ONE-TO-ONE mit Eric Tveter von UPC Cablecom

"Ich habe schon früher Turnarounds geschafft"

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis, René Mosbacher

Eric Tveter ist vor drei Jahren in die Schweiz gekommen und übernahm ein "irreparabel beschädigtes" Unternehmen, von dem die "Bilanz" im Dezember 2009 schrieb, es sei das meistgehasste der Schweiz. Tveter erreichte, was nur wenige für möglich gehalten hätten: den Turnaround von UPC Cablecom. Im Gespräch erklärt der Macher, wie er das geschafft hat.

(Quelle: Netzmedien AG)
(Quelle: Netzmedien AG)

UPC Cablecom hat in den vergangenen knapp drei Jahren einen beeindruckenden Turnaround hingelegt. Wie haben Sie das geschafft?

Eric Tveter: Wenn man einen Turnaround schaffen will, braucht es vor allem Fokus. Erstens haben wir uns darauf konzentriert, unsere Kunden wieder glücklich zu machen. Wir sind eine sehr kundenorientierte Organisation geworden. Zweitens haben wir unsere Produkte verbessert. Wir haben heute ein Produktportfolio, das massiv besser ist als das unserer Konkurrenten. Drittens haben wir einen Fokus auf unsere Mitarbeiter gerichtet. Wir haben ein paar Veränderungen im Führungsteam vorgenommen und verfügen heute über sehr starke Senior Managers, und 250 weitere Mitglieder der Organisation haben Führungsaufgaben. Wir sind heute ein High-Power-Team. Zudem hat UPC Cablecom in den letzten acht Jahren etwa zwei Milliarden Franken in ihr Netz investiert. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt. Um es in Pokersprache zu sagen: Wir sind "all-in" gegangen.

Wie haben Sie persönlich zum Gelingen des Turnarounds beigetragen? Warum waren Sie der richtige Mann für den Job?

Ich habe schon früher Turnarounds geschafft. Auch solche, die eigentlich nicht zu schaffen waren. Bevor ich damals bei UPC Cablecom anfing, sagten mir einige Leute: "Dieses Unternehmen kannst du nicht reparieren. Es ist irreparabel beschädigt." – "The company cannot be fixed." Doch das glaubte ich nicht. Ich war fest überzeugt, dass ich es mit den richtigen Leuten hinkriegen würde. Und ich hatte Recht. Als ich hierherkam, brachte ich Disziplin, Erfahrung und Hartnäckigkeit ins Unternehmen. Ich glaube, dass ich wirklich sehr hartnäckig bin. Ich habe dann allerdings gemerkt, dass das Unternehmen stärker beschädigt war, als ich angenommen hatte, mdoch wir sind es Schritt für Schritt angegangen. Und wir haben es geschafft.

Wie läuft Ihr Geschäft mit Privatkunden in der Schweiz?

Wir sind sehr zufrieden. Wenn Sie unsere Zahlen für das dritte Quartal gesehen haben, dann wissen Sie auch warum. Wir sind im Gegensatz zum entsprechenden Vorjahresquartal um fast fünf Prozent gewachsen. Wir haben beim Digitalfernsehen 27 500 neue Kunden gewonnen. Die Zahl der Internetanschlüsse stieg um 11 300 und auch im Telefongeschäft konnten wir 16 300 neue Anschlüsse hinzugewinnen. Ich bin sehr stolz darauf, was unsere Leute erreicht haben.
 
Wie wirkt sich die derzeitige wirtschaftliche Situation auf Ihr Geschäft aus?

Das Gute an unserer Industrie ist, dass sie ziemlich konjunkturresistent ist. Und wie Sie unseren Quartalszahlen entnehmen, wachsen wir zurzeit sogar schneller als der Markt. Aber es ist klar, dass wir wachsam sein müssen. Die Zeiten sind für viele Unternehmen nicht leicht und das betrifft unser Geschäftskunden-Segment. Allerdings kann man als Unternehmen kaum bei der Connectivity sparen. Auch bei den Privatkunden sehen wir keine rückläufigen Zahlen. Es ist ja bekannt, dass die Leute gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gerne zu Hause sind. Und das spricht natürlich für uns, etwa im Bereich des Digitalfernsehens. Zudem haben wir einfach das beste Angebot im Markt. Nirgends bekommen Sie so viel für Ihr Geld wie bei uns.

Wie zufrieden sind Sie derzeit mit den regulatorischen Rahmenbedingungen in der Schweiz?

Wir glauben nicht, dass das Telekommunikationsgesetz überarbeitet werden muss. Wir glauben sehr stark an den Infrastrukturwettbewerb. Und der Markt spielt. Natürlich wollen  wir ein ebenes Spielfeld, und wir wollen unsere Investitionen schützen. Wir glauben, dass der Einstieg der Elektrizitätswerke und Gemeinden in den Infrastrukturwettbewerb mit FTTH den Markt verzerrt und das Potenzial hat, ihn auseinanderbrechen zu lassen. Primär wird durch diese Situation Swisscom subventioniert, und wir finden, dass das nicht fair ist. Business Cases für diese FTTH-Netzwerke der Elektrizitätswerke und der Gemeinden sind problematisch.

Ich zitiere den früheren Swisscom-Chef Jens Alder, der heute Verwaltungsratspräsident der Industriellen Werke Basel ist und sagt, dass er kein Geld in sein FTTH-Netz investieren würde – weil es dafür keinen Business Case gebe. Glücklicherweise haben wir von UPC Cablecom heute schon das schnellste Netz und werden auch auf Jahre hinaus das schnellste Netz haben. Unser HFC-Netz (Hybrid Fibre Coaxial, Anm. d. Red.) basiert heute schon auf Glasfaser und bringt das Signal von der Glasfaser via Kupfer zum Router oder in den Fernseher. Auch FTTH funktioniert so. Eigentlich ist FTTH nicht der richtige Ausdruck. Statt Fibre to the Home müsste es konsequenterweise Fibre to the Node heissen.

Sie eröffnen dieses Jahr den ersten UPC Cablecom Shop am Zürcher Limmatquai. Was erhoffen Sie sich davon, und wann werden wo wie viele weitere solcher Flagshipstores von UPC Cablecom folgen?

Wann, wo und wie viele noch folgen, werde ich nicht verraten. Aber niemand sollte erwarten, dass wir jetzt plötzlich 100 Shops eröffnen. Wir haben heute schon rund 30 Servicepoints in der Schweiz. Einige Flagship stores wie am Limmatquai werden hinzukommen. Der Grund dafür, dass wir nun solche Shops eröffnen ist, dass wir näher an unsere Kunden rücken wollen. Wir wünschen uns mehr direktes Feedback vom Markt und wir wollen mehr Visibilität für unsere Produkte und Dienstleistungen. Es ist aber auch klar, dass wir mit unseren Partnern, etwa dem Consumer-Electronics-Handel, nicht konkurrieren wollen. Denn wir haben mit unseren Partnern im Retail sehr gute Beziehungen und wollen diese auch weiterhin pflegen, weil es strategische Partnerschaften für uns sind.

Mit den Ankündigungen zur Aufhebung der Grundverschlüsselung hat UPC Cablecom viele Sympathien gewonnen. Warum hat das so lange gedauert und warum musste die Regierung einschreiten, bis es vorwärtsging?

Wir glauben nicht, dass es die Aufgabe der Regierung ist, regulierend in unseren Markt einzugreifen und die Kabelunternehmen zu zwingen, nicht zu verschlüsseln. Aus unternehmerischer Sicht muss es unsere Entscheidung sein, wann und wie wir unsere Services auf unserem Netz mit welchem Pricing anbieten. Deshalb haben wir die Regulierung immer bekämpft. Zudem gibt es neben unseren eigenen auch berechtigte Interessen der Sender oder Filmstudios, also der Content-Anbieter, die zu berücksichtigen sind. Mit ihnen pflegen wir eine enge und positive partnerschaftliche Zusammenarbeit, die wir nicht gefährden wollen.

Nun haben wir uns aus unternehmerischen Überlegungen dazu entschieden, das neue unverschlüsselte Grundangebot zu lancieren, und wir glauben, dass dafür jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Das Angebot ist auch wirklich sehr attraktiv. Wir werden alle Haushalte mit 55 Digitalsendern, 2-Mbit-Internet für 28.40 Franken im Monat versorgen. Das Schöne an der Sache ist, dass keiner unserer Mitbewerber aus der klassischen Telekomecke in der Lage ist, ein solches Offering zu machen, denn bei ihnen allen braucht es für jeden Fernseher eine Set-Top-Box. Um unsere Signale zu verbreiten, brauchen wir nur einen Kabelanschluss, ein Antennenkabel und einen DVB-C-fähigen Fernseher.

UPC Cablecom bringt nun endlich HBB-TV in die Haushalte von UPC Cablecom. Auch hier die Frage, warum hat es so lange gedauert?

Wir schauen uns HBB-TV genau an. Mehr möchte ich im Moment nicht dazu sagen.

Wie sehen die weitere Expansionsstrategie und die weiteren Investitionspläne von  UPC Cablecom in der Schweiz aus?

Wir werden weiterhin in unser Netz investieren und die Kapazitäten ausbauen. Der nächste Schritt ist die Erhöhung der Bandbreite auf 150 Megabit pro Sekunde. Wenn Sie mich nach den Expansionsplänen fragen, ist es so, dass sich die Telekombranche ja immer wieder neu erfindet. Nehmen Sie uns zum Beispiel. Zuerst waren wir «nur» ein Anbieter von analogen TV-Signalen, dann kam Breitbandinternet dazu, später Digital-TV und HD, dann die Festnetztelefonie, nachher Video on Demand, und jetzt dann der Mobilfunk. Wir schauen uns immer nach neuen Möglichkeiten um, unser Geschäft zu erweitern. Wir denken dabei immer an Services, die auf die Anwendung bei den Konsumenten zu Hause fokussiert sind.

Sie sprachen vorher in einem Nebensatz noch von Mobilfunk. Geht es da bei UPC Cablecom nun endlich weiter?

Ja, absolut. Wir werden nächstes Jahr als MVNO (Mobile virtual network operator, Anm.d. Red.) mit unserem Partner Orange ins Mobile Business einsteigen. Viele Kunden wünschen sich ein "One-Stop-Shopping" wenn es um TV, Internet, Festnetztelefonie und eben auch um Mobilfunk geht. In der Branche nennen wir das 4-Play oder Quadrupleplay. Für diese Kunden werden wir dieses Angebot entsprechend bündeln und nächstes Jahr lancieren.

Wann genau?

Ich möchte dazu nicht zu viel sagen. Wir wollen unseren Mitbewerbern die Überraschung nicht verderben.

Aber ist Orange der richtige Partner dafür? Meine eigene Erfahrung ist es, dass die 3G-Abdeckung von Orange nicht gerade die beste ist …

Orange hat gemäss einer Studie des Telekom-Magazins Connect das beste Netz in der Schweiz. Zudem wird Orange noch viel in sein Netz investieren.

Wie geht es nun weiter mit Digital-TV?

Ende des Jahres werden wir unsere neuen TVBox namens Horizon im Markt einführen. Es ist ein All-in-one-Gerät – eigentlich ist es ein PC – mit eingebautem Modem, TV-Konverter, Harddiskspeicher und Wi-Fi-Router. Alles natürlich DLNA-zertifiziert mit einer tollen Benutzeroberfläche à la Apple für intuitive Bedienung.

Da sind wir aber gespannt. Eine letzte Frage: Wann ist das Rebranding zu UPC abgeschlossen, oder anders gefragt: Wann verschwindet der Brand Cablecom endgültig aus dem Namen des Unternehmens?

Das Rebranding ist abgeschlossen. Die Marke heisst UPC Cablecom. Es gibt keine Pläne, den Namen Cablecom abzuschaffen.

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