Grösser, höher, biegsam - die Trends der Messe

Was von der CES übrig bleibt

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Die grösste CES der Geschichte ist in Las Vegas ist zu Ende gegangen. Wichtige Themen waren im TV-Segment grosse Bildschirmdiagonalen und 4K-Auflösung. Und auch biegsame Bildschirme könnten bald markttauglich sein.

IDC senkt seine Wachstumsprognose für den IT-Markt 2013. (Quelle: Getty Images)
IDC senkt seine Wachstumsprognose für den IT-Markt 2013. (Quelle: Getty Images)

Die diesjährige Ausgabe der International Consumer Electronics Show (CES) im Spielermekka Las Vegas ist nach vier Messetagen am 11. Januar zu Ende gegangen. Sie war die grösste Show in ihrer 45-jährigen Geschichte, sagte Gary Shapiro, Chef des US-Branchenverbandes Consumer Electronics Association (CEA) und Messeveranstalter.

In Zahlen bedeutet das: 3250 Aussteller präsentierten auf über 170000 Quadratmetern Messefläche im Las Vegas Convention Center sowie in zwei Hotels rund 20000 neue Produkte, was mehr als 150000 Fachbesucher aus über 170 Ländern anzog, wie Veranstalter CEA meldet. Die Messe sei komplett ausgebucht gewesen. Die Fläche sei im Vergleich zur Vorjahresausgabe gar um 3000 Quadratmeter grösser geworden. "Hätten wir mehr Fläche gehabt, hätten wir die auch verkauft", sagte Messechef Shapiro gegenüber USA Today.

Manche Hersteller verzichteten jedoch auf einen eigenen Auftritt an der weltweit grössten Unterhaltungselektronikmesse. So war beispielsweise Microsoft erstmals seit vielen Jahren nicht mehr an der CES anzutreffen.

Auch Apple oder Hewlett Packard (HP) glänzten mit Abwesenheit. Die Tageszeitung "Die Welt" begründet die Absenzen mit dem Termin der Messe kurz nach Weihnachten. Produktneuheiten seien im Januar schwierig vorzustellen, hatten demnach HP-Vertreter erklärt. Viele Hersteller würden zudem eigene Präsentationsveranstaltungen einer Messe vorziehen; so wie es Apple schon lange macht. Die Lücke, welche die grossen Namen hinterliessen, füllten andere. So waren zahlreiche Start-up-Unternehmen anwesend, die unzählige Accessoires für Smartphones und Tablete zeigten.

Grösse zählt

Im TV-Segment bestimmten aber die grossen Konzerne die Schlagzeilen. Die Hersteller übertrumpften sich gegenseitig mit riesigen Flachbildfernsehern. Jeder wollte den grösseren haben. So stellte Sony ein neues Modell der X9000A-Serie mit 65 Zoll Diagonale vor. Samsungs 85 Zoll grosser Ultra-HD-TV S9 kann in Südkorea bereits vorbestellt werden – für umgerechnet knapp 35000 Schweizer Franken. Zwei noch grössere Modelle mit 95 respektive 110 Zoll sollen noch dieses Jahr zu einem bisher nicht genannten Preis auf den Markt kommen.

LG überraschte mit einem Riesen namens Hecto: einem 100-Zoll-Laserdisplay. Genau genommen ist der Hecto aber kein Fernseher sondern ein Laser-Ultrakurzdistanz-Beamer mit spezieller Leinwand. Der "Beamer" wird etwa einen halben Meter vor der 100-Zoll-Leinwand platziert und projiziert dann Bilder in Full-HD-Qualität. Das auf Laser basierende Beleuchtungssystem verwendet spezielle Lampen, die kein Quecksilber enthalten. Die Lampen sollen über eine Lebensdauer von 25‘000 Stunden verfügen, was rund fünf Mal länger ist als bei herkömmlichen, auf Quecksilber basierenden Beamerlampen. Das Kontrastverhältnis von Hecto gibt LG mit 10'000'000:1 an.

Nicht nur die Grösse, auch die Auflösung nimmt bei Fernsehern stetig zu. Hersteller wie LG, Samsung, Sharp und Sony präsentierten Bildschirme oder Prototypen mit Ultra-HD-Auflösung (4K) und OLED-Displays. Manche TVs bieten die Kombination von 4K und OLED.

"3D ist nicht tot"

2K mal 4K, die doppelte Auflösung von 4K, war das Zukunftsthema. Es dürfte aber noch ein Weilchen dauern, bis die doppelte Auflösung von 4K zu einem attraktiven Preis erhältlich ist, wie Marktforscher von NPD Display Search glauben.

3D dagegen spielte an der CES offenbar nur noch eine untergeordnete Rolle, berichten verschiedene Medien. Diesen widerspricht Tom Morrod, Director of Consumer and Media Technology bei IHS iSupply gegenüber Pressetext.com: "3D ist nicht tot, es hat sich nur in die Realität des Marktes eingefügt." Die Technik sei auf dem langwierigen Weg zum Massenprodukt.

Im Gegensatz zur schon länger verfügbaren 3D-Technik dürften Ultra-HD- und OLED-TVs zu einem vernünftigen Preis noch einige Jahre auf sich warten lassen, wie das Beispiel des 35000-fränkigen Samsung-TVs zeigt. Zudem gibt es zurzeit noch keine 4K-Inhalte und noch keinen entsprechenden Standard. 4K-Fernseher skalieren das Material mit integrierten Prozessoren hoch.

Vorteil Igzo

Der gebeutelte TV-Hersteller Sharp war auch an der CES vertreten und stellte eine neue Halbleitertechnik namens Igzo vor. Der Name IGZO setzt sich aus den den Anfangsbuchstaben der chemischen Elemente Indium, Gallium, Zincum und Oxygenium (dt.: Sauerstoff) zusammen. Bei Igzo-Bildschirmen sollen die Schalttransistoren nur einen Bruchteil der Fläche derjenigen von LC-Displays benötigen. Damit reagierten Igzo-Displays 20 bis 50 mal schneller als LC-Bildschirme und würden deren doppelte Auflösung erlauben. Mit Igzo-Technik sollen die Bildschirme weniger Energie brauchen und flacher gebaut werden können als LC-Displays, verspricht Sharp. Gerüchten zufolge ist auch Apple an der IGZO-Technik für seine Smartphones und Tablets interessiert.

Dass TVs heutzutage "smart" sein müssen, ist kein Geheimnis mehr, ja fast schon selbstverständlich. Die an der CES vorgestellten Fernseher waren denn auch vor allem Smart-TVs. Die Marktforscher der NPD-Group wollen allerdings herausgefunden haben, dass viele Nutzer ob der Vielfalt an Smart-TVs und ihrer vielfältigen Funktionen verwirrt seien und das Angebot schlicht zu komplex sei. Deshalb zeigten Hersteller wie LG ihre für eine einfachere Bedienung optimierte Smart-TV-Oberflächen. Neu können Nutzer ihre Inhalte beispielsweise in Ordnern sortieren. Natürlich wurden aber auch neue Funktionen, Spiele und Apps vorgestellt.

Aber auch "nicht-smarte" Fernseher können mit Zubehör in Form spezieller USB-Sticks in Smart-TVs verwandelt werden. Dell und Archos etwa bieten entsprechende Lösungen auf Android-Basis an.

Fernseher werden zunehmend kompatibel mit weiteren Geräten. Mehrere Hersteller treiben die drahtlose Übertragung von Bild und Ton zwischen Fernseher und Tablet beispielsweise per NFC, WLAN oder Bluetooth voran.

Biegbare Bildschirme

Samsung entwickelte eine neue Technologie namens Youm, mit der flexible Bildschirme möglich sind. Dabei wird auf Glas verzichtet, zum Einsatz kommt sehr dünnes Plastik. Solche OLED-Displays seien damit nahezu unzerbrechlich. TV- und Smartphone-Prototypen wurden vorgestellt. Die ersten flexiblen Geräte, darunter Fernseher, Smartphones und Tablets, sollen bald erscheinen.

Neben den flexiblen Displays war im Smartphone- und Tablet-Bereich neben zahlreichem Zubehör wie bei den Fernsehern wieder einmal Grösse Trumpf. Damit reagieren die Hersteller auf den Erfolg der Galaxy-Note-Reihe von Samsung. Sowohl das erste als auch das zweite Modell der Reihe mit XXL-Bildschirm ging über zehn Millionen Mal über die Ladentheke. Marktforscher nennen diese Riesen-Smartphones mit Bildschirmen von mindestens 5 Zoll Bilddiagonale "Phablets". Der Begriff setzt sich aus Phone und Tablet zusammen. Michael Morgan, Analyst von ABI Research, erwartet, dass Phablets bis in fünf Jahren einen Fünftel aller Smartphones ausmachen werden.

Deshalb setzen mehrere Hersteller auf die XXL-Schiene und haben ein eigenes Phablet präsentiert. Sony kündigte beispielsweise das Xperia Z mit Fünf-Zoll-Display an. Lenovo präsentierte mit dem K900 ein 5,5-Zoll-Gerät und Huawei will das grösste Smartphone überhaupt entwickelt haben: das Ascend Mate mit 6,1 Zoll Bildschirmdiagonale. Dieser Rekord dürfte aber bald gebrochen werden. Denn Gerüchten zufolge arbeitet ZTE nun am 6,3-Zoll-Smartphone Nubia Z7, wie Pressetext.com berichtet.

Phablets stünden aber nicht in Konkurrenz zu Tablets, lediglich Mini-Tablets wie das iPad Mini würden den Erfolg der Phablets spüren.

Ultrabook mit Touchscreens

Im PC-Bereich wurden zahlreiche Notebooks mit Touchscreen angekündigt. Intel gab bekannt, künftig nur noch Ultrabooks mit Touchscreen zulassen zu wollen. Dies werde ein verpflichtendes Kriterium für Geräte mit der Chip-Generation Haswell sein, berichtet etwa Zdnet.de. Damit möchten Intel, Microsoft und deren Partner gegen Konkurrenzmodelle wie das Apple iPad, Google Nexus Samsung Note 10.1 und Amazon Kindle Fire bestehen. Auch im Hinblick auf Microsofts neues Betriebssystem Windows 8 bieten Touchscreens Vorteile.

Im Spielkonsolen-Segment gelang Prozessorhersteller Nvidia mit der Ankündigung von Project Shield eine grosse Überraschung. Die Handheld-Konsole arbeitet mit Android, ist also im Gegensatz zu den mobilen Konsolen von Nintendo und Sony eine offene Plattform, mit der Spiele aus unterschiedlichsten Quellen gespielt werden können. Damit drängt der Prozessor-Hersteller auf den Spielkonsolen-Markt und hofft, Branchengrössen wie Nintendo oder Sony Konkurrenz machen zu können. Nvidia hat das Gerät mit einem leistungsstarken Tegra 4-Chip versehen. Der 5-Zoll-Bildschirm hat eine 720p-Auflösung. So spielt Project Shield sowohl Android- als auch PC-Titel ab und zeigt HD-Filme. Die klappbare Konsole fungiert auch als kabelloser Spiele-Empfänger für lokale PCs, die mit einer GeForce-GTX-650-GPU oder höher ausgestattet sind.

Als reines Android-Gerät ist der Zugriff auf alle Spiele im Google-Play-Store möglich, teilt Nvidia mit. "Project Shield wurde von Nvidia-Ingenieuren entwickelt, die Games lieben und sich über eine neue Art von Gaming Gedanken machten", sagt Jen-Hsun Huang, Mitgründer und CEO von Nvidia.

Das Gerät sieht aus wie ein Controller mit aufgestecktem 5-Zoll-Multitouch-Display mit Full-HD-Auflösung. Das Betriebssystem ist Android 4.2.1. Im Innern steckt ein Tegra-4-Prozessor von Nvidia, bestückt mit einer 72-Kern-Geforce-GPU und die erste Quad-Core-Umsetzung von ARMs CPU-Kern Cortex-A15 mit einem LTE-Modem. Der Hersteller verspricht durch die Kombination mit dem Batteriespar-Kern und der PRISM-2-Technologie stundenlange Betriebsdauer mit einer Batterieladung. Project Shield soll im zweiten Quartal dieses Jahres zu einem bis jetzt unbekannten Preis erhältlich sein.

Schöne "intelligente" Welt

An der CES waren aber auch Hersteller anwesend, die nichts mit Consumer Electronics am Hut haben. Audi und Toyota etwa präsentierten "intelligente" Autos. Prototypen von fahrerlosen Autos, die dank Sensoren Fussgänger, andere Autos und Verkehrszeichen erkennen sollen. Überhaupt werden Sensoren immer präsenter. Zahlreiche Instrumente, beispielsweise im Gesundheitsbereich, aber auch "intelligente" Kühlschränke, wurden ausgestellt.

Von den vorgestellten rund 20000 Neuheiten werden nur die wenigsten Produkte erfolgreich sein. "Die meisten werden scheitern – aber einige werden Erfolg haben", blickt Shawn DuBravac, Chefökonom des US-Branchenverbandes CEA, voraus. Die nächste CES wird vom 7. bis 10. Januar 2014 stattfinden.

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