Mystery-Shopping

"Wir sind keine Netzwerkspezialisten"

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Wie berät der Handel zum Thema NAS? Sieht er es als Lösungsgeschäft? Nach zwei Jahren hat sich Mystery-Shopperin Astrid T. wieder auf die Suche nach einer Netzwerklösung für Audio- und Videoinhalte gemacht.

Schon bald beginnt wieder die dunkle Jahreszeit. Dann will es sich Astrid T. im Wohnzimmer gemütlich machen, mit stimmungsvoller Musik oder einem spannenden Film via TV oder Tablet. Dasselbe wollen ihre Kinder – auch wenn sie etwas anderes anschauen wollen. Deshalb ging die Mystery-Shopperin los, sich zum Thema Vernetzung erneut beraten zu lassen. Dazu machte sie bereits vor zwei Jahren nach anfänglichen Schwierigkeiten gute Erfahrungen. Schon damals war das NAS definitiv im Handel angekommen, wobei vor allem der Fachhandel mit freundlicher und kompetenter Beratung gepunktet hatte. Hoch im Kurs der Händler hatte die Marke Synology gestanden. Astrid war neugierig, was sich seither bei der Beratung zu Netzwerkspeichern getan hatte und ob einer der Händler auch die Chance nutzen würde, ihr eine Lösung statt eines Produkts anzubieten. So ging sie in Begleitung von ­«CE­today» zu ­Melectronics, Fust, Media Markt, Interdiscount, EP- und Euronics-Fachhändler.

Melectronics

Das Melectronics-Ladengeschäft war gut besucht. Alle Verkäufer schienen beschäftigt. Deshalb ging Astrid zum Kassentresen und fragte den anwesenden Verkäufer nach einer Möglichkeit, um Musik und Filme im Haushalt zu verteilen. Der konnte oder wollte aber nicht helfen. Er sei nur die Studentenaushilfe an der Kasse. Also wartete Astrid und sprach nach einer Weile einen vorbeigehenden Verkäufer an. Auch er schien sich nicht auszukennen und holte Hilfe. Das Warten hatte sich gelohnt. Der herbeigerufene Verkäufer war äusserst versiert und erklärte ihr das Mirror-System mit zwei Festplatten inklusive der unterschiedlichen Speichermöglichkeiten. Bei günstigen Modellen sei das Spiegeln mit nur einer Festplatte nicht möglich. Ausserdem böten hochpreisige Geräte bessere Prozessoren, Laufwerke und Festplatten. Entscheidend sei, wie schnell eine Festplatte pro Minute rotieren könne. Die meisten NAS-Geräte ab 400 Franken enthielten Festplatten mit 7200 Umdrehungen pro Minute, was etwa bei 4k-Filmen wichtig sei. Er schien aber nicht allzu überzeugt von den Geräten. «Ein NAS dient zum Teilen von Fotos und Videos mit Mitbewohnern. Das ist schon cool, aber die Daten sind unsicher.» Stattdessen riet er zu zwei Festplatten, was er selbst auch als Back-up für seine Bilder und Videos nutze. Solche 2-TB-HDDs gebe es immer wieder zu Aktionspreisen ab 80 Franken. Damit fahre man gerade mit einem Mac oder Macbook günstig und sicher. Mit Windows-Geräten funktioniere die Synchronisation schlechter. Astrid bedankte sich für die fast 20-minütige Beratung und wollte sich doch nach einem NAS umsehen, weil nicht alle im Haushalt Apple-Produkten besitzen.

Fust

Im Fust wartete sie ebenfalls einige Minuten, bis sie einen Verkäufer traf, den Astrid nach Netzwerkgeräten fragen konnte. Dieser war aber bei Weitem nicht so versiert wie sein Kollege bei Melectronics. «Wir sind keine Netzwerkspezialisten», entschuldigte er sich gleich zu Beginn des kurzen Verkaufsgesprächs. Er zeigte ihr drei NAS-Geräte von Synology und erwähnte, dass sie 3, 4 oder 6 TB Speicher böten. Er riet zu einem der kleineren Modelle, weil das grösste wohl zu viel Strom für ihre Ansprüche verbrauche. Wie sich die Geräte aber abgesehen von der Speichergrösse unterscheiden, konnte er ihr nicht sagen. Bei Fust wollte Astrid nicht einkaufen, der Verkäufer schien das für sie passende Produkt nicht zu kennen.

Media Markt

Sie versuchte es weiter bei Media Markt. Dort sprach sie einen Verkäufer an. Als sie ihn fragte, welches der vielen ausgestellten NAS fürs Teilen von Videos und Musik zu empfehlen sei, sagte der Verkäufer: «Ich will ehrlich sein. Ich bin Verkäufer und mein Ziel ist das Verkaufen. Aber ich bin auch Student und arbeite nicht mehr lange hier. Wir haben nichts, das ich Ihnen ans Herz legen könnte.» Er ging mit Astrid zu den ausgestellten NAS-Geräten und sagte über diese: «Die sind keine Option, weil Sie damit nur eine Festplatte beschreiben können. Ein NAS ist dazu da, etwas zu sichern, und zwar doppelt. Achten Sie darauf, dass Sie ein Gerät mit einem schnellen Prozessor finden. Solche mit mindestens 2 Gigahertz sind gut, dann ruckelt es nicht, wenn zwei Personen gleichzeitig Filme anschauen.» Er habe selbst ein NAS von Qnap, das er einmal im Media Markt gekauft habe, «als wir noch gute Sachen hatten». Er schwärmte vom Hersteller Qnap, der Geräte mit einfacher Bedienung produziere. «Da braucht es keinen Informatiker», sagte er. Astrid bedankte sich für die kurze, aber erfrischend ehrliche Beratung und meinte, sie werde sich nach einem Qnap-Gerät umsehen.

Interdiscount

Als Nächstes ging Astrid zu Interdiscount, wo sie wieder mangels Auswahl den Verkäufer am Kassentresen zu NAS-Geräten ansprach, um Musik und Filme teilen zu können. Der antwortete: «Können Sie mir zeigen, was Sie meinen?», Astrid führte ihn zu den ausgestellten Geräten und fragte nach, welches fürs Teilen von Inhalten zu empfehlen sei. «Die sind stationär und brauchen Strom, die kann man nicht mitnehmen», meinte der Verkäufer. Er empfahl Astrid eine Festplatte, die sie einfach transportieren könne. Der Verkäufer schien sich mit Netzwerkspeichern nicht auszukennen, weshalb sich Astrid bedankte und verabschiedete. Sie wollte dem Fachhandel eine Chance geben.

EP-Fachhändler

Beim kleinen EP-Fachhändler war Astrid falsch. Der Verkäufer, der sie gleich bei ihrem Eintreten ansprach, kannte sich zwar mit dem Thema Vernetzung aus, konnte aber nur Geräte bestellen. Er riet ihr, zum nahegelegenen Expert-Fachhändler zu gehen, und empfahl ihr ebenfalls, dass sie bei NAS-Geräten darauf achten müsse, dass sie Platz für zwei Festplatten böten. «Für 400 bis 500 Franken kriegt man etwas Gutes», sagte er. Astrid bedankte sich und ging statt zu Expert zu Euronics.

Euronics-Fachhändler

Im Euronics-Fachgeschäft waren viele Kunden anwesend, weshalb Astrid einige Minuten am Kassentresen warten musste. Als sie an der Reihe war, erklärte sie dem Verkäufer ihren Wunsch und erhielt als Antwort: «Ja, das gibt es, das heisst Synology.» Sie hätten solche Geräte nicht im Angebot, würden aber selbst eines im Ladengeschäft einsetzen. Er zeigte Astrid am PC-Bildschirm per Google-Bilder-Suche, wie ein solches Gerät aussieht und riet ihr zum Gang zu Conrad.

Fazit

Auch diesen Rat befolgte Astrid nicht. Sie beendete ihre Mystery-Shopping-Tour mit gemischten Gefühlen. Einerseits waren die meisten Verkäufer mit dem Thema Vernetzung vertraut. Andererseits konnte ihr keiner eine Netzwerklösung vorführen. Schade fand sie auch, dass die Beratung beim NAS-Gerät aufhörte und nicht mit Lautsprechern und mehr fortgeführt wurde. Weiter hielt sie fest, dass Synology zwar immer noch fast überall die höchste Wertschätzung erhält. Der erstaunlich ehrliche Media-Markt-Verkäufer schwor aber auf Qnap. Hervorzuheben ist die Beratung des Melectronics-Verkäufers, der äusserst ausführlich Auskunft gab. Wäre er von einem NAS-Gerät überzeugt gewesen, Astrid hätte es ihm wohl abgekauft.

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