Positive Langeweile im Haushaltsgeräte-Geschäft

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Der Schweizer Markt für Elektrogrossgeräte hat ein ansprechendes erstes Halbjahr erlebt. Auch die Zukunft sieht gut aus. Was Fachhändler trotz positiven Vorzeichen beachten sollten, sagen Experten von Schulthess und BSH.

Im Schweizer Elektrogrossgerätemarkt herrscht Gelassenheit. Zumindest bei den Mitgliedern des Fachverbandes Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe Schweiz (FEA) scheint das der Fall. In seiner Marktstatistik für das erste Halbjahr weist der Fachverband ein leichtes Wachstum im Grossgerätebereich um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus – das entspricht rund 753 000 verkauften Geräten. Zum Vergleich: Bei den Kleingeräten gab es laut FEA einen Rückgang um fast 10 Prozent im ersten Halbjahr. Der FEA begründet das gute Geschäft mit den Grossgeräten mit der weiterhin regen Bautätigkeit. Das bestätigen auch die provisorischen Daten der Baustatistik des Bundesamts für Statistik. Im vergangenen Jahr stiegen die Bauausgaben nominal um 1,4 Prozent (real um 1,8 Prozent). Im ersten Halbjahr 2016 legten laut FEA insbesondere Backöfen und Steamer zu, was auch auf innovative Produkte und entsprechendes Marketing zurückzuführen sei. Wiederum rückläufig waren die Zahlen der Gefriergeräte, laut FEA womöglich deshalb, weil in urbanen Gegenden das Einfrieren von Frischprodukten weiter an Bedeutung verliert.

Das trübt die gute Grundstimmung aber nicht, wie das Konjunkturbarometer des FEA belegt. Die Auswertung für das zweite Quartal ergab Werte, die auf dem Niveau des Vorquartals verharren. Das ist deshalb gut, weil die Konjunkturdaten schon Anfang des Jahres ansprechende Werte erreichten, wie der FEA schreibt.

Die Situationsbeurteilung der 40 Umfrageteilnehmer des FEA-Konjunkturbarometers ist gleich geblieben. Erfreut zeigt sich der Fachverband insbesondere darüber, dass die Konjunkturfaktoren Ertragslage, Auftragsbestand, Bestellungseingang und Beschäftigungslage jeweils für rund 90 Prozent der Firmen gut oder befriedigend sind. Die stabile Konjunktur ist positiv zu beurteilen, zumal sich die Werte auf ansprechendem Niveau bewegen. Der FEA bemerkt aber, dass die Mehrheit der Firmen ihre Meldungen vor der Brexit-Abstimmung abgegeben hätten. Die nunmehr aufgetretene Unsicherheit in Europa müsste an sich in der Konjunktur Niederschlag finden. Ob die Entwicklungen in Europa im auf die kurzfristige Betrachtung ausgerichteten FEA- Konjunkturbarometer bereits Spuren hinterlassen wird, bleibt abzuwarten.

Gute Aussichten

Für das kommende dritte Quartal rechnet der Fachverband jedenfalls nicht mit Ausschlägen. Die Trendprognose deutet darauf hin, dass die Konjunkturdaten auch weiterhin auf demselben Niveau verharren. Am deutlichsten fiel das Verdikt der an der Konjunkturerhebung teilnehmenden Firmen bei der Beschäftigungslage aus, wo gleich 90 Prozent gleichbleibende Werte für das dritte Quartal 2016 prognostizieren.

Auch die Schweizerische Elektro-Einkaufs-Vereinigung EEV sieht im laufenden Jahr im Bereich Umbauten und Sanierungen gute Marktchancen für ihre Mitglieder. Aber auch neue Technologien in der Installationstechnik bieten grosses Potenzial, wie die Genossenschaft an ihrer Generalversammlung diesen Sommer mitteilte. Insgesamt ist die EEV zuversichtlich für die Entwicklung der Auftragslage ihrer Mitglieder im Jahr 2016.

Hans Peter Stamm, Bereichsleiter Marketing und Verkauf und Mitglied der GL bei Schulthess Maschinen, sieht diese positive Entwicklung auch bei den Elektrogrossgeräten: "Nach einem relativ stabilen ersten Halbjahr erwarten wir ebenfalls ein stabiles zweites Halbjahr. Wir glauben nicht, dass es Ausreisser nach oben oder unten geben wird." Claude Pache, Vertriebsleiter Schweiz bei BSH Hausgeräte, erwartet, was den Absatz angeht, sogar eine moderate Steigerung im zweiten Halbjahr.

Dass der Hausgerätemarkt gesund ist, lässt sich auch daran erkennen, dass die Fachhandelskooperation Expert in Deutschland in diesem Segment erstmals mehr Umsatz erzielte als mit Unterhaltungselektronik inklusive Foto. Die Kette konnte dank eines Anstiegs um 3,6 Prozent in diesem Bereich den Jahresumsatz beinahe halten, wie der Sender NDR unter Bezug auf Expert-Vorstandschef Volker Müller berichtete. Erneut waren bei Expert demnach vor allem energiesparende Haushaltsgeräte gefragt.

Die Trends

Dem Elektrogerätefachhandel geht es seit Jahren gut, wie der IFA-Veranstalter Messe Berlin in einer Mitteilung schreibt. Basis dafür sei deren Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit. Gross- und Kleingeräte erleichtern die Arbeit im Haushalt, machen sie komfortabler und helfen Energie, Wasser und Zeit zu sparen. Sie sorgen für Wohlbefinden, bereichern das Leben und machen es gesünder und vielfach bequemer. Das Erlebnis, Essen selbst und mit Freunden oder der Familie gemeinsam zuzubereiten und zu geniessen, ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung mit Lifestyle-Faktor, wie es weiter heisst.

Elektrogross- und -kleingeräte seien zudem herausragend bezüglich Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung. Unabhängig von den bereits erreichten Verbesserungen und messbaren Ergebnissen sei der möglichst geringe Verbrauch von Strom, Wasser und Waschmitteln ein nach wie vor hochaktuelles Thema mit hohem Stellenwert. Mit jeder neuen Gerätegeneration gelinge es den Herstellern, die Verbrauchswerte zu optimieren. Dies werde von den Käufern honoriert, denn die Anschaffung eines neuen Elektrogeräts amortisiere sich aufgrund der geringeren Verbrauchswerte innerhalb kurzer Zeit.

Der IFA-Veranstalter nennt die Trends im Haushaltsgerätemarkt: Ressourcenschonung, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Ein weiteres Augenmerk gelte es auf die Themen smarte Funktionalitäten und Connectivity, komfortable und einfache Bedienbarkeit, Zeitersparnis sowie gesunde Speisenzubereitung zu legen.

Claude Pache von BSH nennt die Energieeffizienz ein Thema, das seit Jahren aktuell und für die Kunden ein wichtiges Kaufkriterium sei. Stamm sagt ebenfalls, dass beste Energiewerte mittlerweile "State oft the Art" seien. Aktueller und künftiger Trend werde die Gerätevernetzung sein, die vor allem interaktiv sein müsse. Das sieht auch Pache so. Seiner Meinung nach sollten Haushaltsgeräte mittels App von überall bedienbar sein.

Tipps vom Profi

Obwohl die Kundennachfrage im Elektrogrossgerätemarkt auch dank Innovationen gross ist, gilt es immer auch, künftige Herausforderungen zu beachten. Stamm fordert von Herstellerseite ein stärkeres Branding ihrer Marken. Die neuen Produkte sollten dem Endkonsumenten einen echten Mehrwert bringen. Für den stationären Handel gelte es, gute ansprechende Warenpräsentationen zu bieten. Der Kundenkontakt sollte dabei zwar freundlich und zuvorkommend sein, aber auch bestimmt. "Man muss auch mal Nein sagen können", sagt Stamm.

Pasche sieht ebenfalls die professionelle Beratung als wichtigstes Kriterium beim Haushaltsgeräteverkauf. Es drängten sich dabei Themen zur Energieeffizienz, Qualität, Schnelligkeit, Konnektivität, Zusatzservices und High Technology mit einfacher Bedienung auf. Pasche rät dem Fachhandel, das starke lokale Image zu fördern. Ausserdem gelte es, Leistung und Effizienz zu bieten, schnell zu sein und hochwertige Produkte am POS mit interessantem Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten. Auch wichtig seien die lokale Kommunikation und Werbung. Dann dürfte der Elektrogrossgeräte-Fachhandel weiterhin gelassen auf die Marktsituationen reagieren können.

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