Sammelklage

Apple vor Gericht

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Der iPod-Hersteller soll Musik von MP3-Player gelöscht haben, die nicht bei ihm gekauft wurde. Apple habe so sein Geschäftsmodell sichern wollen. Eine entprechende Klage datiert fast zehn Jahre zurück. Jetzt muss sich Apple gegen die Vorwürfe wehren.

Apple steht wieder einmal im Kreuzfeuer der Anwälte. Vor einem Bezirksgericht in Oakland wehrt sich der Konzern zurzeit gegen den Vorwurf, Kartellgesetze verletzt zu haben. Konkret geht es bei dem Prozess um die digitale Rechteverwaltung Fairplay, die bis 2009 Teil von iTunes war, wie die NZZ und 20 Minuten berichten.

Fairplay "befreite" iPods automatisch von Musik, die nicht über iTunes gekauft wurde. Das manifestierte sich folgendermassen: Wollte der Anwender Musik anderer Dienste via iTunes auf seinen iPod überspielen, erhielt der Anwender eine Fehlermeldung. Sie forderte ihn auf, die Einstellungen seines iPods zurückzusetzen. Kam er der Aufforderung nach, war die Musik vom Drittanbieter danach verschwunden.

Vorsichtsmassnahme gegen Hackerangriffe

Apple äusserte sich dazu zunächst nicht öffentlich. Apples Sicherheitschef Augustina Farrugia argumentierte später aber, dass Apple seine Kunden nicht habe verwirren wollen. Das ganze sei viel mehr eine Vorsichtsmassnahme gewesen. Das Unternehmen sei immer wieder Ziel von Hackerangriffen geworden. Aus Sicherheitsgründen habe Apple deshalb Musik von Drittanbietern per Update gelöscht.

Die Klägerschaft, bestehend aus betroffenen Konsumenten und Unternehmen wie Realnetworks, sieht das offenbar ein wenig anders. Sie verlangt 350 Millionen US-Dollar Schadensersatz.

Seit 2009 kein DRM mehr im iTunes Store

2003 soll Steve Jobs in einer internen E-Mail folgendes geschrieben haben: "Wir müssen sicherstellen, dass die bei Musicmatch gekaufte Musik sich nicht auf dem iPod abspielen lässt. Ist das ein Problem?"

2004 gelang es Realnetworks mit seiner Software Harmony Apples Fairplay auszuhebeln. Gemäss Klägerschrift konnte Realnetworks seinen Marktanteil auf diese Weise von 10 auf 20 Prozent steigern. Apple rutschte hingegen von 70 auf 60 Prozent ab. Kurz darauf präsentierte Apple ein Update für seine iPods und wies darauf hin, dass Harmony nicht länger funktionieren werde.

Verfahren auf zwei Wochen angesetzt

2007 gab Steve Jobs nach. Er forderte die wichtigsten Label dazu auf, ihre Musik ohne Kopierschutz anzubieten. Seit 2009 ist Musik im iTunes Store DRM-frei.

Die Sammelklage, die jetzt in Oakland vor Gericht ausgetragen wird, reicht fast zehn Jahre zurück. Sie betrifft gemäss NZZ Kunden, die zwischen dem 12. September 2006 und dem 31. März 2009 einen iPod gekauft haben. Es geht also um die erste bis vierte Generation des iPod Nano, die fünfte und sechste Generation des iPod Classic, die iPod U2 Special Edition, die ersten drei Generationen des iPod Schuffle sowie die ersten beiden Generationen des iPod Touch. Die zuständige Richterin Yvonne Gonzalez Rogers setzte das Verfahren auf zwei Wochen an.

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