Markt-Report

Wearables-Markt glänzt trotz Smartwatch-Flopp

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Der immer noch junge Smartwatch-Markt hat trotz Apple noch nicht überzeugen können. Dafür verkaufen sich andere Wearables wie warme Weggli. Die Trends im Wearables-Markt sind ­andere als erwartet.

(Quelle: Fitbit)
(Quelle: Fitbit)

Der Markt für Wearables hat sich anders als erwartet entwickelt. Aktuelle Zahlen für den Schweizer Markt kann GfK Switzerland erst ab Frühjahr zur Verfügung stellen. Aber der weltweite Markt zeigt eine deutliche Tendenz, die überrascht: In der immer noch relativ neuen Kategorie der Smartwatches gab es kein Wachstum mehr, sondern einen starken Rückgang. Smartwatches sind laut Definition des Marktforschers IDC Armbanduhren mit Internetzugang, die Apps von Drittanbietern ausführen. Sie sind immer noch ein Nischenprodukt, trotz Apples Markteinstieg.

Eine Umfrage Ende 2016 in Grossbritannien, Austra­lien und den USA von Marktforscher Gartner bestätigt diesen Eindruck. Von 9500 befragten Personen besassen nur 10 Prozent eine Smartwatch. Die Gadgets würden sich immer noch in der Early-Adopter-Phase befinden. Fitnesstracker würde dagegen jeder Fünfte nutzen. Das Problem ist laut Gartner, dass die Käufer keinen Mehrwert in Smartwatches sehen. Deshalb empfinden sie auch den Preis auch als zu hoch, so die Forscher. Es fehlt der Smartwatch wohl noch die «Killer-App».

Das habe zur Folge gehabt, dass die Verkäufe in der jungen Smartwatches-Kategorie zuletzt nicht mehr angestiegen, sondern zurückgegangen seien. Laut Marktforscher IDC schrumpfte der weltweite Smartwatches-Markt zuletzt im dritten Quartal des vergangenen Jahres deutlich. Apples zweite Smartwatch-Generation sei demnach hinter der ersten Generation zurückgeblieben.

Activity-Tracker treiben Wearables-Markt an

Einfache Wearables, sogenannte Activity-Tracker, zeichnen Fitness- und gesundheitsrelevante Daten auf. Internetzugang zu einem App-Store mit Drittanbieter-Content bieten sie im Vergleich zu Wearables nicht. Das verlangen die Konsumenten bisher wohl auch nicht. Diese Geräte machen immer noch den grössten Teil des Marktes aus. Und dieser Bereich der Activity-Tracker wird auch nicht kleiner, vielmehr meldet er erfolgreiche Verkäufe. Im dritten Quartal 2016 wuchs das Segment demnach im zweistelligen Bereich.

Das Wachstum im grossen Activity-Tracker-Segment hatte zur Folge, dass auch der Wearables-Markt als Ganzes wachsen konnte. Von August bis September 2016 legte er um 3,1 Prozent zu und erreichte 23 Millionen Auslieferungen, wie IDC meldet.

Auch in der Schweiz konnte der Wearables-Markt wachsen. Laut Dennis Weijers, Sports Sales Manager DACH bei Tomtom, liegen die endgültigen Zahlen für 2016 noch nicht vor. Doch sowohl der GPS-Sport-Uhrenmarkt als auch der Gesundheits- und Fitnesstracker-Markt wuchsen laut Weijers 2016. Der Wachstumstrend im ersten Halbjahr 2016 sei positiv für Tomtoms GPS-Sportuhren gewesen. Tomtom stieg aber erst Ende des Jahres in den Gesundheits- und Fitnesstracker-Markt ein. Auch Christian Waelti, Country Manager Schweiz bei Garmin, spricht von starkem Wachstum im vergangenen Jahr. Sowohl die Nachfrage als auch die Anzahl an Anbietern sei deutlich gestiegen. «Inzwischen können wir hier schon von einem Massenmarkt sprechen», sagt Waelti.

Im Wearables-Markt gibt es einen klaren Marktführer. Für Furore sorgt derzeit vor allem Fitbit, der mittlerweile ein Viertel des Marktes ausmacht. Zuletzt steigerte Fitbit seine Auslieferungen im dritten Quartal 2016 nochmals um eine halbe Million auf 5,3 Millionen Geräte.

Smartwatch von Fitbit in Aussicht

Fitbit stellte bisher nur die erfolgreichen Activity-Tracker für sportliche Aktivitäten her. Smartwatches mit Apps von Drittanbietern fehlten. Das könnte sich nun ändern. Erst kürzlich kaufte Fitbit mit Pebble einen grossen Smartwatch-Hersteller auf. Pebble war ein Pionier für Smartwatches und brach 2012 Erfolge mit einer Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter. Statt der erhofften 100 000 US-Dollar erhielt das Unternehmen 10 Millionen Dollar, wie Wired berichtet. Nach eigenen Angaben lieferte das Unternehmen weltweit über 2 Millionen Geräte aus. Es folgte einige Jahre später die Krise, bis Pebble 2016 ein Viertel der Belegschaft entliess und es am Jahresende zur Übernahme durch Fitbit kam.

Pebble bot in seinem App-Store etwa 14 000 Apps von Drittanbietern an, was Fitbit bisher fehlte. An der CES gab Fitbit-CEO James Park nun bekannt, dass das Unternehmen bald einen eigenen App-Store eröffnen werde. Nach Pebble kaufte Fitbit innerhalb von zwei Monaten den Smartwatch-Hersteller Vector und den digitalen Kreditkartenverwalter Coin. Vectors Kauf scheint insofern sinnvoll, da dessen Verkaufsargument die lange Akkulaufzeit ist. Nur alle 30 Tage müssen Vector-Kunden ihre Smartwatches neu laden, wie das Unternehmen verspricht. Eigene Geräte werden Pebble und Vector nach der Übernahme gemäss eigenen Angaben nicht mehr herstellen. Sollte Fitbit also tatsächlich Smartwatches produzieren, dürfte es spannend werden, ob der Wearables-Marktführer den Smartwatches zum Aufwind verhelfen könnte.

Möglich wäre ein Erfolg von Fitbit mit Smartwatches. Denn allen Unkenrufen zum Trotz sind Smartwatches noch nicht tot, wie der Verantwortliche für Wearables bei IDC sagt. Es gebe für das Gadget Potenzial, momentan treffe es jedoch noch nicht den Massengeschmack.

Für das laufende Jahr 2017 rechnen Tomtom und Garmin mit weiterem Wachstum im Schweizer Gesundheits- und Fitnesstracker-Markt. Diese würden immer mehr in das täglichen Leben der Konsumenten integriert und mit erweiterten und personalisierten Funktionen die Lebensqualität erhöhen.

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