Interview

"Bei Monacor weht ein frischer Wind"

Uhr

Sascha Wydler ist seit Juni neuer CEO von Monacor Schweiz. Im Interview erklärt er seine ­Philosophie, mit der er das Unternehmen weiterführen will. Ausserdem erklärt er, wie Fachhändler durch eine Kooperation Mehrwert generieren können.

Wie erlebten Sie die ersten 100 Tage als Monacor-Schweiz-CEO?

Sascha Wydler: Es war sehr spannend, es gab viele Situationen, die ich das erste Mal allein bewältigen musste, wie etwa den Jahresabschluss. Ich lerne jeden Tag Neues, aber das macht den Alltag ja umso interessanter.

Wie kamen Sie zur CEO-Position?

Mein Vorgänger, Joe Bachmann, gleiste die Nachfolge­regelung schon frühzeitig intern gemeinsam mit mir auf. Er ist noch unterstützend im Verwaltungsrat tätig, reduzierte aber sein Pensum.

Was wollen Sie bei Monacor einbringen – im ­Vergleich zu Ihrem Vorgänger Joe Bachmann?

Ich bin ein anderer Charakter als Joe Bachmann, obwohl wir beide Sternzeichen Waage sind. Es weht ein frischer Wind bei Monacor. Nicht nur meinetwegen, sondern auch wegen des Rebrandings von IMG Stageline. Ich habe das Gefühl, dass die 14 Mitarbeiter bei Monacor dadurch noch mehr motiviert sind, die letzte Meile zu gehen. Das merkt auch der Kunde.

Wieso sind Sie schon 15 Jahre für Monacor tätig?

Für mich war Audio schon immer ein wichtiges Thema, ausserdem ist mein Leben sehr konstant. Ich spiele seit 1995 leidenschaftlich Elektrobass in der immer gleichen Band. Ausserdem erwischte ich immer den richtigen Zeitpunkt, schon seit ich nach der Lehre bei Studer als Techniker bei Monacor anfing, um die nächste Stufe zu erklimmen. Ich wäre heute wohl nicht mehr bei Monacor, wäre ich immer noch Techniker oder Produktmanager. Der Hauptgrund für meine langjährige Beziehung zu Monacor ist aber, dass es den Leuten hier sehr viel Spass macht. Ich komme gerne zur Arbeit. Deshalb machte ich auch den Umzug vor zehn Jahren von Zürich nach Rotkreuz mit und pendle seither.

Wie wurden Sie in der neuen Position aufgenommen?

Ich erhielt sehr gutes Feedback von unseren Kunden. Viele sagten mir, sie seien froh, dass es mit mir weitergehe. Weil ich schon so lange bei Monacor tätig bin, kenne ich viele unserer Kunden schon seit Jahren. Ich lebe die Monacor-­Philosophie weiter.

Wie lautet diese Philosophie?

Ich kenne Monacor schon seit meiner Lehrzeit bei Studer in Regensdorf, da war Monacor noch ein Einzelartikel­laden. Aber mit der Entwicklung unserer Produkte und unserer Leute haben wir gemerkt, dass es immer mehr in Richtung Projekte und Lösungen geht. Heute kommt der Kunde nicht mehr auf der Suche nach einem Produkt zu uns, sondern weil er eine Lösung für ein Problem sucht.

Wann fand diese Wende der Kundennachfrage statt?

Das hängt mit den Artikeln zusammen, die wir von unserem Mutterhaus aus Deutschland bekamen. Früher bestand ein Videoüberwachungssystem aus einem einfachen Koax-Kabel. Heute ist es viel komplexer, nur schon, wenn man einer App die Steuerung und den Fernzugriff erlaubt. Wir gehen mit unserer Überwachungslinie von Panasonic aber noch viel weiter.

Das Smarthome-System von Panasonic basiert auf einer ­Zusammenarbeit mit einem Versicherer. Steht schon ein Versicherungsdienstleister in der Schweiz fest?

Noch nicht. Es wird sicher nicht die Allianz-Versicherung wie in Deutschland sein, aber Panasonic arbeitet daran.

Wird es irgendwann nur noch Lösungen statt Produkte bei Monacor geben?

Nein, Produkte wird es immer bei uns geben. Sie sind die Mittel, um Lösungen zu finden. Wir wollen mit unserem Lösungsansatz unsere Kunden besser betreuen. Gewisse Kunden wollen besucht werden, andere wollen nur einen Anruf. Wir wollen für jeden Kunden, der mit uns zusammenarbeiten will, die passende Lösung finden.

Wer wird Ihr Nachfolger als Verkaufschef bei Monacor Schweiz?

Diese Stelle gibt es nicht mehr. Wir strukturierten die Aufgaben intern so um, dass sie breiter abgestützt sind. Manche unserer Kunden sind im Sicherheitssegment zuhause, andere stark audiolastig. So betreut stets die richtige Fakultät den Kunden.

Von welchen Segmenten versprechen Sie sich Wachstum?

Was die Produktseite angeht, ist natürlich der Sicherheitsbereich sehr stark, bei uns läuft aber auch das Beschallungs- und Beleuchtungsgeschäft gut. Ausserdem rückt die Hausvernetzung all diese Gebiete näher zusammen, die Grenzen werden fliessender. Dann wird etwa mit einer Steuerung über einen Fensterkontakt Musik aktiviert. Im Audiobereich werden wir noch mehr auf das Thema Vernetzung eingehen, im Videobereich ist die Vernetzung ja schon lange wichtig.

Wie erklären Sie sich das Wachstum im Sicherheitsbereich?

In der Schweiz ist das Bedürfnis nach Sicherheit nach wie vor gross. Für die Videoüberwachung und für Alarmsysteme ist man auch bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Interessant für den Fachhandel ist im Alarmanlagen­bereich vor allem eine Serie, die nur zertifizierte Errichter installieren dürfen. So hat er eine Exklusivität, ausserdem wird man die Anlage sicher nicht im Baumarkt finden. Die Zertifizierung findet zweimal jährlich statt, die nächste Mitte November.

Was müssen Fachhändler bei der Videoüberwachung ­beachten?

Der Markt wächst immer noch und ist sehr interessant. Videoüberwachung hat viel mit Netzwerktechnik zu tun. Koaxial analog ist vorbei. Wem das IT-Wissen fehlt, der kann heutzutage auch hochauflösende Hybridkameras einsetzen. So kann er analog mit TVI oder AHD arbeiten und hat dennoch eine gute Auflösung.

Welche Produktsegmente wollen Sie für Monacor noch ­bearbeiten?

Wir haben unsere Grundpfeiler Audio und Beschallung. Wir wollen kein Boxmover oder Logistikunternehmen sein. Deshalb beschränken wir uns auf unsere Stärken. Wir schauen uns aber natürlich um, gerade beim Thema Smarthome. Deshalb nahmen wir auch die Smarthome-Lösungen von Panasonic und Devolo in unser Sortiment auf, die nicht von unserem Mutterhaus stammen.

Was bietet Monacor Schweiz ausserdem exklusiv an?

Von Monacor erhalten wir die Marken IMG Stageline und Monacor im Beschallungs- und Videoüberwachungsbereich. Ausserdem beinhaltet der Hauptkatalog CD-Spieler von Onkyo und Zoom-Rekorder. Monacor Schweiz vertreibt zusätzlich Contrik-Stecker und -Komponenten sowie Panasonics Videoüberwachungslösungen. Als weiteres Standbein beschlossen wir für unsere Kunden die Zusammenarbeit mit der Firma Steffens, die stark im Beschallungsbereich von komplexen Räumen ist.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Gemeinsam mit der Firma Steffens bieten wir dem Fachhandel das Komplettpaket zum Thema Beschallung von der Offertenstellung bis zur Installation an, falls er dies möchte. Etwa weil ihm die Manpower fehlt. Die Probeinstallation ist kostenlos, damit es der Fachhandel seinen Kunden vorführen kann. Ausserdem ist es wichtig, zu wissen, dass wir nie mit dem Endkunden zusammenarbeiten. So sind für den Fachhandel sehr gute Verdienstmöglichkeiten mit wenig Aufwand möglich.

Wie kommt dieses Angebot beim Fachhandel an?

Wir veranstalteten dafür unter anderem ein Seminar in einer Kirche, weil dies der klassische Ort im Beschallungsbereich ist. Manche Fachhändler haben Angst, dass wir sie umgehen, deshalb ist die Kommunikation wichtig. Wir wollen unsere Partner besser unterstützen. Deshalb teilten wir uns auch einen Stand mit Steffens Mitte Oktober an der Light & Sound in Luzern.

Nutzen Fachhändler das Angebot bereits?

Ja, sogar eher als erwartet. Wir haben jetzt sechs Projekte durchgezogen, bei denen wir uns immer gegen Mitbewerber durchsetzen konnten. Wir boten mit weniger Material die bessere Qualität. Die Lautsprecher sind zwar in einem preislich höheren Segment für Projekte ab 10 000 Franken angesiedelt. Aber wenn der Fachhandel sie dem Endkunden präsentieren kann, hat er eine grosse Chance, ihn überzeugen zu können.

Tags
Webcode
CET161116