Shoppingcenter Forum & Swiss Council

Das Shoppingcenter als Wohnzimmer

Uhr | Aktualisiert

Am Donnerstag hat das 9. Schweizer Shopping Center Forum & Swiss Council mit bekannten Referenten an den Flughafen Zürich gelockt. Die Lage in den Centern ist schwieriger als im gesamten Handel. Sie müssen umdenken.

Gestern hat das 9. Schweizer Shopping Center Forum & Swiss Council stattgefunden. Die Resonanz war gross, der Event ausverkauft. Im Radisson Blu am Flughafen Zürich informierte der unabhängige Interessenverband der Handelsimmobilien- und Shopping-Center-Branche der Schweiz, das Swiss Council of Shopping Centers (SCSC), über die Lage der Schweizer Einkaufszentren in Zeiten der Digitalisierung.

Laut Jan Tanner, Präsident des SCSC, ist die Schweiz stärker von den digitalen Entwicklungen betroffen als andere Länder. Thomas Hochreutener, Direktor Handel der GfK Switzerland, belegte diesen Eindruck mit Zahlen. Vor allem im Non-Food-Bereich muss sich der Handel seit nunmehr 5 Jahren mit der Minusteuerung arrangieren. Auch die Umsätze fallen, dieses Jahr prognostiziert Hochreutener einen Rückgang um 2,2 Milliarden Franken. Dafür wachse der Onlinehandel seit Jahren kontinuierlich um rund 10 Prozent. Überproportional zugenommen hätten auch die Crossborder-Einkäufe. Bis 2019 soll der Anteil an im nahen Ausland eingekauften Waren bei rund einem Fünftel liegen, in der Heimelektronik ist es jetzt schon mehr als ein Viertel.

Rückgang trotz grösserer Fläche

Bei den Shoppingcentern ist die Lage noch etwas schlechter. Laut Hochreutener machen die 195 Schweizer Einkaufszentren mit mehr als 5000 Quadratmetern rund ein Fünftel des Umsatzes im Schweizer Handel aus. Doch ihr Umsatz nimmt mit 3 Prozent stärker ab als der gesamte Detailhandel (minus 2,3 Prozent) – obwohl die Shoppingcenter-Fläche zunahm und die Frequenz nur wenig abnahm. Der Rückgang betreffe fast alle Shoppingcenter. Manche hätten aber etwas bewegen können, indem sie etwa umgebaut hätten.

Die Auswahl in den Schweizer Shoppingcentern mit über 1000 Händlern und mehr als 5350 Geschäften sei gross. Doch manche Branchen bauten ab. Der Anteil an Elektronikhändlern oder Reisebüros sei etwa bedeutend geringer geworden. Auf Wachstumskurs seien etwa die Bereiche Haushalt, Wohnen oder Telkodienstleister.

Damit es so nicht im negativen Sinn weitergeht, forderte Hochreutener dazu auf, weniger mit dem Preis zu argumentieren. "Wenn das so weitergeht, wird man auch im nächsten Jahr einen Rückgang haben", sagte der Analyst. Mit der Digitalisierung böten sich zudem Chancen. Das Erstellen von Kundenprofilen etwa mit individuellen Angeboten sei so eine Möglichkeit. Auch um die Conversion Rate zu erhöhen. Als positives Beispiel nennt Hochreutener Amazon Prime mit 73 Prozent. In der Schweiz liege der Wert üblicherweise bei 2 bis 3 Prozent. Viele der Anwesenden zeigten aber Bedenken gegenüber Kundenprofilen aus Datenschutzgründen.

Ehre für Thierry Halff

Auf Hochreutener folgten Referenten wie Curdin Janett, Werber des Jahres 2015, oder FC-Basel-Präsident Bernard Heusler. Ebenfalls eine Keynote hielt Micael Dahlen. Der dänische Professor Micael Dahlen sieht Shoppingcenter als künftige Third Places, gefühlte Wohnzimmer, wo man sich mit Freunden trifft, sich unterhält, etwas zusammen trinkt und einkaufen geht. Deshalb werde auch der Gastronomie-Anteil in den Shoppingcentern zunehmen.

Zum dritten Mal wurden am Forum auch die "Victor Marketing Awards" verliehen. Der "Victor Lifetime Award" ging an Thierry Halff, Verwaltungsratsdelegierter der Maus-Frères-Gruppe, zu der unter anderem Manor, Jumbo, Athleticum, aber auch Bekleidungsmarken wie Lacoste und Gant gehören.

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