Lee Jae-yong

Doch kein Haftbefehl gegen Samsungs Vizepräsidenten

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von Coen Kaat

Der familiengeführte Technologiekonzern Samsung soll die südkoreanische Präsidentin bestochen haben. Gegen den Vizepräsidenten des Konzerns, Lee Jae-yong, wurde ein Haftbefehl erlassen. Es geht um Zahlungen von umgerechnet rund 37 Millionen Franken.

(Quelle: Fotolia)
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Originalmeldung vom 16.01.2017: Seit Herbst vergangenen Jahres wütet in Südkorea ein Korruptionsskandal. Die südkoreanische Präsidentin, Park Geun-hye (박근혜), soll einer Freundin Einfluss auf Regierungsgeschäfte gewährt haben.

Dabei handelt es sich um Choi Soon-sil (최순실). Im Dezember wurde Park des Amtes enthoben. Choi ist derzeit inhaftiert.

Samsung soll bestochen haben

Nun hat der Skandal auch den südkoreanischen, familiengeführten Elektronikkonzern Samsung erfasst. Gegen den Vizepräsidenten Lee Jae-yong (이재용) wurde ein Haftbefehl erlassen, wie diverse Medien, darunter die NZZ, berichten. Ihm wird Bestechung vorgeworfen.

Samsung soll zwei Stiftungen Chois grosszügig unterstützt haben. Insgesamt 43 Milliarden koreanische Won soll der Konzern gezahlt haben – dies entspricht umgerechnet etwa 37 Millionen Schweizer Franken.

Im Gegenzug dafür soll der Konzern 2015 die Zusage des staatlichen Pensionsfonds zu einer Fusion zweier Gruppenunternehmen erhalten haben. Mit dem Geld soll Choi unter anderem auch die Reitausbildung ihrer Tochter in Deutschland finanziert haben, wie ARD berichtet.

Korruption und Schamanismus

Obwohl Lee offiziell Vizepräsident von Samsung ist, leitet er de facto seit 2014 den Konzern. Damals erlitt sein Vater Lee Kun-hee (이건희) einen Herzinfarkt und gab daraufhin einen Teil der Verantwortung ab.

Lee Jae-yong soll eines Tages die Konzernleitung vollständig übernehmen. Wie sein Vater und dessen Vater vor ihm. Eine Verurteilung könnte die Amtsübergabe an Lee Jae-yong erschweren.

Im Verfahren gegen die Staatspräsidentin Park geht es nicht nur um Bestechung. Ihr wird auch Vorgeworfen, Mitglied eines Schamanenkults zu sein.

Parks im Skandal verwickelte Freundin Choi Soon-sil ist die Tochter des Kultführers Choi Tae-min (최도원). Er gründete die evangelisch-schamanistische Gruppierung Yongsae-gyo (영세교), auch bekannt als die Kirche der Ewigkeit.

Update vom 19.01.2017: Das zuständige südkoreanische Gericht hat den Haftbefehl gegen Lee Jae-yong abgelehnt. Das Gericht sieht nicht ein, wieso ein Haftbefehl gegen Samsungs Vizepräsidenten zu diesem Zeitpunkt nötig oder angebracht sein soll, wie das Wall Street Journal berichtet. Die aktuelle Beweislage reiche nicht aus, um Lee Bestechung vorzuwerfen. Der Sonderstaatsanwalt bedauert in einer Mitteilung die Entscheidung des Gerichts. Er wolle die Untersuchung jedoch fortführen, wie es im Bericht heisst.

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