Besuch im Handel

Mystery-Shopping: Smartwatches

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Smartwatches waren einer der grossen Trends an der CES 2016. Sind sie schon im CE-Handel angekommen? Die professionelle Mystery-Shopperin Astrid T. machte den Test im Fachhandel, beim Discounter und im Warenhaus.

Der Trend zum gesunden Körper und einer ausgewogenen Ernährung ist ungebrochen, natürlich auch in Astrid T.s Umfeld. Schon einige ihrer Arbeitskolleginnen und Freundinnen tragen Activity-Tracker oder eine Smartwatch am Handgelenk. Mit den sogenannten Wearables analysieren sie ihre Gesundheitswerte und zählen Schritte, führen Tagebuch über ihr Essverhalten oder überwachen ihren Schlaf.

Schon vor rund einem Dreivierteljahr hatte sich Astrid auf die Suche nach Activity-Trackern gemacht. Damals überzeugten vor allem die Sportartikel-Fachgeschäfte mit fundierter, begeisternder Beratung. Der CE-Handel führte die Produktkategorie, wenn überhaupt, erst seit kurzem im Sortiment und konnte dementsprechend noch kaum Auskunft geben. Dafür hatte Astrid damals Verständnis.

Nun hat sie sich im CE-Handel nach Smartwatches umgesehen. Denn Astrid will nicht nur auf ihre Gesundheit achten, sondern auch die erweiterten Funktionen und Apps einer Smartwatch nutzen, von denen sie sich zusätzlichen Komfort verspricht. Ohne genaue Vorstellung davon, was sie wollte, machte sie sich auf die Suche. Der CE-Handel sollte ihr die technischen Möglichkeiten schmackhaft machen. Also ging Astrid in Begleitung von "CEtoday" auf Mystery-­Shopping-Tour, die zu EP- und zum Euronics-Fachhändler, zu Interdiscount, Melectronics, Media Markt, Manor und zu Conrad führte.

EP-Fachhändler

Zuerst wollte Astrid zum Fachhandel. Doch das war die falsche Wahl. Der lokale EP-Händler ist ihr zwar von einer früheren Shopping-Tour durch fachkundige Beratung zu einem NAS-Gerät in positiver Erinnerung, doch Smartwatches führt er nicht.

Ein Verkäufer erklärte ihr: "Ich habe noch keine Erfahrung mit Smartwatches gemacht. Natels und Uhren sind nicht unser Geschäft." Astrid war die einzige Kundin im kleinen Ladengeschäft. Der Verkäufer speiste sie wohl deshalb nicht nur mit einer kurzen Entschuldigung ab. Er erwähnte, dass er manche Uhren bestellen könne, er aber wissen müsse, welches Gerät genau. "Die Apple Watch können wir sicher über unseren Apple Support bestellen", sagte er und bemerkte, dass es noch zahlreiche weitere Smartwatch-­Hersteller gebe.

Euronics-Fachhändler

Astrid wollte mehr Auswahl geboten bekommen. Sie bedankte sich für das freundliche Gespräch und versuchte es im Euronics-Fachhandel, dessen Ladengeschäft an ein modern eingerichtetes Wohnhaus erinnerte und über mehrere Etagen reichte. Weil schon zwei Kunden von Verkäufern beraten wurden und sich ein dritter die Fernseh-Auswahl ansah, machte sich Astrid selbst auf die Suche nach Smartwatches. Bis sie auf einen jungen Mitarbeiter traf, den sie für einen Verkäufer hielt. Als ihn Astrid ansprach, entschuldigte er sich, er sei nur der Techniker und sie führten keine Smartwatches. Ein Verkäufer kam dazu und ergänzte, dass sie auch keine Smartwatches bestellen könnten, weil die nicht zum Sortiment gehörten.

Interdiscount

Wieder nichts. Der Fachhandel hat den Smartwatch-Trend noch nicht aufgegriffen. Also ging Astrid weiter zum kleinen Interdiscount. Dort fand sie neben der Kasse Uhren in einer Vitrine ausgestellt. Volltreffer, dachte sie, doch es waren klassische Uhren. Auf Smartwatches angesprochen meinte der Verkäufer hinter dem Kassentresen: "Nein, das haben wir nicht, nur Sportarmbanduhren. Wir könnten aber welche bestellen."

Melectronics

Bestellen wollte Astrid aber nicht. Stattdessen versuchte sie es bei Melectronics. Weil sich dort viele Kunden befanden, suchte sie zuerst selbst nach Smartwatches im kleinen Ladengeschäft und fand endlich welche von Sony, Garmin und Samsung. Voll Freude ging sie zum Kassentresen und fragte einen Verkäufer, der gerade ein Verkaufsgespräch beendet hatte, nach Beratung. Diese fiel kurz aus und fand über den Kassentresen hinweg statt. Astrid wollte wissen, ob er ihr ein Modell empfehlen könne. Seine Antwort: "Die Apple Watch, aber die haben wir hier nicht." Das wars mit der Beratung, der Verkäufer sprach den nächsten Kunden an, statt Astrid die Modelle vorzuführen, die ausgestellt waren.

Media Markt

Diese Beratung empfand Astrid als die schlechteste, obwohl sie erstmals Smartwatches auf ihrer Tour in einem Ladengeschäft angeboten sah. Nun gab sie Media Markt eine Chance. Und das war die richtige Wahl. Sie fand zahlreiche Smartwatches von rund sieben Herstellern zu Preisen von 40 bis 450 Franken. Die meisten Geräte waren in Betrieb, weshalb sie sie ausprobierte. Sie fand sich schnell mit der Menübedienung der Uhren von Samsung und LG zurecht, wollte aber eine Beratung. Also sprach sie eine Verkäuferin in der Nähe an und fragte, welches Modell sie empfehlen könne. Die Antwort fiel ausführlich aus: "Es kommt bei Smartwatches hauptsächlich aufs Design an, schliesslich müssen Sie die Uhr tragen. Die meisten haben dieselben ­Activity-Funktionen. Für Zusätzliches empfehle ich einen Activity-Tracker. Die Synchronisation von E-Mails, Whatsapp etc. ist ebenfalls bei allen gewährleistet."

Die Verkäuferin führte Astrid ein LG-Modell vor, machte Angaben zum Akku, zu Verbindungsmöglichkeiten und mehr und erzählte von ihren eigenen Erfahrungen mit einer Samsung-Watch. "Die kennt sich aus", dachte Astrid, "zumindest mit Android-­Geräten." Die Uhren gefielen Astrid sehr gut, manche mit rundem Gehäuse wie bei einer klassischen Uhr fand sie ziemlich schick. Die Verkäuferin riet, die Geräte noch etwas auszuprobieren und bei weiteren Fragen wieder zu ihr zu kommen. Astrid verabschiedete sich erstmals vollkommen zufrieden an diesem Tag und ging weiter zu Manor.

Manor

Auch in der kleinen Multimedia-Abteilung im Manor fand sie zahlreiche smarte Uhren, fast zehn Marken zählte sie zu Preisen von 90 bis 450 Franken. Astrid versuchte auch diese auszuprobieren, die Geräte waren aber nicht in Betrieb. Deshalb sprach sie einen Verkäufer in der Nähe an, der zugab: "Ich kenne die Uhren leider nicht. Aber die können alle dasselbe. Die zusätzlichen Funktionen der teureren Modelle wie ein Barometer braucht es nicht zwingend. Die Apple Watch hat zum Beispiel noch mehr Health-Funktionen. Aber ob Sie das brauchen?" Zudem funktionierten die meisten Modelle mit Android- und Apple-Handys, deshalb müsse es nicht die teure Apple Watch sein. Der Verkäufer riet Astrid, sich für ein "normales" Modell um die 200 Franken zu entscheiden. "Dafür, dass er sich nicht auskennt, konnte er doch viel sagen", dachte Astrid. Sie bedankte sich und versuchte es noch eine Etage tiefer in der Sportabteilung des Manor-Warenhauses. Dort erklärte ihr ein Verkäufer, dass sie nur Activity-Tracker und Sportuhren zum Joggen im Sortiment hätten. Smartwatches gebe es nur in der Multimedia-Abteilung.

Conrad

Bevor Astrid die Tour beendete, wollte sie noch die Meinung von Conrad hören. Der war an diesem Abend sehr gut besucht. Trotzdem traf Astrid auf vier Verkäufer, die sich miteinander unterhielten. Also wandte sie sich an einen und fragte wiederum nach Smartwatches. "Wir haben hier sowas von Pebble", sagte er und zeigte eine Verpackung mit dem Bild einer klobigen Uhr drauf im Stile früherer Digitaluhren. "Den Rest haben wir online", sagte er weiter. "Dann gehe ich online", entgegnete Astrid, was sie aber eigentlich nicht vorhatte.

Fazit

Astrid beendete ihre Smartwatch-Mystery-Shopping-Tour mit gemischten Gefühlen. Der CE-Fachhandel bot zwar eine freundliche Beratung und ein schönes Ladendesign, konnte ihr bei Smartwatches aber genauso wenig weiterhelfen wie Conrad oder Interdiscount. Die kurz angebundene "Beratung" bei Melectronics fand sie enttäuschend; da stimmte einiges nicht. Dafür glänzten Manor und vor allem Media Markt mit einer ausgiebigen, fundierten Beratung. Die Media-Markt-Verkäuferin punktete durch ihre eigene Erfahrung, was sich beim Vorführen des Geräts bezahlt machte.

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