Hands-on RS 5000 und Flex 5000

Sennheiser gleicht Hörschwächen aus

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Die Audiolösungen RS 5000 und Flex 5000 von Sennheiser richten sich an Benutzer, deren Gehör eingeschränkt ist. Akkulaufzeit und Funkreichweite der Geräte sind besonders beeindruckend.

RS 5000 (l.) und Flex 5000 (Quelle: Netzmedien)
RS 5000 (l.) und Flex 5000 (Quelle: Netzmedien)

Die Redaktion hat von Sennheiser die Geräte RS 5000 und Flex 5000 zum Test erhalten. Das RS 5000 ist ein kabelloses Kinnbügelhörersystem, das Flex 5000 ein kabelloser Audioempfänger für kabelgebundene Kopfhörer. Beide Geräte verfügen über Funktionen, die die Hörerfahrung von Trägern mit Hörschwäche verbessern sollen. Die Produkte sind laut Sennheiser primär für den Einsatz am Fernseher gedacht.

Bei beiden Geräten ist die Einrichtung unkompliziert. Der Benutzer muss nur die Sende- und Ladestation mit einer Tonquelle und dem Festnetz verbinden. Das Audiosignal erreicht die Station über ein optisches Signal oder einen 3,5-Millimeter-Klinkenstecker. 1,5-Meter-Kabel für beide Anschlussmöglichkeiten liegen den Produkten bei. Das mitgelieferte Netzkabel ist allerdings nur 1,5 Meter kurz, die Stromquelle muss sich also in der Nähe befinden.

Ausserdem gibt es weder an der Station noch am Headset einen Ausschaltknopf. Das Headset stoppt die Wiedergabe, wenn es zusammengeklappt ist. Der Empfänger des Flex 5000 schaltet nach einer Weile ohne Audiosignal von selbst aus. Der Lautstärkeknopf am Gerät reaktiviert es.

Features für Hörbehinderte

Die Geräte haben drei wesentlichen Funktionen zum Ausgleich von Hörbehinderungen: Balance, Hörprofile und Dialogverstärkung.

Auf der Station befinden sich die Knöpfe für Balance und Hörprofile (Quelle: Sennheiser)

Auf der Docking-Station befinden sich zwei Knöpfe, mit denen die Balance in kleinen Schritten angepasst werden kann. Die Anpassung ist sehr fein und die Funktion eignet sich daher für alle Benutzer, die auf einem Ohr schlechter hören als auf dem anderen. Allerdings trifft das nur auf Hörschädigungen zu, die den ganzen oder zumindest einen grossen Frequenzbereich betreffen.

Wenn die Balance-Einstellung nicht ausreicht, kann man eines der drei Hörprofile auswählen und so für weitere Hörschwächen kompensieren. Man sollte sich die Zeit nehmen, diese Profile auszuprobieren, denn sie bieten sehr unterschiedliche Vor- und Nachteile. Eines der Profile dämpft zum Beispiel Tiefen, sodass sie die Höhen nicht übertönen. Dadurch klingt das Headset dann aber ein bisschen wie ein altes Radio. Generell gilt: Wem die Profile nicht mit der individuellen Beeinträchtigung helfen, der ist mit der Grundeinstellung wahrscheinlich besser bedient.

An der Seite des Empfangsgeräts befindet sich der Dialog-Knopf (Quelle: Sennheiser)

Ein Knopf am Headset, beziehungsweise am Empfänger, schaltet den Sprachmodus ein. Dieser macht Dialoge im Film verständlicher. Auch den Gesang in Liedern hebt die Einstellung hervor. Allerdings leidet der Rest der Geräuschkulisse, beziehungsweise der Musik, in diesem Modus. Hier gibt es massive Unterschiede abhängig von der Audioqualität der Quelle. Ein Youtube-Video klang im Test mit verbesserter Sprachverständlichkeit besonders schlecht. Auch eine MP3-Datei mit 148 Kilobytes pro Sekunde klang merklich schlechter. Bei einer Blu-ray war der qualitative Unterschied allerdings beinahe vernachlässigbar. Je nach Tonquelle muss sich der Benutzer also fragen, ob gute Tonqualität oder gutes Dialogverständnis Priorität hat. Besonders für hörbeeinträchtigte Träger ist die Option aber auf jeden Fall einen Versuch wert.

Kopfhörer für die 70-Meter-Fernsehhalle

Sennheiser gibt für das Flex 5000 eine Funkreichweite von 30 Metern an. Beim RS 5000 seien es sogar 70 Meter. Für ein Gerät, das primär für Fernsehen konzipiert ist, scheint das etwas viel. Wer sich 70 Meter vom Fernseher entfernt befindet, muss sich wahrscheinlich eher um die Sichtreichweite sorgen. Im Test zeigte sich, dass die Reichweite in beiden Fällen der Herstellerangabe entspricht. Mit Wänden und Türen tut sich das Signal aber schwer. Es empfiehlt sich also, im gleichen Raum wie die Sendestation zu bleiben. Damit stellt sich die Frage, für was für eine 70 Meter lange Halle Sennheiser diese Kopfhörer konzipiert hat. Im Freien könnte die Reichweite natürlich ein Vorteil sein, sofern sich innerhalb von 1,5 Metern der Tonquelle eine Steckdose befindet. Allerdings ist es letztendlich kein Nachteil, dass das RS 5000 eine grössere Reichweite hat, als ein durchschnittliches Anwendungsszenario benötigen würde.

Der Akku ist sehr ausdauernd. Laut Hersteller reicht er für bis zu zwölf Stunden Hörzeit. Im Test spielte das RS 5000 ohne Aufladen über 15 Stunden Musik ab. Damit sollte es möglich sein, die Geräte den ganzen Tag ununterbrochen im Betrieb zu haben und sie dann über Nacht aufzuladen.

Komfortables Stethoskop

Die Ohrhörer des RS 5000 haben ein Gummipolster (Quelle: Sennheiser)

Lange Filmabende beeinträchtigen den Komfort kaum. Dank der weichen und elastischen Gummi-Abdeckungen der Ohrhörer verursacht das RS 5000 auch nach mehreren Stunden Tragezeit keine Druckstellen in den Ohren. Im Lieferumfang ist zudem ein zweites, kleineres Ohrpolster-Set enthalten, damit Träger das RS 5000 an die eigene Ohrbeschaffenheit anpassen können. Der Austausch setzt keine Werkzeuge voraus. Dem Flex 5000 liegen MX-475-Ohrhörer bei. Diese klingen zwar nicht schlecht, sie beeindrucken jedoch in keinerlei Hinsicht.

Die Geräte und deren Ladestationen sind aus dunkelgrauem Plastik. Farblich machen sie einen edlen Eindruck. Wer allerdings mit dem RS 5000 um den Hals durch den Raum geht, sieht aus wie ein Arzt, der bereit ist, einen Patienten auf Keuchhusten abzuhören. Das Mittelstück des Stethoskop-Designs liegt auch bei aufrechter Haltung auf der Brust des Trägers. Es ist zwar nicht sonderlich schwer, macht sich aber durch seine Grösse bemerkbar. Wer sich beim Fernsehen regelmässig bewegt, dem wird das Gerät mehr auffallen als andere Kopfhörer-Designs.

Der Empfänger des Flex 5000 hat einen Clip, mit dem man ihn beispielsweise an den Kleidern befestigen kann. Das ist vor allem praktisch, wenn man gelegentlich aufsteht, ohne die Kopfhörer abzulegen.

Das RS 5000 kostet 279 Franken. Es gibt davon zudem eine günstigere Version, das RS 2000. Dieses bietet laut Sennheiser die gleichen Funktionen mit einer etwas kürzeren Akkulaufzeit und Funkreichweite. Es kostet 199 Franken. Da sowohl der Akku als auch die Reichweite beim RS 5000 für die meisten Benutzer sowieso zu gross sein werden, dürften die Einbussen beim erschwinglicheren RS 2000 mit neun Stunden Akkudauer und 50 Metern Reichweite kein grosses Problem darstellen. Allerdings hat die Redaktion dieses Gerät nicht getestet.

Die Audiolösung Flex 5000 kostet 219 Franken. Sie ist geeignet für Benutzer, die die Funktionen der RS-Systeme mit den eigenen Kopfhörern nutzen möchten. Der Preis der Geräte RS 5000 und Flex 5000 scheint für Menschen mit Hörbeeinträchtigung gerechtfertigt.

Update 05.04.2017: Sennheiser hat das RS 2000 an der CE Trend-Show gezeigt. Die günstigere Variante des RS 5000 verfügt nicht über alle Funktionen des getesteten Modells. Es fehlen die Hörprofile und der Dialogmodus. Das RS 2000 sei die Einsteigerversion dieser Produktreihe.

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