Mystery-Shopping: Staubsauger

"Miele sind Stromfresser, dafür leistungsstark"

Uhr

Mystery-Shopper Bruno T. hat sich auf die Suche nach einem neuen Staubsauger gemacht. Leistungsstark, aber stromsparend sollte er sein. Was hat sich seit der letzten Tour vor drei Jahren im Schweizer Handel getan?

Bruno T. braucht einen neuen Staubsauger. Dafür hat er sich Rat von seiner Ex-Frau Astrid T. geholt. Sie ging bereits vor drei Jahren für einen Staubsauger auf Mystery-Shopping-Tour. Damals war die Beratung fast immer sehr gut, die Verkäufer punkteten mit Kompetenz und wollten As­trid mit Qualität überzeugen. Deshalb riet auch Astrid ihrem Ex-Mann zu einem hochwertigen Gerät, das stromsparend sein sollte. Bruno wollte wissen, was sich seither im Schweizer Staubsaugerhandel getan hat. Also ging er mit "Elektro Heute" auf Mystery-Shopping-Tour, die ihn zu Interdiscount, Fust, Melectronics, Media Markt und zum Elektrofachhandel führte.

Interdiscount

Im kleinen Interdiscount-Geschäft begrüsste ein Verkäufer Bruno und bot ihm seine Hilfe an. Er nutzte dankend das Angebot und erklärte, dass er einen sparsamen und hochwertigen Staubsauger suche. "Silence-Staubsauger von Electrolux sind sehr beliebt und verbrauchen wenig Strom", sagte der Verkäufer und führte Bruno zu ausgestellten Modellen. Geräte der Marke Miele seien zwar Stromfresser, dafür leistungsstark. Dann kam er auf Dyson zu sprechen. "Ich bin ehrlich, ich bin ein totaler Fan von Dyson", sagte er. Der Verkäufer schwärmte von den "leistungsstarken Dyson-Motoren" und erklärte deren Zyklonentechnologie. Ausserdem erwähnte er, dass mit Dyson keine Ersatzbeutel mehr nötig seien. Dafür seien Dyson-Sauger lauter als andere. Zurzeit gebe es bei Interdiscount ein Modell, geeignet für Haustierbesitzer, zum Aktionspreis von 500 statt 600 Franken. Dieses sei auch empfehlenswert, wenn man keine Haustiere habe. Gefragt nach dem Energieverbrauch antwortete der Verkäufer ohne zu zögern: "Das Modell bietet Energieeffizienz A und arbeitet mit 84 Dezibel, normal sind etwa 70." Bruno war beeindruckt von den Detailkenntnissen des Verkäufers. Dann verwies der Interdiscount-Mitarbeiter auf Besenstaubsauger von Dyson, von denen er selbst einen zuhause nutze. Der Akku reiche für 20 Minuten staubsaugen, was ihm völlig ausreiche. In 50 Minuten sei das Gerät wieder aufgeladen. Für eine grössere Wohnung empfehle er aber einen Schlittenstaubsauger mit Stromkabel. Bruno bedankte sich für rund 6 Minuten fundierte Beratung.

Melectronics

In der kleinen Melectronics-Filiale ging Bruno zum Kassentresen und fragte einen Verkäufer nach Staubsaugern. Der wollte zunächst wissen, welche Bodentypen Bruno zuhause habe. Dann erklärte er Bruno die beiden Systeme mit oder ohne Beutel und riet schliesslich zu Dyson. Auch der Melectronics-Verkäufer erklärte Bruno das Zyklonensystem und erwähnte, dass bei den neuen Dyson-Geräten weder Beutel noch Hepa-Filter nötig seien. So spare er alle zwei Jahre rund 50 Franken. Der Verkäufer machte Bruno "ein sehr gutes Angebot": Ein Staubsauger von Dyson zum Aktionspreis von 220 statt 300 Franken plus 10 Prozent Rabatt, weil gerade Hausmesse sei. Normalerweise seien gerade Leute von Dyson vor Ort, welche die Geräte demonstrierten. Zurzeit seien aber alle in der Pause, entschuldigte sich der Verkäufer, statt den Staubsauger selbst vorzuführen. Der Verkäufer erwähnte 5 Jahre Garantie bei Dyson und lobte die Kulanz des Herstellers. Bruno bedankte sich für gut 5 Minuten Beratung.

Fust

Bei Fust hoffte Bruno endlich auf eine Produktvorführung. In der kleinen Filiale begrüsste ihn eine Verkäuferin und bot ihre Hilfe an. Gefragt nach Staubsaugern riet sie zu Beutelgeräten. "Weil es viel hygienischer ist", sagte sie. Ohne Beutel gelange der Feinstaub beim Entleeren in die Luft, ausserdem nähme sie beutellose Geräte schon nach dem ersten Gebrauch nicht mehr in die Hand, weil der Dreck sichtbar sei. Die Verkäuferin empfahl ein Modell von Miele mit Beutel für rund 600 Franken. "Damit haben Sie 15 Jahre Ruhe", sagte sie und erwähnte, dass alle Ersatzteile an Lager seien. Ausserdem lobte sie die qualitativ gute Verarbeitung des Geräts. "Das Gerät ist stabil", sagte sie, stieg auf den Sauger und hüpfte darauf herum. Bruno war beeindruckt vom Verkaufstalent der Verkäuferin. Sie führte vor, wie sich der Beutel auswechseln lässt und zeigte das Zubehör. Danach präsentierte sie zum Vergleich ein günstigeres Modell und versuchte mit viel Mühe, dessen Beutel zu wechseln. Bruno bemerkte beim Miele-Gerät das ­F-Rating auf dem Energielabel und fragte nach der Energie­ffizienz, worauf die Verkäuferin sagte: "Auf diesem Schild steht so viel, da kommt man schnell durcheinander. Aber auf Teppich und Hartboden ist er sehr gut mit B- und A-Rating." Das verwirrte Bruno noch mehr. Er bedankte sich für 9 Minuten enthusiastische Beratung und verabschiedete sich, worauf ihm die Verkäuferin ihre Visitenkarte in die Hand drückte.

Media Markt

Bruno ging weiter zu Media Markt, wo er lange nach einem freien Verkäufer suchte. Beratung war zwingend nötig bei etwa 70 ausgestellten Staubsaugern. Nach rund 5 Minuten fand Bruno einen jungen Verkäufer und erklärte ihm, was er suchte. Der Verkäufer wollte wissen, welche Böden Bruno zuhause habe und ob er Haustiere besitze. Auch der Media-Markt-Verkäufer bezeichnete Miele-Geräte als Stromfresser. Die meisten anderen Staubsauger verfügten über das Rating A. Er empfahl ein Modell von Philips für rund 180 Franken. Er drückte Bruno den Staubsaugerschlauch in die Hand und riet ihm, das Gerät selbst auszuprobieren. Der Verkäufer bemerkte, wie leise das Gerät sei und zeigte die verschiedenen Aufsätze. Bruno wollte wissen, wieso ein fast identisches Gerät nebenan im Regal desselben Herstellers fast das Doppelte koste. Das liege an den Lichtern an der Bürste, ausserdem sei das Design überarbeitet worden, erklärte der Verkäufer und gab auch dieses Gerät Bruno zum Testen. Bruno bemerkte zwar, dass die Bedienung etwas einfacher war, würde dafür aber nicht das Doppelte zahlen. Er bedankte sich für rund 7 Minuten Beratung und versuchte es im Fachgeschäft.

Elektrofachgeschäft

Im Elektrofachgeschäft war Bruno der einzige Kunde. Drei Verkäufer begrüssten ihn und zeigten ihm Staubsauger von Miele. Es gebe nur diese Marke, andere könnten sie bestellen. "Aber Miele sind die besten, deshalb haben wir nur die hier", sagte ein Verkäufer. Ein weiterer wollte wissen, ob Bruno sich schon online erkundigt habe, worauf ihm Bruno erklärte, was er suchte. Einer der Verkäufer meinte, sie hätten nur stromsparende Geräte im Sortiment, andere dürften sie nicht mehr verkaufen. "Es ging immer nur darum, wer die höhere Wattzahl abbilden kann, leistungsmässig waren keine Unterschiede auszumachen, das ist nur vom Motor abhängig", sagte der Verkäufer und lobte Dyson für seine Motoren. Von Miele gebe es schon ab 160 Franken "etwas Rechtes", sagte er. Ausserdem hätten sie heute noch das passende Ersatzteil für 20 Jahre alte Miele-Geräte an Lager. "Bei Miele können wir garantieren, dass es noch lange Ersatz gibt", sagte er. Anschliessend erklärte er die einzelnen Abstufungen bei Miele von C1 bis C3 ("Der Hauptunterschied ist der Filter") und riet schliesslich zu letztgenanntem. Bruno bedankte sich für rund 7 Minuten Beratung und verabschiedete sich.

Fazit

Bruno zog ein gemischtes Fazit. Einerseits erlebte er Verkäufer, die mit viel Enthusiasmus ein Gerät anpriesen wie etwa bei Media Markt und Fust, andererseits konnte er fast nirgends die Geräte ausprobieren. Wenn schon von Saugleistung und Lautstärke gesprochen wird, sollte man das demonstrieren, fand Bruno. Er hätte sich nicht entscheiden können, ob es ein Sauger mit oder ohne Beutel sein sollte. Dafür waren die Meinungen der Verkäufer zu verschieden. Ohne Beutel müsste es ein Dyson-Gerät sein, das war ihm nun klar. Mit Beutel wüsste er aber nicht, ob Miele infrage käme. Das dicke F auf dem Energielabel hinderte ihn am Kauf, was auch an den teils unverständlichen Aussagen der Verkäufer zum Energielabel lag.

Tags
Webcode
DPF8_43225