Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Was ist eine Action-Cam?"

Uhr | Aktualisiert

Wie berät der Handel zum Thema Action-Cams? Mystery-Shopperin Astrid T. hat sich nach drei Jahren wieder auf die Suche gemacht. Ob es eine Alternative zu Gopro gibt?

Gopro Hero 5 (Quelle: Gopro)
Gopro Hero 5 (Quelle: Gopro)

Astrid T. will ihrem Sohn (und sich selbst) eine neue Action-­Cam schenken. Der Sohn macht bald Snowboard-Ferien in den Bergen, und sie will die Kamera für ihre nächsten Bike-Ferien nutzen. Vor über drei Jahren ging sie das letzte Mal auf die Suche nach einer Action-Cam. Damals dominierte Gopro den Markt ganz klar und kam auch bei den Verkäufern sehr gut an. Alternative Marken wurden kaum angeboten. Der Fachhandel führte damals noch keine Action-Cams im Sortiment. Astrid war neugierig, ob sich das mittlerweile geändert hat.

Sie ging in Begleitung von "CEtoday" auf Mystery-Shopping-Tour, die sie durch Ochsner Sport, Melectronics, Interdiscount, Media Markt sowie EP- und Euronics-Fachhandelsgeschäft führte.

Ochsner Sport

Astrid versuchte ihr Glück zu Beginn im Ochsner Sport, weil sie dort ohnehin noch eine lange Unterhose für den Sohn kaufen wollte. Sie sah eine Action-Cam einer No-Name-Marke zum Aktionspreis von 99 statt 180 Franken in einer Vitrine ausgestellt. Also ging sie zur Kasse und fragte die Verkäuferin nach der Action-Cam. Die fragte zurück: "Was ist eine Action-Cam?" Astrid ahnte nichts Gutes, erklärte ihr, dass dies eine Videokamera sei, worauf die Verkäuferin einen Kollegen um Hilfe bat. Der führte sie zum ausgestellten Modell für 99 Franken und sagte: "Hier im Laden haben wir nur dieses Gerät. Gopro könnten wir bestellen." Astrid wollte wissen, wie gut das Gerät für unter 100 Franken denn sein könnte. Die Antwort des Verkäufers war nicht überzeugend: "Eigentlich ist die Kamera nicht schlecht für den Preis. Die Gopro-Kamera ist aber gestochen scharf. Es ist wie beim Autokauf, da kostet die Sport­ausführung auch mehr." Astrid hatte genug gehört, das Billigmodell wollte sie nicht kaufen. Ob es Gopro oder eine andere Marke sein sollte, müsste ihr ein anderer Verkäufer erklären.

Melectronics

Dafür war die kleine Melectronics-Filiale der falsche Ort. Astrid ging zum Kassentresen und fragte einen Verkäufer nach Action-Cams. Er meinte, sie hätten eine von Gopro und eine 360-Grad-Kamera, mit der er sich aber nicht auskenne. Astrid wünschte eine ausführlichere Beratung und fragte, welches Modell denn zu empfehlen sei. Der Verkäufer erwiderte darauf aber nur: "Gopro bietet das beste Gehäuse, das eignet sich für draussen. Wenn Sie mehr wissen wollen, müssen Sie im Onlineshop nachsehen." Das fand Astrid unerhört. Sie verabschiedete sich und versuchte es weiter bei Interdiscount.

Interdiscount

In der Interdiscount-Filiale sprach Astrid einen sehr jungen Verkäufer an, der ihren Weg kreuzte. Er führte sie zu einem halben Dutzend Geräten und empfahl ihr die Gopro 4 für rund 440 Franken oder das neueste Modell des Herstellers, die rund 100 Franken teurere Gopro 5. Er ging zu einem Computer und vergewisserte sich im Warenbewirtschaftungssystem, ob das neue Modell verfügbar ist. Das war es. Der Verkäufer entschuldigte sich, rannte in einen Nebenraum und kam keine zehn Sekunden später mit einer Gopro 5 in der Verpackung zurück. Der Verkäufer sagte, dass das neue Modell eine 4k-Aufnahmequalität biete und sogar Sprachsteuerung beherrsche. Ein Kollege von ihm habe die Kamera gekauft und sei begeistert. As­trid wollte noch mehr wissen. So fragte sie den Verkäufer, ob man noch ein zusätzliches Gehäuse kaufen müsse. Das wusste der Verkäufer nicht. Er suchte einige Minuten am PC auf der Gopro-Website und im Interdiscount-Shop sowie auf der Verpackung der Kamera, konnte die Frage aber nicht beantworten. Aufmachen darf er die Verpackung wohl nicht, dachte Astrid. Sie meinte, sie würde sich den Kauf noch überlegen und bedankte sich für die rund sechsminütige Beratung.

Media Markt

Ermutigt von der ersten, etwas ausführlicheren Beratung ging Astrid zu Media Markt, wo sie ein etwa sechs Meter langes Regal mit Action-Cams und Zubehör fand. Hier brauchte sie Hilfe. Sie ging zu zwei Verkäufern in der Nähe, die sich miteinander unterhielten, und fragte sie nach deren Meinung zu Action-Cams. Einer sagte: "Es gibt nicht ohne Grund einen Leader, und das ist Gopro." Er lobte die Qualität der Gopro-Produkte, erwähnte mit Olympus aber noch einen weiteren Action-Cam-Hersteller. "Das Olympus-Modell bietet einen ausklappbaren Bildschirm, am besten zeige ich ihnen das schnell", sagte der Verkäufer. Er führte sie zu dem Olympus-Gerät und zeigte ihr, wie sich das Gerät bedienen lässt. Die Kamera sei wasserdicht und biete eine LED-Beleuchtung sowie sehr viele Sensoren, um Druck, Höhe und zahlreiche weitere Sachen zu messen. "Die Daten können Sie dann auf dem Smartphone ansehen. Das ist etwa bei einer Bergwanderung sehr praktisch", sagte der Verkäufer und ergänzte: "Das kann Gopro nicht. Die neueste Gopro bietet GPS, mehr aber nicht." Damit nicht genug. Er erwähnte ein Gerät von Sony mit optischem Bildstabilisator, damit das Bild nicht wackle. Dafür seien Gopro-Modelle handlicher und lies­sen sich besser an Oberflächen festmachen. Letztlich riet er zu Gopro, weil das Modell das beste Gesamtpaket habe. Auch er erwähnte die Sprachsteuerung der Gopro 5. Er habe sie selbst schon ausprobiert und sie funktioniere erstaunlich gut. "Das ist besonders beim Snowboarden wichtig, wenn man Handschuhe hat", sagte er. Darauf zählte er technische Details auf, ohne vom Datenblatt abzulesen. 4k mit 30 Bildern in der Sekunde, Full-HD mit 120 Bildern in der Sekunde, ein digitaler Bildstabilisator und mehr. Ausserdem erscheine bald das Gehäuse für die Gopro 5. Damit könne sie 40 Meter tief tauchen. Ohne Gehäuse sei die Kamera 10 Meter wasserdicht, weshalb Schnee kein Problem darstelle. Er riet zur Gopro 5 ohne Gehäuse. Dadurch sei auch der Ton besser als bei den meisten Kameras mit Extra-Gehäuse. Das merke man oft bei Youtube-Videos. Astrid war beeindruckt vom Fachwissen des Verkäufers. Während rund acht Minuten erzählte er ihr wohl alles Wissenswerte zu aktuellen Action-Cams. Wenn er ihr noch eine Kamera vorgeführt hätte, wäre die Beratung perfekt gewesen, fand Astrid. Sie wollte nun aber auch dem Fachhandel eine Chance geben.

EP-Fachhandelsgeschäft

Das war offenbar der falsche Entscheid. Das EP-Fachhandelsgeschäft bot keine Action-Cams. Darauf angesprochen, suchte eine Verkäuferin Hilfe bei einer weiteren Verkäuferin, die sich schliesslich an einen dritten wandte. Der meinte, sie könnten nur welche bestellen, war aber selbst gerade in einem Beratungsgespräch, weshalb sich Astrid verabschiedete.

Euronics

Auch bei Euronics sagte ihr der Verkäufer, dass sie keine Action-Cams führten. Dafür müsse sie eher zu einem Grossverteiler wie Media Markt gehen.

Fazit

Astrid beendete ihre Mystery-Shopping-Tour mit einem gemischten Fazit. Wiederum bot der Fachhandel keine Auswahl, was unverständlich scheint angesichts der gros­sen Beliebtheit von Action-Cams. Einmal mehr verdient ein Media-Markt-Verkäufer besonderes Lob für seine Beratung mit fundiertem Fachwissen. Astrid würde sich wohl bei ihm für die neueste Gopro-Action-Cam entscheiden. Wieder Gopro.

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