Reorganisation bei Media Markt

"Wir sind der Benchmark für Multichannel"

Uhr | Aktualisiert

Media Markt hat einen Paradigmenwechsel angekündigt. Der Discounter will nicht mehr auf den Preis sondern auf Services setzen. Media-Markt-Schweiz-Chef Karsten Sommer und Media-Saturn-Geschäftsführer Wolfgang Kirsch informierten über die Pläne.

Media Markt hat gestern zur umgebauten Filiale im Zürcher Sihlcity geladen. Die 4000-Quadratmeter-Filiale ist seit September neueröffnet und soll der Anfang einer Trendwende sein.

Karsten Sommer, CEO und CPO der Media-Markt-Gruppe Schweiz, Wolfgang Kirsch, Geschäftsführer und Chief Operating Officer der Media-Saturn-Holding, und Media-Markt-Sihlcity-Geschäftsführer Thomas Meister stellten die neue Unternehmensphilosophie vor: Im Zentrum einer Reorganisation soll der Service stehen. "Früher orientierten wir uns am Preis, heute reicht das nicht mehr", sagt Kirsch, ergänzt aber: "Der Preis ist wichtig und bleibt auch wichtig." Margenprobleme sollen mit effizienter Digitalisierung angegangen werden. So hätten die Verkäufer mehr Zeit für Beratung.

"Der statische Handel ist nicht tot"

Eine grosse Zeitersparnis bringen laut Thomas Meister elektrische Preisschilder, die mit der Warenbewirtschaftung verknüpft sind. Media Markt will sie zunehmend für die Papierschilder austauschen. Per NFC finde der Kunde zusätzliche Angaben über das Produkt. Laut Wolfgang Kirsch will Media Markt, dass sich der Kunde über den Preis informiert. "Wir müssen selbstbewusst genug sein und einen gewissen Abstand zu Online-Garagen-Händlern halten. Wir bieten Serviceleistungen, die besser sind als ihr Ruf."

Der Service beginne mit einer guten Beratung. Dafür sei das permanente Ausbilden von jungen Nachwuchstalenten nötig, sagt Kirsch. Media Markt wolle den Kunden von der Inspiration bis zum After Sales Service begleiten. Auf allen Kanälen. "Wir sind in unserer Branche der Benchmark in Europa für Multichannel", sagt Kirsch. Obwohl ihm viele gesagt hätten, Media Markt habe den Onlinetrend verschlafen. Von Experten habe es noch vor 5 Jahren geheissen, Media Markt solle seine Läden zumachen. "Doch der statische Handel ist nicht tot. Das Ziel ist das Verschwimmen der Welten", sagt Kirsch.

2016 sind zwei Kleinflächen geplant

Laut Karsten Sommer ist es Media Markt egal, auf welchem Channel der Konsument den Umsatz macht. Das sieht auch Sihlcity-Filialleiter Thomas Meister so. Ist ein Kunde aber erstmal in einer Filiale registriert, bleibe er das auch wenn er online oder in einer anderen Filiale einkaufe.

Zwei neue Filialen sollen dieses Jahr zu den bestehenden 27 in der Schweiz kommen. Als sogenannte Kleinflächen mit rund 800 bis 1200 Quadratmeter Ladenfläche in kleineren Städten. "Der Kunde fährt heute nicht mehr 30 Kilometer zum Media Markt", sagt Kirsch. Deshalb will Media Markt in die Kleinstädte, weissen Flecken auf der Karte mit Kleinflächen füllen. Insgesamt sind laut Sommer 15 bis 20 Kleinflächen mit 20'000 bis 25'000 Produkten geplant.

Mit dem Kunden zur Virtual Shelf

Im Media Markt Sihlcity ist einiges neu. Der Verkäufer kann etwa mit dem Kunden an Virtual Shelfs das gesamte On- und Offline-Sortiment durchsuchen. Dafür habe Filialleiter Meister laut eigener Aussage viel Überzeugungsarbeit bei den Mitarbeitern leisten müssen.

Aktuell sind die Displays noch nicht mit dem Bestellwesen verknüpft. Findet der Kunde das gewünschte Produkt, kann er sich einen Bestellschein ausdrucken und anschliessend an einem PC im Laden ordern. Der nächste Schritt sei das direkte Bestellen an den Displays. Geplant sei, dass der Kunde auch übers Tablet im Laden bestellen könne. Dafür sei aber ein enormer Ausbau der WLAN-Infrastruktur nötig, befürchtet Meister. Auch an intelligenten Suchfunktionen werde getüftelt.

Eine der ersten "Smartbars"  

Derzeit bietet Media Markt Schweiz 250'000 Produkte im Onlineshop. Ziel sei aber, dass alle in der Schweiz erhältlichen Geräte mit einem Stecker online verfügbar sind. Kirsch schätzt, dass es gut 1 Million Produkte sein würden. Ein grosser Teil davon werde an Lager sein, der Rest als Anbindung zum Lieferanten. Übrigens bezieht Media Markt Schweiz laut Karsten Sommer 99 Prozent seiner Ware aus dem Inland.

Der Media Markt Sihlcity ist einer der ersten überhaupt mit einer "Smartbar". In der umgebauten Telko-Abteilung finden Kunden einen Handy-Tablet-Computerservice. Zur Auswahl stehen etwa Expressreparaturen, Navi-Updates und Notebook-Vorinstallationen. Pro Tag würden bis zu 15 Reparaturen bewerkstelligt. Media Markt befindet sich laut Kirsch in Gesprächen mit den Smartphone-Herstellern für offizielle Garantieservices. Die Mitarbeiter an der „Smartbar“ durchlaufen eine vier- bis sechswöchige Ausbildung.

Zwei Heimkinostudios sind weg

Weil Telko einen immer grösseren Umsatzposten von Media Markt ausmacht und auch das TV-Segment hinter sich liess, mussten andere weichen. Zwei Heimkinostudios sind weg. Bisher hätten sich laut Meister aber erst zwei Kunden nach den Gründen erkundigt. Die TV-Abteilung blieb grösstenteils gleich. Nur stellt Media Markt neu die grossen TVs ab 55 Zoll in den Vordergrund mit Studio- und Insellösungen.

Stark im Fokus sei das Thema IT. Das Segment findet im „Herzen“ des Media Markt Sihlcity seinen Platz, wie Thomas Meister sagt. Etwa mit einer Insellösung mit Apple-Produkten. Auch im Trend seien Schallplatten, weshalb die Vinyl-Abteilung ausgebaut wurde. Laut Meister suchten Kunden auch Platten aus Gold. Karsten Sommer glaubt aber, dass der Trend zum Plattenspieler wellenartig verläuft und das Thema eine Nische bleibt.

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