letzten Mal zwei Jahre zuvor? Klar ist: An Überwachungskameras kommt der Handel nicht mehr vorbei.

(Quelle: Sensay / Shutterstock.com)
(Quelle: Sensay / Shutterstock.com)

Astrid T. hat sich nach zwei Mystery-Shopping-Touren noch immer kein Überwachungssystem angeschafft. Vor drei Jahren wäre die empfohlene Lösung beim Sicherheitstechniker zu teuer gewesen. 5000 Franken wollte Astrid nicht bezahlen. Vor zwei Jahren fiel vor allem Electronicpartner mit einer guten Beratung auf. Sonst herrschte im Handel trotz Vernetzungstrends immer noch Ahnungslosigkeit beim Thema Überwachungskameras.

Nun ging Astrid zum dritten Mal auf Mystery-Shopping-Tour auf der Suche nach einer Überwachungskamera. Diesmal sollte es aber eine günstige Plug-and-Play-Lösung sein. Sie hatte von Freunden gehört, dass es mittlerweile eine grosse Auswahl guter Kameras zum tiefen Preis gebe. Deshalb ging sie in Begleitung von "CEtoday" auf Mystery-Shopping-Tour, die durch Melectronics, Fust, Media Markt und Interdiscount sowie zum Euronics- und Electronicpartner-Fachhändler führte.

 

Melectronics

Den Gang zu Melectronics hätte sie sich sparen können. Zwar sah Astrid Kameras der Marken Netgear und TP-Link. Doch Verkäufer waren rar. Auch nach fünf Minuten Warten sah sie nur einen Melectronics-Verkäufer, der einen Kunden an der TV-Wand beriet. Weil vor Astrid vier Kunden an der Kasse auf Bedienung warteten, gab sie auf. Hier hätte sie wohl keine ausführliche Beratung erhalten, dachte sie sich, dafür hätte der Verkäufer wohl schlicht keine Zeit.

 

Fust

Besser war das Angebot an Verkäufern bei Fust. Obwohl auch dort viele Kunden auf Bedienung warteten. Astrid hörte gar einen Kunden sagen: "Hier gibt es aber viele Leute. Das läuft wohl sehr gut bei Fust." Dennoch kam sofort ein Verkäufer auf Astrid zu, als sie zum Kassentresen trat. Er konnte ihr zum Thema Überwachungskameras keine Auskunft geben und bat deshalb einen Kollegen um Unterstützung. Der Kollege führte Astrid zu einigen ausgestellten Überwachungskameras, empfahl ihr aber nur ein System: Arlo von Netgear. "Das ist ein mehrfach ausgezeichnetes Produkt", schwärmte er. Zudem sei es kabellos und funktioniere mit Batterien. Astrid wollte wissen, ob denn Geräte mit Stromanschluss schlechter seien, worauf der Verkäufer ausweichend antwortete: "Ich finde, mit ­diesem Produkt haben Sie viel mehr Möglichkeiten als mit anderen." Er erwähnte die Full-HD-Auflösung der Kamera sowie den Bewegungs- und Nachtsensor. Zudem sei das Gerät wassergeschützt, weshalb es sich auch für den ­Outdoor-Einsatz eigne. Zum Schluss rühmte er die Lebensdauer der Batterien. Etwa 12 Knopfzellenbatterien reichten für ein halbes Jahr Einsatz. Weil sich das Gerät automatisch in den Stand-by-Modus schalte, könne es auch noch länger halten. Sollte sich Astrid für das Gerät entscheiden, könne sie sich zwischen einem Starterkit mit einer oder zwei Kameras zu Aktionspreisen von 199 ­respektive 339 Franken entscheiden. Astrid kannte die Marke Netgear nicht. Auf der vergangenen Mystery-Shopping-Tour zu Überwachungskameras wurden ihr vor allem Geräte von D-Link empfohlen. Doch der Verkäufer bei Fust machte einen fachkundigen Eindruck. Entscheiden wollte sie sich aber noch nicht. Astrid bedankte sich für die ausführliche Beratung und ging weiter zu Media Markt.

 

Media Markt

In der grossen Media-Markt-Filiale sprach eine Verkäuferin Astrid an. Nach Überwachungskameras gefragt wollte die Verkäuferin von Astrid wissen, ob sie ein Smartphone besitze, denn damit könne sie heutzutage fast alle Überwachungskameras steuern. Natürlich besitzt auch Astrid ein modernes Handy. Als Nächstes wollte die Verkäuferin wissen, ob Astrid eine Kamera für drinnen oder draussen suche. Astrid entschied sich für draussen, die erste Kamera sollte die Haustür überwachen. Später wolle sie die Kamera mit weiteren Geräten zum Überwachungssystem ausbauen, erklärte sie. Outdoor-Kameras fand die Verkäuferin aber keine. Sie schritt an mehr als zwei Dutzend ausgestellten Geräten vorbei und las jeweils kurz deren Beschreibung auf der Verpackung vor. Das dauerte. Die Verkäuferin merkte wohl, dass Astrid unruhig wurde, entschuldigte sich und holte einen Kollegen, der sich besser auskenne. Tatsächlich. Nach kurzer Wartezeit kam der gesuchte Experte und erwies sich als versiert. "Für draus­sen habe ich hier diese Glocke von Motorola mit Strom- und LAN-Kabelanschluss. Sonst habe ich keine, die ich für draussen empfehlen könnte", sagte er. Online finde sie ein noch besseres Produkt, das Netatmo Supreme. Das koste mit 330 Franken etwas mehr, dafür sei aber alles dabei. Während des Gesprächs gesellten sich zwei weitere Kunden hinzu und fragten, ob sie mithören dürften. Natürlich hatte Astrid nichts dagegen. Der Verkäufer schien aufzublühen ob des grösseren Publikums und schwärmte von der Netatmo-Kamera, erwähnte den integrierten Lichtspot und den Sensor, der Menschen von Tieren unterscheiden könne. Ausserdem bemerkte er, dass sie bei Modellen mit Stromanschluss beachten müsse, wie sie das Kabel verlegen könne. Astrid könne sich auch für ein Modell mit Batterien entscheiden, dann wisse sie aber nie, wann die Batterien leer seien. "Wenn Sie dann in den Ferien sind, haben Sie den Schlamassel!" Das Argument leuchtete Astrid ein, Batteriebetrieb sollte es also nicht sein. Der Media-Markt-Verkäufer riet ihr schliesslich zu Netatmo. Er habe schon viele Kunden gehabt, die sich für eine günstigere Kamera entschieden hätten und dann enttäuscht zurückgekommen seien. Etwas Besseres als diese finde sie nur bei einer Sicherheitsfirma. Das wäre Astrid zu teuer, die Netatmo-Kamera aber nicht. Sie bedankte sich für die ausführliche Beratung und war begeistert vom Verkaufstalent des Verkäufers. Weil es die Kamera aber nur online gab, versuchte sie es weiter bei Interdiscount.

 

Interdiscount

In der kleinen Interdiscount-Filiale sprach Astrid einen Verkäufer an, der sich offenbar nicht mit Überwachungskameras auskannte. Danach gefragt, suchte er, wo sie ausgestellt sein könnten. Als er sie fand, las er die Funktionen einer Kamera von Netapp von der Verpackung vor. Darauf suchte er im Interdiscount-Bestellsystem, in welchen Varianten die Kamera erhältlich ist, ob als Kit oder einzeln. Auch hier hätte Astrid online bestellen müssen, dafür war ihr die Beratung aber zu wenig versiert, um vom Kauf überzeugt zu sein. Auf Verpackungen lesen kann sie selbst.

 

Euronics-Fachhändler

Sie versuchte es im Fachhandel. Im Euronics-Fachgeschäft auf dem Lande hatte Astrid kein Glück. Über die Mittagszeit war der Laden geschlossen. Durchs Schaufenster sah Astrid aber, dass sie hier wohl keine Überwachungskameras finden würde. Deshalb ging sie weiter zu Electronicpartner.

 

Electronicpartner-Fachhändler

Im Electronicpartner-Fachhandelsgeschäft befanden sich keine Kunden, dafür waren aber zwei Verkäufer anwesend. Astrid sprach einen der beiden auf Überwachungskameras an. Im Laden führte zwar auch dieser Händler keine Geräte, der Verkäufer verwies aber auf den Onlineshop. Er habe selbst das Arlo-System von Netgear installiert, das sehr gut sei. Er erwähnte deren In- und Outdoor-Tauglichkeit und die Batterien und sagte: "Das ist etwas vom Einfachsten, das es gibt." Er las Astrid die Preise für das Basispaket und weitere Kameras vor und erwähnte, wie zufrieden er selbst mit den Kameras sei. Astrid war überzeugt, Arlo musste gut sein. Nur waren ihr Batterien zu risikobehaftet. Sie bedankte sich beim EP-Fachhändler für die kurze Beratung und verabschiedete sich.

 

Fazit

Astrid beendete ihre Mystery-Shopping-Tour mit einem gemischten Fazit. Fast immer konnte ihr ein Verkäufer etwas zu Überwachungskameras sagen, auch wenn viele erstmals Hilfe beim Kollegen suchen mussten. Das wäre dem Interdiscount-Verkäufer wohl auch zu empfehlen gewesen. Er bot als einziger eine ungenügende Beratung. Netgear-Kameras sind offenbar beliebt bei den Verkäufern. Der Hinweis des Media-Markt-Verkäufers, dass mit Batterien keine Sicherheit gegeben sei, hält Astrid aber vom Kauf einer solchen Kamera ab. Im Media Markt schien sie am besten beraten. Gerne hätte sie aber auch mal eine Kamera ausprobiert, auch mit dem eigenen Smartphone.

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